Fußball: Verletzungen meiden und beheben
- Updated: Dezember 18, 2013
Fußballspielen ist die beliebteste Sportart der Welt. Doch gerade hier können Verletzungen passieren, die die Akteure zu einer kurzen oder längeren Auszeit zwingen. Wir erklären, wie man die häufigsten Verletzungen sinnvoll behandelt.
Allein in Deutschland sind sechs Millionen Menschen fußballerisch aktiv, die in einem der etwa 27.000 Vereine als Mitglieder registriert sind. Ungefähr weitere vier Millionen praktizieren diesen Sport ausschließlich in der Freizeit. Neben der Beliebtheit ist jedoch auch die Verletzungsgefahr besonders hoch: So verletzt sich ein durchschnittlicher Fußballspieler jedes Jahr fast dreimal. Lediglich beim Eishockey ist die Verletzungsgefahr noch höher. Gerade fürs Sprung- und Kniegelenk ist das Verletzungsrisiko deutlich erhöht.
Bänderriss am Sprunggelenk
Meistens entstehen Bandverletzungen durch Verdrehen oder Umknicken des oberen Sprunggelenks, am häufigsten als Supinationstrauma. Hierbei kann der Außenbandapparat beschädigt werden, besser bekannt als Bänderriss. Kommt es zu einem Umknicken oder Verdrehen, sollte die betroffene Stelle gekühlt und ein Kompressionsverband angelegt werden. Nachdem eine knöcherne Verletzung ausgeschlossen werden konnte, ist der Knöchel anhand einer Schiene (Orthese) für zwei bis sechs Wochen zu stabilisieren. Eine Operation wird lediglich dann erforderlich, wenn das Sprunggelenk instabil ist und der Sportler immer wieder umknickt.
Syndesmose-Verletzungen
Die knöchelnah verlaufenden Bänder zwischen Schien- und Wadenbein – die hintere und vordere Syndesmose – stellen wichtige anatomische Bandstrukturen zur Stabilisierung des Sprunggelenks dar. Sofern nur die vordere Syndesmose gerissen ist, so ist eine Behandlung mittels Ruhigstellung in einer Schiene (Orthese) sowie eine mehrwöchige Entlastung bis zur Ausheilung möglich. Sind jedoch sowohl hintere wie vordere Syndesmose gerissen, ist ein operativer Eingriff unumgänglich. Hierbei müssen die Syndesmosen genäht und anhand einer Schraube stabilisiert werden. Bis zur Ausheilung der Bänder und der Entfernung der Schraube, was sich über einen Zeitraum von mindestens sechs Wochen erstreckt, muss der Sportler das Sprunggelenk an Gehhilfen entlasten.
Wadenbein-, und Mittelfußbruch
Erleidet das Sprunggelenk einen Knochenbruch, so wird insbesondere das untere Wadenbein in Mitleidenschaft gezogen. In aller Regel ist ein Gips ausreichend, um den Knochen bis zur Ausheilung ruhig zu stellen. Nicht selten ist allerdings auch ein operatives Verfahren (Osteosynthese) erforderlich, um die volle Funktionsfähigkeit der Knochen bzw. des Sprunggelenks wieder herzustellen. Damit der Knochen gut zusammenwachsen kann, müssen die Bruch-Enden mit einer Metallplatte und Drähten oder Schrauben zusammengehalten werden. Je nach Schweregrad, kann ein Mittelfußbruch mittels konservativer Therapie mit Schiene oder Gips oder jedoch operativ versorgt werden.
Innenbandriss am Knie
Der Kapselbandapparat kann durch eine Verdrehung des Kniegelenks mehr oder weniger schwere Beschädigungen erleiden. Zumeist kommt es hierbei zu einem Innenbandriss an der Knieinnenseite. Durch eine Ruhigstellung des Knies in einer speziellen Schiene kann diese Verletzung innerhalb von zwei bis drei Wochen gut therapiert werden.
Riss des vorderen Kreuzbandes
Ein Riss des vorderen Kreuzbandes stellt eine schwerere Verletzung dar. Mittels einer Kernspintomographie lässt sich der Riss sehr gut diagnostizieren. Ohne einen operativen Eingriff vermag das vordere Kreuzband in den meisten Fällen nicht zu heilen. Denn die Gefahr, dass eine Instabilität des Kniegelenks verbleibt und eine Arthrose folgt, ist besonders groß. Deshalb wird aktiven Menschen und vor allem Sportlern eine Operation empfohlen. Das vordere Kreuzband wird anhand einer minimal-invasiven Operationstechnik samt körpereigener Sehne – die entweder aus der Oberschenkelrückseite (Semitendinosussehne) oder aus dem vorderen Kniescheibenband (Patellarsehne) stammt – ersetzt. Im Knochen verankert wird die Sehne anhand von Bioschrauben, die sich nach einer gewissen Zeit selbst auflösen. Im Anschluss an die Operation, folgt eine fast sechsmonatige Rehabilitationsphase in einer entsprechenden physiotherapeutischen Einrichtung. Während Radfahren und Laufen bereits nach einem viertel Jahr möglich sind, kann sich der Sportler dem Fußballspielen erst wieder nach einem halben Jahr zuwenden.
Erste Hilfe mittels PRICE-Prinzip
Um die Auswirkungen von Gelenk- und Muskelverletzungen zu minimieren, sollte das PRICE-Prinzip beachtet werden. Dieses besteht aus fünf einfachen Maßnahmen, die selbst ungeschulte Helfer unmittelbar nach der Verletzung anwenden können.
Protection (Schutz): Der betroffene Körperteil muss gegen eine Ausweitung der Verletzung geschützt werden. Hierzu sind Schutzverbände und Polster sowie bei Bedarf Schienen zur Ruhigstellung und Stabilisierung zu verwenden. Zur Entlastung bei Verletzungen von Sprunggelenk, Knie oder Oberschenkel, kann der Einsatz von Krücken angemessen sein. Sofern der Verdacht auf eine Verrenkung oder einen Knochenbruch besteht, sollte kein Versuch unternommen werden, die Lage des betroffenen Körperteils zu korrigieren. Stattdessen ist die derzeitige Lage zu stabilisieren und anschließend der Transport in eine Klinik zur Weiterbehandlung zu veranlassen.
Rest (Ruhe): Eine Verletzung braucht Zeit, um Ausheilen zu können. Grundsätzlich falsch ist es deshalb, unbedingt weiterspielen zu wollen. Denn selbst die kleinste Verletzung benötigt Zeit zum Heilen. Bei starken Schmerzen können entzündungshemmende, schmerzstillende Medikamente wie Arcoxia-Filmtabletten, Novalgin-Tropfen oder das homöopatische Traumeel zum Einsatz kommen.
Ice (Eis): Der Einsatz von Kompressen/Kältepacks, Eiswürfeln oder auch nassen, kalten Handtüchern hilft dabei, die Schwellung sowie Schmerzen im betroffenen Bereich zu reduzieren. Weil eine Anwendung direkt auf der Haut zu Erfrierungen führen kann, sind die kalten Hilfsmittel stets in Plastiktüten und/oder Tücher einzuwickeln. Etwa 15 bis 20 Minuten lang sollte das Eis einwirken können. Nach Ablauf von 90 Minuten kann die Stelle bei Bedarf erneut für 15 bis 20 Minuten mit Eis gekühlt werden.
Compression (Kompressionsverband): Am verletzten Körperteil angebracht, hilft ein Kompressionsverband die Schwellung zu verringern. Hierfür können ungeschulte Helfer elastische Tapes oder Bandagen nutzen. Die Verwendung elastischer Fixierverbindungen sollte hingegen qualifizierten Helfern vorbehalten bleiben. Der Kompressionsverband darf nicht zu eng angebracht werden. Dessen Sitz ist ferner ständig zu überprüfen, zumal ein anfänglich lockerer Verband durch ein weiteres Anschwellen zu eng werden kann.
Elevation (Hochlegen): Die Schwellung wird durch das Hochlagern des betroffenen Körperteils über Herzhöhe verringert.
Durch welche Maßnahmen einer Verletzung vorgebeugt werden kann
– intensiveres Fitnesstraining und Aufwärmprogramm. Denn der Körper besitzt natürliche Schutzmechanismen gegen Verletzungen, welche durch regelmäßige Übungen „widerstandsfähiger“ werden
– strengere medizinische Überwachung, etwa durch regelmäßige ärztliche Vorsorgeuntersuchung
– Verletzungen stets auskurieren. Eine nicht vollständig ausgeheilte vorherige Verletzung erhöht das Risiko einer weiteren ggf. schlimmeren Beschädigung.
– Schutz durch richtige Ausrüstung (Schienbeinschoner, gepolsterte Spielkleidung für Torhüter)
– Konsequente Beachtung der Spielregeln (Fairplay)
Die wichtigste Prävention gegen eine Verletzung beim Fußballspielen ist ein strukturiertes Training und ein gutes Aufwärmprogramm. Werden dennoch Gelenke oder Muskeln verletzt, sollten die PRICE-Maßnahmen umgesetzt werden. In den meisten Fällen reicht eine konservative Therapie aus, um nach kurzer Zeit wieder die volle Funktionsfähigkeit zu erlangen. Im Zweifel, gerade bei Knochenbrücken oder einem Riss des Kreuzbandes, sollte unverzüglich ein Arzt konsultiert werden. Dieser kann anschließend diagnostizieren, inwiefern ein operativer Eingriff erforderlich ist.