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Köln.Sport

Fortuna Köln – die Geschichte des Südstadtklubs

Die Geschichte des SC Fortuna Köln vom Veedelsclub zum Profiverein, der Crash um die Jahrtausendwende und der Wiederaufbau der Post-Löring-Ära.

Fortuna Köln wurde am 21. Februar 1948 durch die Fusion der Vereine Bayenthaler SV, Sparkassen-Verein 1927 Köln und SV Victoria Köln gegründet (Foto: Icon Bild drucken In neuem Tab öffnen 08.08.2023 IMAGO Bildnummer: 1033009902 3543x2362 Pixel IMAGO / Herbert Bucco)
Fortuna Köln wurde am 21. Februar 1948 durch die Fusion der Vereine Bayenthaler SV, Sparkassen-Verein 1927 Köln und SV Victoria Köln gegründet (Foto: IMAGO / Herbert Bucco)

Der SC Fortuna Köln, ein traditionsreicher Fußballverein aus Köln, blickt auf eine lange und wechselhafte Geschichte zurück. Gegründet wurde Fortuna Köln am 21. Februar 1948 durch die Fusion der Vereine Bayenthaler SV, Sparkassen-Verein 1927 Köln und SV Victoria Köln. Diese Vereine waren vor dem Zweiten Weltkrieg eher erfolglos. Wenngleich der SV Victoria 1911 immerhin im Jahr 1943 das Achtelfinale der deutschen Meisterschaft erreichte. 1976 wurde zudem der FC Alter Markt Köln in die Fortuna integriert. Wie auch der große Rivale 1. FC Köln, feierte die Fortuna 2023 ihren 75. Geburtstag.

Vom Versuch, eine starke Kölner Mannschaft zu bilden

Die Gründung des SC Fortuna Köln erfolgte nur acht Tage nach der Gründung des 1. FC Köln. Dies war ein weiterer Versuch, aus mehreren Stadtteilmannschaften eine erfolgreiche Gesamt-Kölner Mannschaft zu bilden. In den 1950er und 1960er Jahren gelang es dem Verein jedoch nicht, in die erste Liga aufzusteigen. Doch dies sollte sich ab 1967 ändern, vor allem dank des finanziellen Engagements des damaligen Präsidenten Jean Löring. 1973 gelang schließlich der Aufstieg in die 1. Bundesliga. Leider endete die Saison 1973/74 mit einem erneuten Abstieg, diesmal in die neu gegründete 2. Bundesliga.

Jürgen Niggemann (l.), hier im Duell mit Detlef Olaidotter (Stuttgarter Kickers, r.) beim Auswärtsspiel am Stuttgarter Degerloch-Stadion am 14.09.1985, ist der Rekordspieler der Südstädter. Er trug das Fortuna-Trikot in 387 Pflichtspielen. (Foto: imago/Pressefoto Baumann)
Jürgen Niggemann (l.) – hier im Duell mit Detlef Olaidotter (Stuttgarter Kickers, r.) beim Auswärtsspiel im Stuttgarter Degerloch am 14.09.1985 – ist der Rekordspieler der Südstädter. Zwischen 1985 und 1999 trug er das Fortuna-Trikot in 387 Pflichtspielen. (Foto: imago/Pressefoto Baumann)

In der 2. Bundesliga blieb der SC Fortuna Köln in den folgenden Jahrzehnten förmlich kleben. Mehrmals verpasste der Verein den Aufstieg, selbst wenn er sich in einer aussichtsreichen Position befand. Im Frühsommer 1986 hatte der Verein beinahe den Wiederaufstieg in die 1. Bundesliga geschafft. Doch in der Relegation setzte sich Borussia Dortmund im Entscheidungsspiel mit einem 8:0-Sieg durch. Die vorherigen zwei Spiele hatten 2:0 für die Fortuna in Köln und 1:3 in Dortmund geendet. Diese Niederlage war besonders schmerzhaft, da die Auswärtstorregel für Relegationsspiele damals noch nicht galt.

Die 2. Bundesliga bleibt bis 2001 das natürliche Habitat von Fortuna Köln. Mit 1376 Punkten in 970 Spielen belegt der Südstadt-Club heute noch den fünften Platz in der ewigen Zweitliga-Tabelle.

Hoffnungsvolle Momente und Lokalderbys

Trotzdem konnte der SC Fortuna Köln auch aus scheinbar aussichtslosen Situationen die Klasse halten. So war der Verein am Ende der Saison der deutschen Wiedervereinigung 1991/92 sportlich abgestiegen. Trotzdem konnte man noch in die Relegation einziehen und diese klar für sich entscheiden.

In all den Jahren als Südstadtverein konnte die Fortuna nur bei wenigen, aber äußerst treuen Zuschauern über die Stadtgrenzen hinaus Resonanz finden. Die dominierende Position des 1. FC Köln in der Stadt blieb unangefochten. Einige der größten Momente in der Vereinsgeschichte resultierten jedoch aus den wenigen Lokalderbys mit dem großen Rivalen. In insgesamt nur zehn Pflichtspielen in über fünfzig Jahren gab es lediglich vier Begegnungen bei Pokalspielen und sechs in der 1. oder 2. Bundesliga.

1983 unterlag die Fortuna im DFB-Pokalfinale gegen den 1. FC Köln mit 0:1, obwohl sie spielerisch und kämpferisch überlegen war. In der Saison 1998/99 bot sich erneut die Chance einer Änderung der Verhältnisse. Damals stieg der 1. FC Köln zum ersten Mal in der Historie in die 2. Bundesliga ab. In beiden Lokalderbys dieser Saison wurden die Geißböcke im ausverkauften Müngersdorfer Stadion klar besiegt. Doch letztendlich änderte sich an der Dominanz des 1. FC Köln nichts. Der FC kehrte in der nächsten Saison wieder in die 1. Bundesliga zurück. Fortuna blieb trotz eines weiteren Derby-Sieges gegen die Geißböcke in der 2. Bundesliga.

Harald „Toni“ Schumacher (1. FC Köln, l.) und Dieter Schatzschneider (SC Fortuna Köln) posieren als Duellanten vor dem kölschen Pokalfinnale der Saison 1982/1983. (Foto: IMAGO / Sven Simon)
Harald „Toni“ Schumacher (1. FC Köln, l.) und Dieter Schatzschneider (SC Fortuna Köln) posieren als Duellanten vor dem kölschen Pokalfinnale der Saison 1982/1983. (Foto: IMAGO / Sven Simon)

Abhängigkeit von Jean „Schäng“ Löring

Nach dem Abstieg im Sommer 2000 zeigte sich, wie abhängig der Verein von seinem Vorsitzenden und Mäzen Jean Löring war.

Auf und Ab in der Ära Löring bei Fortuna Köln

Hans Löring, der sich selbst „Jean“ Löring nannte, weshalb viele Kölner ihn liebevoll im kölschen Idiom „Schäng“ riefen, war Fußballbegeisterter Self-Made-Man. Nachdem er die Mittlere Reife abgeschlossen hatte, absolvierte er eine Ausbildung zum Elektriker und arbeitete sich schließlich bis zum Elektrikermeister hoch. Doch seine Vielseitigkeit zeigte sich nicht nur in seinem Beruf, sondern auch auf dem Fußballplatz.

Als Profifußballer war Jean Löring von Juli 1955 bis Juni 1957 als Verteidiger beim Preußen Dellbrück aktiv. Anschließend spielte er von Juli 1957 bis Juni 1961 beim Nachfolgeverein SC Viktoria 04 Köln. Danach setzte er seine Karriere von Juli 1961 bis Juni 1962 bei Alemannia Aachen fort. Seine Fußballkarriere endete vorzeitig aufgrund einer Hüftgelenksschädigung.

Nach dem Ende seiner aktiven Fußballkarriere errichtete Jean Löring ein beeindruckendes Unternehmensimperium, zu dem neun verschiedene Firmen gehörten. Das Herzstück dieses Imperiums war die Hans Löring ELRO Elektro- und Rohrleitungsbau GmbH. Allein in diesem Betrieb beschäftigte Löring 1973 bereits 300 Mitarbeiter.

07.08.1998: Harald „Toni“ Schumacher hat inzwischen die Seiten gewechselt und arbeitet als Trainer beim Fußball-Zweitligisten Fortuna Köln. Im Hintergrund: Fortuna-Präsident und Mäzen Jean Löring, der Schumacher am 15.09.1999 in der Halbzeitpause entlässt. (IMAGO / Horstmüller)
07.08.1998: Harald „Toni“ Schumacher (r.) hat inzwischen die Seiten gewechselt und arbeitet als Trainer beim Zweitligisten Fortuna Köln. Im Hintergrund: Fortuna-Präsident und Mäzen Jean Löring, der Schumacher am 15.09.1999 in der Halbzeitpause entlassen wird. (IMAGO / Horstmüller)

Sportlicher Aufschwung teuer erkauft

Zuvor hatte er bereits 1966 das Amt des Präsidenten beim SC Fortuna Köln übernommen. Er bekleidete diese Position bis 2001. In seiner ersten Phase als Präsident war er sogar selbst als Spieler für die Fortuna aktiv. Insgesamt absolvierte er 38 Regionalligaspiele für die Fortuna. In der Saison 1967/68 war er Stammspieler und stand in 26 Spielen auf dem Platz. Dabei erzielte er ein Tor. Zumeist spielte er die Position des Vorstoppers, einmal, in einem Spiel gegen Rot-Weiss Essen, sogar als Ersatztorhüter. Während seiner langen Präsidentschaft führte Löring den Verein von der Bezirksliga kontinuierlich in höhere Ligen. Er war nicht nur Präsident, sondern übernahm auch mindestens fünf Mal den Posten des Trainers oder Interimstrainers.

„Schäng“ Löring war nicht nur ein Präsident, sondern auch ein leidenschaftlicher Unterstützer seines „Vereinches“. Über die Jahre hinweg soll Löring schätzungsweise 15 Millionen Euro in den Club gesteckt haben. Im Jahr 2000 geriet sein größtes Unternehmen, die ELRO, in eine finanzielle Krise. Im Mai 2001 hatte die Firma angeblich Steuerschulden in Höhe von 4,5 Millionen DM. Diese Schulden hatten nicht nur Auswirkungen auf sein Unternehmen, sondern auch auf den Verein. 1,2 Millionen DM Schulden beim Finanzamt sorgten für eine existenzbedrohende Krise bei Fortuna Köln. Der Verein musste schließlich ein Insolvenzverfahren durchlaufen und war danach schuldenfrei.

Jean Löring trat am 13. Juni 2001 als Präsident von Fortuna Köln zurück. Der langjährige Fortuna-Boss starb am 6. März 2005 verarmt auf der Palliativstation des Mildred-Scheel-Hauses in Köln an Darmkrebs. Er wurde auf dem Südfriedhof in Köln-Zollstock beigesetzt.

Fortuna Köln erfindet sich in der Verbandsliga neu

Die Mannschaft stieg in die Verbandsliga Mittelrhein ab und spielte dort ab der Saison 2005/06. Trotz des Abstiegs hatte der Verein immer noch einen treuen Fanstamm, und die Spiele zogen im Durchschnitt 400 Zuschauer an, mehr als so mancher Regionalligist. Die erste Saison in der Verbandsliga endete auf dem siebten Platz, was den Abwärtstrend stoppte.

Im Mai 2009 wurde bekannt, dass sich der SC Fortuna Köln erneut verschuldet hatte, um die Kosten der Hinrunde 2008/09 zu decken. Die erste Saison in der neuen NRW-Liga endete auf dem neunten Tabellenplatz. Die folgende Saison war enttäuschend, da der Verein auf dem 15. Platz landete und nur aufgrund der Tordifferenz den Abstieg vermied.

In der Saison 2010/11 gelang dann schließlich der Aufstieg in die Regionalliga West. Die erste Spielzeit in der Regionalliga beendete die Mannschaft überraschend auf dem siebten Platz, obwohl der Kader ursprünglich für die NRW-Liga konzipiert war.

Aufstiegs- und Abstiegskämpfe

In der Saison 2012/13 führte die Fortuna die Regionalliga West zur Halbzeit an und verpflichtete im Dezember 2012 den ehemaligen Fußballprofi Matthias Scherz. Doch der Aufstieg in die 3. Liga wurde in der Rückrunde verpasst. In der Saison 2013/14 qualifizierte sich die Mannschaft schließlich für die Aufstiegsspiele zur 3. Liga und sicherte sich den Aufstieg durch die Auswärtstorregel gegen die zweite Mannschaft des FC Bayern München.

Rekordtrainer: Uwe Koschinat stand zwischen dem 1. Juli 2011 und dem 15. Oktober 2018	in 298 beim Südstadtclub  der Fortuna an der Seitenlinie. (Foto: IMAGO / Eckehard Schulz)
Rekordtrainer: Uwe Koschinat stand zwischen dem 1. Juli 2011 und dem 15. Oktober 2018 in 298 beim Südstadtclub der Fortuna an der Seitenlinie. (Foto: IMAGO / Eckehard Schulz)

Ab der Saison 2014/15 spielte die Fortuna wieder im Profifußball, konkret in der 3. Liga. Der Klassenerhalt wurde trotz einiger Schwierigkeiten erreicht. In den folgenden Jahren gelang es dem Verein, sich in der 3. Liga zu behaupten, wenn auch knapp.

Die Höhepunkte und der bittere Abstieg

Die Saison 2017/18 war die bisher erfolgreichste in der 3. Liga für Fortuna Köln. Die Mannschaft stand in der Hinrunde nie schlechter als auf Rang 4. Doch der Aufstieg wurde letztendlich trotzdem verpasst. In der folgenden Saison verließ Cheftrainer Uwe Koschinat den Verein, und die Mannschaft stieg in die Regionalliga ab. Der Versuch, sich unter neuer sportlicher Führung in der Regionalliga zu behaupten, prägte die kommenden Jahre.

Der SC Fortuna Köln hat eine bewegte Geschichte hinter sich, geprägt von Höhen und Tiefen. Von der Gründung als Versuch, eine starke Kölner Mannschaft zu bilden, bis hin zum langen Verbleib in der 2. Bundesliga, der finanziellen Krise und dem Abstieg in die Fünftklassigkeit, hat der Verein zahlreiche Krisen durchlebt und so manche Herausforderung gemeistert.