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Köln.Sport

Sportpolitik: Gestalten statt Stillhalten

Die neue „Allianz Kölner Sport“ setzt sich mit Nachdruck für den Sport in Köln ein. Dafür hatte das Bündnis im Vorfeld der Kommunalwahl seine Forderungen und Wünsche an die Politik adressiert und um Antworten gebeten. Was ist nun von diesen zu halten?
Sportpolitik

Unter dem Dach von Stadtsportbund (SSB) und Sportjugend Köln hat sich die Initative „Allianz Kölner Sport“ aus namhaften Sportvereinen und Kölner Persönlichkeiten zusammengefunden. (Foto: imago images / Panthermedia)

Durch den erneuten (Teil-)Lockdown Anfang November wurde auch dem Sport in der Domstadt wieder der Stecker gezogen. Trotzdem zeigt sich ein Hoffnungsschimmer am derzeit trüben Kölner Sport-Himmel, genauer gesagt in der Sportpolitik. Denn die Forderung des Sports nach mehr Wertschätzung und Mitsprache, kürzlich durch die von Stadtsportbund (SSBK) und Sportjugend Köln ins Leben gerufene „Allianz Kölner Sport“ formuliert, scheint in der Politik Gehör zu finden. Das ist der Eindruck von Peter Pfeifer, dem SSBK-Vorsitzenden und Initiator der neuen Sport Allianz.

„Wir sind gerade in Gesprächen mit den Ratsfraktionen“, erklärt Pfeifer gegenüber Köln.Sport, „und stoßen dabei auf Wohlwollen.“ Es stünden zwar noch einige Termine an, auch mit den Grünen – den Wahlsiegern der zurückliegenden Kommunalwahl – sowie mit den Beigeordneten der Stadt Köln, Robert Voigtsberger (Bildung, Jugend und Sport), Prof. Dr. Harald Rau (Soziales, Umwelt, Gesundheit und Wohnen) und Markus Greitemann (Stadtentwicklung, Planen, Bauen und Wirtschaft). Doch schon bei den ersten Unterredungen stellte sich für den SSBK-Chef heraus, „dass es niemanden gibt, der die Berechtigung des Sports, in städtische Gremien hineinzukommen, bestreitet“.

Kölner Allianz: Was der Sport fordert

Worum geht es Pfeifer und der Allianz Kölner Sport genau? Zum einen um eine finanzielle Verbesserung des äußerst spärlich ausgestatteten Sportetats. „Mit der ,Sportstadt‘ Köln verhält es sich wie in Platons ,Höhlengleichnis‘“, redete Pfeifer bei einer Presserunde Anfang September Klartext, „sie ist mehr Schein als Sein. Der Anteil des Sports im städtischen Haushalt beträgt gerade einmal 0,6 Prozent – das ist Etikettenschwindel.“ Laut Sportentwicklungsplan liegt die Wertschöpfungskette des Sports in der Domstadt bei einer Milliarde Euro jährlich. Hinzu kommen weitere 410 Millionen Euro, die per anno durch ehrenamtliche Tätigkeiten im Sport erbracht werden. Demnach sei es das Mindeste, so der Bündnis-Initiator, den Sportetat künftig von rund 30 Millionen auf 60 Millionen Euro zu verdoppeln. Ebenso gehört der längst fällige Bau einer Sporthalle mit einem Fassungsvermögen zwischen 1.500 und 3.000 Plätzen zum Forderungskatalog der Allianz Kölner Sport (AKS).

Mitarbeit in den Gremien

Andererseits geht es Pfeifer und seinen Partnern jedoch vor allem um die Aufnahme und aktive Mitarbeit in Ausschüssen, die am Sport partizipieren. Unbestritten ist, dass Sport heute in vielerlei Hinsicht als Kit der Gesellschaft dient und in Bereichen wie Jugend, Integration oder Inklusion längst wertvolle und wichtige Arbeit leistet. „Wir wollen in den Gremien beteiligt werden“, fordert Pfeifer deshalb. Bislang ist der Stadtsportbund lediglich mit Sitz und Stimme im Jugendhilfeausschuss (Pfeifer: „Das hat uns zehn Jahre Arbeit gekostet“) vertreten, dazu als „Gast mit Rederecht“ im Sportausschuss dabei. In der neuen Legislaturperiode will die AKS nun auch in den städtischen Ausschüssen „Soziales und Senioren“, „Stadtentwicklung“ und „Gesundheit“ beteiligt werden.

Außerdem möchte der langjährige Vorsitzende der Sportjugend eine Mitgliedschaft der AKS in den Aufsichtsräten der Sportstätten GmbH und der KölnTourismus GmbH erwirken. „Wenn wir das schaffen, wäre das ein Meilenstein“, sagt Pfeifer.

Bleibt die Frage: Wie sehr können der SSBK-Vorsitzende und die Allianz Kölner Sport tatsächlich auf die Erfüllung ihrer Wünsche und Forderungen hoffen? Interessant ist dazu ein Blick in den Fragenkatalog zur Zukunft des Sports, den das Bündnis noch vor der Kommunalwahl im September an die Politik verschickt hatte. Bei den Antworten der Wahlsieger – die Grünen als stärkste Ratsfraktion sowie Oberbürgermeisterin Henriette Reker – zeigt sich: Es gibt durchaus Verständnis und Wohlwollen für die Belange des Sports.

Reker bekennt darin, dass für sie der Sport „das Mittel für die Gesundheit und Integration“ schlechthin sei. Das zeugt von Wertschätzung, wenngleich die wiedergewählte Oberbürgermeisterin ansonsten in ihren Statements wenig Neues beziehungsweise Konkretes verrät. Zum Beispiel kommt ihr Hinweis, dass der Sport in diesem Jahr weitere 2,65 Millionen Euro erhalte, eher Kosmetik gleich: Diese Summe ist dem Sportentwicklungsplan geschuldet und weniger ein zusätzliches Wahlgeschenk an den Sport. Bemerkenswert aber ihre finale Antwort: „Wie bewerten Sie auf einer Skala von 1 bis 10 (höchste Priorität) insgesamt die Forderungen, Ansprüche, Wünsche des Kölner Sports im gesamtstädtischen Kontext aller Interessen?“ Dies ordnet Henriette Reker mit einer glatten „10“ mit Ausrufezeichen ein. Klingt vielversprechend, woran sich Kölns Erste Bürgerin in ihrer neuen Amtszeit wohl messen lassen muss.

„Relativ positive Signale“

Und die Grünen? Beratende Sitze für den Sport in den Gremien steht die Siegerpartei der Kölner Kommunalwahl „skeptisch“ gegenüber. Beim Thema „Wettbewerbsfähige Sportstätten“ dagegen erkennen die Grünen „großen Sanierungsbedarf“ und erklären, dazu beitragen zu wollen, „dass diese Vorhaben forciert umgesetzt werden“. Beim Aspekt „Sukzessive Aufstockung des Sportetats“ wiederum bleibt die Antwort der Partei reserviert. „Wir Grüne wollen zunächst einmal die bestehenden kommunalen Sport-Budgets für die nächsten Jahre sichern. Wo konkrete Aufgabe und Projekte zusätzliche Mittel erfordern, setzen wir uns selbstverständlich dafür ein.“

Insgesamt deutet Peter Pfeifer die Statements als „relativ positive Signale“. Doch als Kämpfer für den Sport weiß er aus jahrelanger Erfahrung, dass die Politik nach einer Wahl gerne dazu übergeht, gestern noch geäußertes Wohlwollen flugs wieder zu vergessen und sich entspannt zurückzulehnen. Deshalb will Pfeifer mit der Allianz Kölner Sport weiter Druck ausüben und bald verbindliche Zusagen erlangen: „Unsere Forderungen nach einer Verdopplung des Sportetats sind bescheiden. Und wir wollen in die Gremien, wollen darin aktiv mitarbeiten und können diese gut befruchten.“ Als Allianz werde man unnachgiebig daran erinnern und weiter einfordern – „nach einhundert Tagen, nach einem Jahr und auch noch am Ende der Legislaturperiode“.