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Köln.Sport

Einigkeit fürs kölsche Hätz

So viel Einigkeit herrschte zuletzt selten beim 1. FC Köln: Mit überwältigender Mehrheit, nämlich 91,4 Prozent der Stimmen, wählten die anwesenden Mitglieder auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung Werner Spinner zum neuen FC-Präsidenten, dazu Markus Ritterbach und Toni Schumacher zu dessen Vizepräsidenten.

Ein Teil dieses Erfolges liegt im Vorfeld der Wahl begründet, als sich Spinner, Ritterbach und Schumacher medienwirksam mit Fans, Mitgliedern und Sponsoren des Vereins zeigten, zudem offen den Dialog mit den Medien suchten. Strategien, auf die der potenzielle Gegenkandidat Karl-Heinz Thielen bewusst verzichtete. Und was sein Vorhaben wohl scheitern ließ.

Auch auf der Mitgliederversammlung selbst arbeitete die PR-Maschinerie des Spinner-Trios auf Hochtouren. Unterstützt durch eine emotionale Rede von Cheftrainer Frank Schaefer (Standing Ovations!) und die launige Moderation eines Dr. Werner Wolf. Der Vorsitzende des Verwaltungsrates verstand es bestens, mit Wortwitz und Appellen ans kölsche Hätz durch den Abend zu führen und so weitere Sympathiepunkte für die Kandidaten seines Gremiums zu sammeln.

Doch wofür steht die neue FC-Führung inhaltlich?

Der ehemalige Bayer-Vorstand Werner Spinner wird als Präsident repräsentieren und entscheiden, ist nach außen der starke Mann im Verein. Markus Ritterbach, seit Jahren Präsident im Festkomitee Kölner Karneval, übernimmt als Netzwerker die Aufgaben Marketing und Sponsorenbetreuung. Ihm muss es gelingen, neue Unternehmen für den Verein zu gewinnen, um die drückende Schuldenlast von 30 Millionen Euro zu reduzieren.

Und Toni Schumacher, wie Ritterbach neuer Vizepräsident des Vereins, soll sein sportliches Know-how sowie seine Kontakte zur Fußballszene einbringen. Konkret heißt das: Die FC-Legende muss schleunigst einen Cheftrainer für die kommende Saison sowie einen Sportdirektor finden. Zudem wird es Aufgabe des Ex-Nationaltorhüters sein, die Nachwuchsarbeit voranzutreiben. „Den Kern der FC-Mannschaft müssen Kölner bilden“, forderte Präsident Werner Spinner bereits.

Des Weiteren hat sich der neue Vorstand auf die FC-Fahne geschrieben, die Außendarstellung des Klubs (Spinner: „Wir haben uns in ganz Deutschland lächerlich gemacht“) zu verbessern und die Professionalität zu erhöhen. Dazu gehört zweifelsfrei auch eine moderne Satzung. So ist Werner Spinner vor allem die Allgewalt des Präsidentenamtes („So viel Macht gibt es sonst nur beim Diktator 
einer Bananenrepublik“) ein Dorn im Auge. Weshalb er eine Änderung der Vereinssatzung auf der nächsten ordentlichen Mitgliederversammlung herbeiführen will. Auch daran wird sich der neue Vorstandschef messen lassen müssen. Womöglich steht dann auch die ehrenamtliche Arbeit des Vorstandes, die im modernen Profifußball für Vergangenheit statt Zukunft steht, zur Diskussion.

In diesem Zusammenhang forderte ein Mitglied das neue Präsidium auf, den Begriff Ehrenamt mit Leben zu füllen, statt sich – wenn es unbequem wird – dahinter zu verstecken. Eine kluge Anmerkung, denn bei all der neu gewonnenen Einigkeit darf nicht vergessen werden: Diesbezüglich ist der FC ein gebranntes Kind.