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Köln.Sport

Vom Aussenseiter zum Publikumsliebling

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Frecher Ästhet oder unprofessioneller Spaßvogel: Dustin Brown polarisiert wie kaum ein anderer Tennisprofi auf der Tour. Doch der Wandel des Deutsch-Jamaikaners ist bemerkenswert.
Dustin Brown

Der Deutsch-Jamaikaner Dustin Brown ist einer der spektakulärsten Tennisspieler weltweit. (Foto: imago/Icon SMI)

Dustin Brown stößt einen Glücksschrei aus, der Momente später vom schallenden Applaus der von ihren Sitzen aufspringenden Zuschauer abgelöst wird. Voraus ging wie so oft einer dieser typischen Brown-Momente: Krachender Angriffsball, Schmetterball über Kopf, Winner durch die Beine – in nur drei Schlägen zeigt der Tennis-Ästhet Brown das komplette Repertoire seines Könnens. Der Deutsch-Jamaikaner beherrscht Schläge, die selbst für viele Profis nicht nachzuahmen sind. Aufschläge oder Passierbälle mit einer Vorhand hinter dem Rücken? Kein Problem.

Die unkonventionelle Spielweise ist sein Markenzeichen. Besser gesagt, eines seiner Markenzeichen. Denn zu seiner außergewöhnlichen Art, Tennis zu zelebrieren, passt auch die unverwechselbare Optik des deutschen Davis-Cup-Spielers. Die um seinen Kopf wirbelnden, langen Dreadlocks haben seit über 20 Jahren keine Schere mehr gesehen und sind im Profibereich einzigartig. Wie aber gelingt es Dustin Brown, im hart umkämpften Profibusiness mit seinem von vielen als Laisser-faire abgekanzelten Spiel und seiner lockeren Art, über so viele Jahre erfolgreich zu bleiben?

Mit dem VW-Bus durch Europa

Ein Blick in seine Vergangenheit gibt Aufschluss. Aufgewachsen in Winsen, einem kleinen Dorf in Niedersachsen, beobachtet er schon früh die Spieler auf dem Tennisplatz neben seinem Haus. Mit gerade einmal vier Jahren wagt er sich dann das erste Mal selbst auf den Court, trainiert anschließend zunächst in Winsen, bis er mit seiner Familie nach Jamaika zieht und dort früh den Weg in den Profibereich sucht. Schnell wird klar, dass er zwar ein unbeschreibliches Ballgefühl mit sich bringt, aber auch gerne mal aus der Reihe tanzt. Nach einem Streit mit dem jamaikanischen Tennis-verband entscheidet sich der von seinen Fans liebevoll „Paradiesvogel“ genannte Brown 2003, nach Deutschland zurückzukehren. Seine Eltern kaufen ihm, um die Reiseausgaben möglichst gering zu halten, einen alten VW-Bus. Mit dem fährt er als 19-Jähriger quer durch Europa, um an Tennisturnieren teilzunehmen. Wenn mal zu wenig Geld in der Kasse ist, bespannt er nebenbei für andere Spieler die Schläger.

Bleibenden Eindruck auf der Tennisbühne hinterlässt der aktuell 125. der Weltrangliste allerdings erst am 2. Juli 2015 in Wimbledon. Damals trifft „Dreddy“ unglücklicherweise schon in der zweiten Runde auf den Weltranglistenersten Rafael Nadal. Unaufgeregt und durch seinen Achtelfinalsieg ein Jahr zuvor bei den Gerry Weber Open in Halle voller Selbstbewusstsein, tritt er auf dem „heiligen Rasen“ gegen den Spanier mutig auf – sehr mutig! Brown spielt sich zunehmend in einen Rausch, ihm gelingt es, den zweifachen Wimbledonsieger aus dem Rhythmus zu bringen und sich mit hochklassigem Tennis in die Herzen der Fans zu spielen.

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