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Köln.Sport

Mängel an allen Ecken

Quelle: Horst Fadel

Nicht immer rollt der Ball wie gewünscht: Die Sportanlagen in Köln sind teilweise stark reparaturbedürftig.

„50 Prozent der Bolz- und Basketballplätze sind reparatur- und erneuerungsbedürftig.“ Köln.Sport nimmt diese Äußerung von Sportdezernentin Dr. Agnes Klein zum Anlass, in einer Serie nicht nur den Zustand der Bolzplätze, sondern sämtlicher Kölner Sportanlagen genauer unter die Lupe zu nehmen. Den Anfang machen vier von Vereinen genutzte Fußballplätze und ihre Anbauten.

Wie schlimm ist es wirklich um die Kölner Sportanlagen bestellt? Wir fragen jemanden, der es wissen muss: den Leiter des Sportamtes der Stadt Köln, Dieter Sanden. Seine Behörde ist verantwortlich für Pflege und Instandhaltung der städtischen Sportplätze. „Insgesamt unterstehen uns 160 Sportanlagen und auf mindestens 40 bis 50 besteht, vielfach aufgrund der Altersstruktur, dringender Investitionsbedarf“, erklärt Sanden.

 

 

 

 

Auf der Sportanlage des KSV Heimersdorf am Altenhofer Weg treffen wir uns zum Ortstermin mit dem Abteilungsleiter Fußball des KSV, Klaus Hilterscheid. Der Tennenplatz, das große Sorgenkind der KSVer, liegt unter einer dichten Schneedecke verborgen. Platzsperre – wie so oft in Heimersdorf, auch wenn es nicht schneit. Denn schon ein kräftiger Regen genügt, um den Ascheplatz buchstäblich zu fluten. „Die Drainage ist kaputt“, erklärt Hilterscheid, „die Entwässerungsschächte sind verstopft, das Regenwasser fließt nicht ab, staut sich auf und setzt den Platz unter Wasser.“

Für den Sportamtsleiter, der uns auf unserer Tour begleitet, ein bekanntes Phänomen, das auf fast allen älteren Ascheplätzen auftritt. Deshalb hat das Sportamt frühzeitig begonnen, sanierungsbedürftige Tennenplätze durch Kunstrasenplätze zu ersetzen. Hoffnung auf rasche Besserung kann Sanden den Heimersdorfern nicht machen. Die Kosten für den Neubau eines Kunstrasenplatzes, inklusive neuem Unterbau, beziffert er auf 800.000 Euro. Geld das – allem Sanierungsbedarf zum Trotz – im Augenblick nicht vorhanden ist. Der nächste Problemfall stellt sich bei der Besichtigung der Umkleiden und Duschen dar.

Im Funktionsgebäude aus den 1960er-Jahren liegt einiges im Argen. Zwar hat der KSV hier bereits in Eigenregie Renovierungsarbeiten durchgeführt, doch kaschieren diese an vielen Stellen nur die gröbsten Mängel. Unter der abgehängten Decke wuchert der Schimmel, die Dämmung der Wasserleitungen hängt in Fetzen herab, Lichtschalter in unmittelbarer Nähe der Duschen sind notdürftig mit Klebeband abgedichtet. Zwischen 2002 und 2010 wurden beim KSV 37 Bau- und Reparaturmaßnahmen durchgeführt, die 38. wird nicht lange auf sich warten lassen.

Platz unter Dauerbelastung

Von Heimersdorf führt die Tour über den Militärring gen Süden, zur Anlage der DJK Südwest am Unteren Komarweg. Auch hier lässt sich der bedauernswerte Zustand des ca. 30 Jahre alten Tennenplatzes, den der Vorsitzende Dr. Michael Kosche im Vorgespräch beklagt hat, aufgrund der dichten Schneedecke nur erahnen. Doch Dieter Sanden ist informiert und weiß um die Platzverhältnisse bei Südwest, wo Woche für Woche etwa 30 Mannschaften ca. 60 Trainingseinheiten und etliche Nachholspiele durchführen. Teilweise trainieren auf dem einen Platz fünf bis sechs Mannschaften gleichzeitig. Entlastung tut Not.

Wie schon in Heimersdorf ist das Problem mit den zugesetzten Abläufen der Drainage auch hier latent. „Dieser Platz braucht eine Generalinstandsetzung“, gibt Sanden unumwunden zu, schränkt aber direkt ein, dass man heutzutage natürlich nicht mehr die Tenne erneuern würde. „Ziel muss es sein, hier einen Kunstrasenplatz zu errichten.“ Als Standort dafür wurde bereits eine kleine Lichtung nördlich des Vereinsheims ausgeguckt. „Dies wird bei Entwicklung des Grün-Konzeptes für die Stadt Köln berücksichtigt.“

Eine weitere dringende Baumaßnahme betrifft das 20 Jahre alte und hoch renovierungsbedürftige Vereinsheim. Äußerlich ist vom Verfall wenig zu erkennen, drinnen scheint es, als wäre die Zeit stehengeblieben. Düster, beengt und muffig stellen sich die Kabinen und Duschen dar. Kaputte Fenster und Bänke, deren beste Tage lange zurückliegen, kennzeichnen die Kabine der Heimmannschaft. Doch Abhilfe ist in Sicht: Mit Mitteln aus dem Konjunkturpaket II werden eine aufwändige Renovierung und die Errichtung eines Anbaus realisiert.

30-jähriges Provisorium

Wir wechseln die Rheinseite und nehmen Kurs auf den Platz des SV Gremberg-Humboldt. Das zertrümmerte Kassenhäuschen am Eingang lässt wenig Gutes erwarten. An manchen Tagen gleicht der Fußballplatz „An der Lenzwiese“ einer Buckelpiste. Immer wieder treten plötzliche Verwerfungen auf. Die Ursachen dafür liegen im Untergrund. Laut dem Vorsitzenden des SV, Markus Klein, „liegt der Platz auf einer ehemaligen Deponie der chemischen Fabrik Kalk, und was hier begraben liegt, kann keiner so genau sagen.“ Auch wurden hier nach dem 2. Weltkrieg Schutt und Müll verbracht, weiß Dieter Sanden.

Ein weiteres Resultat dieser Bodenverhältnisse: das abenteuerliche Gefälle. Blickt man vom 5-Meter-Raum des einen Tores über den Platz, ist das gegenüberliegende Tor nicht vollständig zu sehen, weil die Spielfläche zur Mitte hin stark ansteigt. „Der Anstoßpunkt ist definitiv der höchste Punkt auf diesem Platz“, bestätigt Klein.

Ein weiteres Ärgernis ist auch auf dieser Anlage die Situation der Kabinen und sanitären Einrichtungen. „Duschen und Umkleiden wurden in Form eines Containers zur Verfügung gestellt“, erklärt der Sportamtsleiter, „der ursprünglich als Provisorium für maximal zehn Jahre vorgesehen war.“ Wie lange der Funktionsbau nun tatsächlich schon in Betrieb ist, weiß keiner so genau. Thomas Klein versucht eine Annäherung: „Ich habe 1988 angefangen hier Fußball zu spielen, da stand der Bau schon…“

Die Zukunft des SV Gremberg-Humboldt liegt nur 600 Meter weit entfernt. Direkt an der Rolshover Straße existiert bereits seit längerem ein weiterer Tennenplatz, der die Richtlinien für einen regulären Spielbetrieb erfüllt. Mit Mitteln aus dem Konjunkturpaket II wird hier 2011 ein Vereinsheim mit Duschen und Umkleiden entstehen, die Stadt steuert die Beleuchtungsanlage bei. Bis zur Fertigstellung läuft der Spielbetrieb weiter auf der Buckelpiste, die dem SV später als „großräumige Trainingsfläche“ erhalten bleiben soll.

Einbruch und Vandalismus

Weiter geht die Fahrt zum letzten Ziel dieser Rundfahrt, gut sechs Kilometer entfernt, im Stadtbezirk Mülheim gelegen, zur DJK Viktoria Buchheim. Hier ist das Problem nicht der Platz, sondern jugendliche Zerstörungswut. Die von außen relativ schlecht einsehbare Anlage am Herler Ring wird häufig von Einbrechern heimgesucht, die nur in den seltensten Fällen etwas stehlen, sondern hauptsächlich auf Zerstörung aus sind. Zuletzt waren die Vandalen durch ein Fenster in den Aufenthaltsraum eingestiegen, um diesen zu verwüsten. „Die Fernseher haben sie dagelassen“, erzählt DJK-Platzwart Peter Gratzl, „weggekommen sind höchstens mal Süßigkeiten.“ Die Beute des letzten Raubzuges war ein Wasserhahn. Schäden an den Aufbauten, wie aufgebrochene Türen und zerstörte Fenster, müssen vom Sportamt repariert werden. „Wir ärgern uns maßlos über solche Akte des Vandalismus, für deren Reparatur wir Geld aufbringen müssen, das an anderer Stelle sinnvoller investiert werden könnte.“