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Köln.Sport

Lang-wei-lig, lang-wei-lig!!

Vor wenigen Jahren reiften beim Unternehmen „Red Bull“ hehre Ziele: Nach Österreich sollte nun auch Deutschland erobert und mit einem eigenen Fußballverein „beglückt“ werden, der schnellstmöglichen Erfolg, sprich: Durchmarsch durch die deutschen Ligen, erzielen sollte. Spätestens bis 2015, so das Ziel von „RB“, sollte dann die 1. Bundesliga erreicht sein. Da man keine große Lust und Motivation verspürte, den „normalen“ Weg eines neuen Vereins zu begehen und in der untersten Spielklasse anzufangen, wählte RB die einfachere Lösung: Dem Oberligisten SSV Markranstädt, einem Leipziger Vorortclub, wurde die Abtretung des Startplatzes in der Staffel Nordost-Süd an „Red Bull“ finanziell sehr schmackhaft gemacht, der Verein in „RB Leipzig“ umbenannt (da Werbung in Vereinsnamen untersagt ist, steht „RB“ offiziell für „Rasenballsport“…), nahezu die komplette ehemalige Mannschaft des SSV vor die Tür gesetzt und anschließend abgehalfterte Ex-Profis sowie ambitionierte Spieler aus der 3. Liga und Regionalliga verpflichtet. Natürlich konnte kein anderer Verein in der anschließenden Saison sportlich mithalten und der erste Schritt, der sofortige Aufstieg in die Regionalliga, gelang. Auch wenn hier zur Zeit eine gewisse Stagnation erkennbar ist, wird an dem Ziel „1. Bundesliga“ strikt festgehalten.

Was das nun mit Köln zu tun hat?

Mit Köln sehr viel – mit Sport sehr wenig.

Auch der im vergangenen Jahr neugegründete FC Viktoria Köln verspürte keine besondere Motivation und Geduld, sich von der Kreisliga D jahrelang hochzuarbeiten. Schon bald hatte man im FC Junkersdorf einen Partner gefunden, der bereit war, nach seinem frühzeitig absehbaren Aufstieg (mögliche Aufstiegskonkurrenten in der Mittelrheinliga signalisierten bereits im Winter ihren Verzicht) seinen Startplatz in der NRW-Liga aufgrund einer Ausgliederung der 1. Senioren-Mannschaft in und somit an den FC Viktoria  abzugeben. Hierdurch konnten mal eben schlappe sieben (!) Ligen übersprungen werden. Der Rest ist schnell erzählt: Trotz des sportlichen Aufstiegs des FC Junkersdorf wurde „dank“ der großen sportlichen Pläne des Vorstands fast die gesamte Mannschaft nicht übernommen, sich stattdessen dem unscheinbaren, aber finanzkräftigen Dorfverein TSV Germania Windeck und insbesondere dessen Spielern zugewandt. Frei nach dem Rezept: Man nehme den Aufstieg des FC Junkersdorf, füge die Mannschaft der Germania hinzu und garniere dies, nicht zuletzt dank der prall gefüllten Geldschatulle des Dattenfelder Mäzens, mit (alternden) Ex-Profis und guten Spielern aus Liga 3 und 4. Fertig ist das „Kunstprodukt“ (Fußball-Traditionalisten sprechen nicht ganz zu Unrecht auch von „Retortenverein“) FC Viktoria Köln!

Nun ist es aktuell die NRW-Liga, die sportlich relativ belanglos ist, da bereits zum jetzigen frühen Zeitpunkt der Saison der „Meisterplatz“ fest vergeben ist und Zuschauer gähnend „Lang-wei-lig, lang-wei-lig“ skandieren. Viktoria ist dies egal – sie verfolgen wie RB Leipzig hehre Ziele und sprechen bereits von (mindestens) der 3. Liga.

Abschließend sei noch der Hinweis auf das hervorragende Werk „Das Große Buch der deutschen Fußballvereine“ erlaubt, in dem die Historie zahlloser Klubs nachgezeichnet wird. Hier existieren Dutzende Beispiele von Vereinen, die in den letzten Jahrzehnten zeitweise auf umfangreiches Mäzenatentum eines oder mehrerer Sponsoren gesetzt haben, hierdurch auch durchaus Erfolge verbuchen konnten, aber deren Mäzene auch schnell die Lust verloren, als die Erfolgskurve nicht weiter anstieg. So schnell, wie diese Vereine oben waren, waren sie auch (in der Regel nach einem freiwilligen Rückzug) wieder unten und mussten neu anfangen. Manchmal sogar in der Kreisliga D…