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Köln.Sport

„Jeder würde das Geld nehmen“

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Halten Sie es in der heutigen Zeit noch für nötig, dass es Werte wie Vereinstreue gibt? Oder ist das überholt und nur etwas für wahre Fußballromantiker?
Das ist definitiv überholt. Warum ist Manuel Neuer, der doch ein Schalker Junge ist, zu Bayern gegangen? Ist doch selbstverständlich, dass er dahin geht! Wahrscheinlich verdient der da drei bis vier Mal so viel Geld und kann Titel gewinnen. Er spielt Champions League, was mit Schalke nicht garantiert ist. Das ist logisch. Es gibt wirklich wenige Spieler wie beispielsweise Francesco Totti, die Angebote von großen Vereinen hatten und dann trotzdem beim Heimatverein geblieben sind. Die meisten Spieler, die bei ihrem Heimatverein geblieben sind, hatten oft keine anderen Alternativen, hätten aber woanders mehr Geld verdienen können.
Verdienen Ihrer Meinung nach die jungen Spieler schon zu früh zu viel Geld, und geht damit nicht auch der Bezug zum Geld verloren?
Also ich glaube, egal ob mit 17 oder 20 Jahren, jeder würde Geld annehmen, auch wenn es viel ist. Das ist wie mit Angebot und Nachfrage. Wenn jemand bereit ist, für einen so jungen Spieler so viel Geld zu bezahlen, obwohl er erst 20 Bundesliga­spiele gemacht hat, dann ist das so. Ich würde es auch annehmen. Es hat aber sicherlich Dimensionen erreicht, wo es für junge Spieler unmöglich ist, auf dem Boden zu bleiben und zu realisieren, dass ein normaler Arbeitnehmer vielleicht 1.500 bis 2.000 Euro im Monat verdient. Ein 18-Jähriger, der vernünftig gegen den Ball treten kann, verdient Millionen. Man muss schon ziemlich bodenständig sein und was in der Birne haben, um zu realisieren, dass es nicht normal ist, so viel Geld zu verdienen.
Kommen Spieler heutzutage gar nicht mehr in Ihre Situation, abwägen zu müssen: ‚Gehe ich jetzt zu einem anderen Verein und verdiene da weniger, oder bleibe ich, selbst wenn ich wenig spiele, weil ich in zwei bis drei Jahren nicht mehr das große Geld machen kann‘?
Vor solchen Situa­tionen stehen Spieler durchaus noch. Es ist ja nicht jeder bei Bayern München oder bei einem anderen großen Verein in Deutschland. Ich möchte nicht wissen, was die Spieler in der Zweiten Liga verdienen oder wie hoch da das Durchschnittsgehalt ist. Da lachen sich die Spieler der Topklubs wahrscheinlich kaputt. Es ist ja nicht so, dass man in der Zweiten Liga so viel Geld verdient, dass man danach nicht mehr arbeiten muss. Ich denke, dass sich die Situation schon verändert hat, aber bei Weitem nicht so ist, dass ­jeder Profifußballer aus der Zweiten Liga oder von Darmstadt 98 nach der Karriere von dem Geld leben kann. Es ist halt der große Unterschied, ob du bei einem Topverein oder einem soliden Bundesligisten spielst und einen sehr ­guten Vertrag hast oder bei einem Abstiegskan­didaten oder Zweitligisten. Dazwischen liegen Welten.

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