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Köln.Sport

EM-Tagebuch, Tag 24 (Finale)

Spanien ist also wieder Europameister! Gut so. Haben auch den schönsten und effektivsten Fußball gespielt. Auch wenn insbesondere die ARD- und ZDF-Moderatoren häufig anderer Meinung waren und ihre Leistung herabwürdigten. Die Luft war raus. Nachdem Jogis Jungs verdient die Segel streichen mussten, waren bis Sonntag schon die meisten Autofahnen abmontiert und Transparente an den Balkonen abgehangen. Ehrlich Leute, was soll denn das? Tage vorher noch Köln an den Rand des Wahnsinns hupen und bunt dekoriert zum Rudelschauen schunkeln, um dann nach dem Ausscheiden kleinlaut den italienischen Fähnchen den gesamten Fahrtwind zu überlassen. Es war doch ein tolles Turnier „unserer“ Jungs – darauf kann man zumindest bis zum Turnierende stolz sein und es auch zeigen! Ein letztes Mal traf sich die Truppe zum Fernseh-Fußball. Heute ging es ins „Heimspiel“ – den Plan mit der Schäl Sick hatten irgendwie alle vergessen. Ohne besondere Anspannung wurde ein letztes Mal ein Deckel mit zahllosen Strichen verziert und auf den neuen alten Europameister angestoßen. Einhelliger Tenor: Hauptsache nicht die Italiener! Auf dem Ring das erwartete Bild: Deprimierte, häufig aber auch stolz dreinschauende Italiener in unüberschaubarer Menge. Dazwischen nicht viele, dafür aber umso enthusiastischere Spanier, die ihre Glücksgefühle so richtig auslebten. Auch gemeinsame Feiern von Italienern und Spaniern, insbesondere am Friesenplatz, waren normal. „Wir haben die Deutschen besiegt – das reicht!“, hörten wir oft. Zu oft. Ach ja, was hier auf dem Ring wohl los gewesen wäre, wenn…? Naja, Schwamm drüber. Gratulation, La Furia Roja! „Wars das wirklich? Müssen wir zurück in die Realität?“ Boris konnte es kaum glauben. „Jau! Muß wohl!“ Tiefes Seufzen allenthalben. „Jungs, Kopf hoch – die nächste WM kommt bestimmt!“, verbreitet Stefan Optimismus. „Und es war eine geile Zeit!“ Gesamtfazit: Die Kölner Gastronomie war hervorragend und absolut professionell auf die EM eingestellt. Bis auf wenige Ausnahmen hatten alle bestens ihre Hausaufgaben erledigt und für ausreichend Platz vor vielen TV-Geräten und zum Teil riesigen Leinwänden gesorgt. Egal, ob drinnen oder draußen geschaut wurde – es war fast immer perfekt! Dafür ein ganz großes Lob an (fast) alle! Die EM-Stimmung in Köln war dagegen eher durchschnittlich. Sie kam zunächst schwer in Fahrt, explodierte förmlich zum Viertel- und Halbfinale, um dann binnen weniger Stunden nach dem Ausscheiden sogleich zu Grabe getragen zu werden. Das Event-Publikum hatte sich abgewendet und suchte schon einen neuen Partner, an den man sich schmiegen kann. Zum Glück läuft es ja just bei der Leichtathletik-EM so gut für unsere Starter… Nee Leute, unter Mitfiebern und insbesondere Mitleiden verstehe ich mehr als Autokorso, Dauerhupen, Deutschland- Schminke im Gesicht und „Setz dich hin, do Jeck! Sonst kumm ich gleich rübber zo dir!“-Rufen, wenn mal jemand versucht, annähernd Stadion-Atmosphäre in den Biergarten zu bringen. Fan-Sein bedeutet mehr. Und dauert länger als 24 Tage.