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Köln.Sport

„Gerne das nächste Kapitel schreiben“

Timo Horn hat sich einige Ziele gesteckt. Foto: imago/Sven Simon

Timo Horn hat sich einige Ziele gesteckt.
Foto: imago/Sven Simon

Timo Horn geht optimistisch in die Bundesliga-Rückrunde. Außerdem sprach der FC-Torhüter mit Köln.Sport über das Thema Vereinswechsel.

Timo Horn hat eine überzeugende, erste Bundesliga-Hinrunde abgeliefert. Im exklusiven Köln.Sport-Interview erklärt der 21-jährige Keeper, wie er mit dem FC in der Rückrunde auf den Klassenerhalt hinarbeiten will, welche Rolle für ihn die große Torhüter-Tradition in Köln spielt – und wie er mit dem Thema Nationalmannschaft ungeht.

Herr Horn, wie haben Sie Ihre erste Hinrunde in der Bundesliga erlebt?
Timo Horn: Grundsätzlich bin ich mit meiner Leistung einverstanden. Es war natürlich eine gewisse Umstellung im Vergleich zur 2. Bundesliga, aber dessen waren wir uns ja alle bewusst. Zu Saisonbeginn haben wir besonders in der Defensive sehr gut gestanden. Das hat dazu geführt, dass wir einige Spiele zu null spielen konnten — das hat mir und dem gesamten Team noch mehr Selbstvertrauen gegeben und gezeigt, dass wir uns vor niemandem verstecken müssen.

Was muss ein moderner Torhüter Ihrer Meinung nach heutzutage beherrschen?
Alles (lacht). Ich finde, da muss jeder Torhüter seinen eigen Stil finden und entwickeln. Jeder Keeper, genau wie jeder Feldspieler, bringt ja andere Voraussetzungen mit. Sicherlich ist heutzutage mehr das fußballerische Element gefragt als früher. Daher wird auch im Torwarttraining viel an den technischen Fähigkeiten gearbeitet, beispielsweise Abschläge und Pässe mit links und rechts.

Wie würden Sie Ihr Torhüter-Spiel beschreiben?
Das ist sehr schwer für mich zu beantworten, das könnte Alexander Bade sicherlich besser. Grundsätzlich versuche ich aber schon, so viel wie möglich zu antizipieren und das Spiel nach Möglichkeit auch schnell zu machen. Ich denke, das ist ein Aspekt des modernen Torwartspiels.

Welche Erwartungen setzen Sie ins Jahr 2015 – mit dem FC und im Bereich der Nationalmannschaft?
Mit dem FC steht einzig und allein der Klassenerhalt im Vordergrund. Wir werden alles daran setzen, möglichst früh die nötigen Punkte zu holen. Wenn wir unsere Leistung der Hinrunde halten und noch etwas verbessern können, bin ich da sehr optimistisch. Für die Nationalmannschaft liegt der Fokus auf der U21-EM in Tschechien und der damit verbundenen Quali für Olympia 2016. Auf Sicht möchte ich dort Spielpraxis sammeln und mich gegen meine Mitstreiter Bernd Leno und Marc-Andre ter Stegen durchsetzen. Das geht aber natürlich in erster Linie über gute Leistungen im Club.

Trainer Peter Stöger betont immer wieder, wie wichtig nicht nur die aktuelle Saison und der Klassenerhalt sind, sondern auch die Entwicklung der Mannschaft. Wie sehen Sie die Möglichkeiten?
Ich sehe sehr gute Möglichkeiten, sonst hätte ich meinen Vertrag nicht verlängert.

Sie haben sich bis 2019 an den FC gebunden. Was waren Ihre Beweggründe?
Es war schon immer ein Traum für mich, mit dem FC in der Bundesliga zu spielen. Darüber hinaus sehe ich den gesamten Club auf einem sehr guten Weg, und diesen Weg will ich einfach weiter mitgehen.

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Der junge FC-Keeper (l.) war in der Hinrunde oft gefordert. Foto: imago/Horstmüller

 

Gab es auch Angebote anderer Bundesliga-Klubs, mit denen Sie sich im Vorfeld Ihrer Entscheidung beschäftigt haben?
Nein. Für mich war der FC immer der erste Ansprechpartner.

Englische Medien hätten Sie z. B. gerne künftig im Tor des FC Liverpool gesehen. Gab es Kontakte dorthin?
Davon habe ich auch nur aus der Presse erfahren.

Ist ein Wechsel zu einem international renommierten Klub generell reizvoll? Zumal junge, talentierte deutsche Torhüter im Ausland begehrt sind, siehe Marc-Andre ter Stegen?
Wenn man liest, wer angeblich alles an einem interessiert sein soll, dann ist das schon in gewisser Weise ein Kompliment und auch eine Bestätigung dafür, dass man gute Arbeit leistet. Nichtdestotrotz darf man sich davon nicht von seinem Weg abbringen lassen. Jeder Spieler muss für sich selbst entscheiden, welcher Schritt für ihn der richtige ist. Da kann man kein pauschales Urteil abgeben.

Sie haben im letzten Jahr Ihren Berater gewechselt, von Ihrem Vater hin zur Agentur SportsTotal. Was waren die Gründe?
Mein Vater ist nach wie vor mein engster Vertrauter und sogesehen auch Berater. Aber heutzutage gehören sehr viele Dinge neben dem Platz zum Profifußball dazu. Da wird mir alle nötige Unterstützung geboten.

Schon Toni Schumacher und Bodo Illgner wurden beim FC zu Nationaltorhütern. Kann Ihnen dieser Schritt in Köln auch gelingen?
Der FC ist für seine große Torhüter-Tradition bekannt. Sehr gerne würde ich da das nächste Kapitel schreiben. Das sind aber alles Dinge, die ich nur über gute Leistung im Club erreichen kann, und daher gilt dem FC in der Bundesliga meine volle Konzentration. Dass man in Köln Nationalspieler werden kann, hat die Vergangenheit zur Genüge bewiesen – zuletzt ja noch bei Jonas Hector.

Sie betonen immer wieder Ihre Verbundenheit zu Köln. Was bindet Sie so sehr an diese Stadt?
Ich bin in Köln geboren und aufgewachsen. Hier sind meine Familie und meine Freunde. Eine noch stärkere Verbundenheit kann es nicht geben.

Sie haben kürzlich in St. Pantaleon Ihre langjährige Freundin Carina geheiratet. Wie kam es zur Wahl dieser Kirche?
Uns wurde die Kirche aus dem Kreise der Familie empfohlen. Wir haben sie uns dann mal angesehen und waren sofort begeistert, da die Kirche selber sehr schön ist und uns auch die Lage und Umgebung gefällt.

Wie haben Sie den Tag Ihrer Trauung erlebt?
Wir waren einfach nur total glücklich. Wenn das bei einer Hochzeit nicht der Fall sein sollte, dann stimmt irgendwas nicht (lacht). Nein, ernsthaft: Es war ein fantastischer Tag, den wir uns nich schöner hätten vorstellen können.

Gibt es einen besonderen Wunsch, den Sie sich nur in Köln bzw. als FC-Spieler erfüllen können?
Wie gesagt, mit der Tatsache, dass ich mit dem FC in der Bundesliga spielen kann, ist schon ein Traum in Erfüllung gegangen. Jetzt wünsche ich mir, dass dieser Traum noch sehr lange anhält und ich auch beim DFB den nächsten Schritt machen kann.

Interview: Frank Schwantes