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Polster: „Junuzovic wäre perfekt für den FC“

Toni Polster Österreich 1. FC Köln

Toni Polster stürmte von 1993 bis 1998 für den 1. FC Köln
Foto: imago/Eibner

Beim 1. FC Köln wurde Toni Polster zur Ikone namens „Toni Doppelpack“. Im Interview spricht der Österreicher über seine Zeit in Köln und einen Landsmann, der den FC verstärken würde.

Anton „Toni“ Polster begann seine Karriere als Fußballprofi 1982 bei Austria Wien. Mit 140 Treffern in 179 Pflichtspielen ist er bis heute Rekordtorschütze des Wiener Traditionsvereins. 1987 brach Polster zu einer überaus erfolgreichen Europa-Tournee auf, die ihn über Italien und Spanien bis nach Deutschland führte, wo er in Köln als „Toni Doppelpack“ zum Publikumsliebling avancierte. Polster erzielte in 600 Spielen 338 Tore, gewann den Goldenen Schuh, ist Rekordtorschütze seines Heimatlandes Österreich und WM-Teilnehmer. Mit bwin News sprach er unter anderem über seine Zeit beim FC.

Herr Polster, aus Spanien ging es für Sie 1993 nach Köln – Ihre schönste Zeit als Spieler?

Ja, Sevilla und Köln waren die Stationen, die mir am meisten Spaß gemacht haben. In Spanien war ich aber für die Österreicher nur schwer zu sehen, also im TV und den anderen Medien. In Köln war ich ihnen dann wieder ganz nah, die Bundesliga haben sie immer gesehen und zu ihr aufgeblickt. Viele haben mir damals nicht zugetraut, dass ich auch in Deutschland meine Spuren hinterlasse. Für die Wertschätzung in Österreich war es deshalb für mich wahrscheinlich die wichtigste Station.

Mit dem Abstieg 1998 und ihrem Weggang brachen für den FC schwere Zeiten an, er wurde zur Fahrstuhlmannschaft. Heute sieht es wieder besser aus, auch dank Ihres Landsmann Peter Stöger.

Die Entwicklung unter Peter Stöger ist sehr gut. Aufgestiegen, etabliert in der Bundesliga, im 2. Jahr wieder einen Schritt nach vorne gemacht. Der nächste ist natürlich der schwerste Schritt, jetzt mal so eine Saison hinzulegen, dass man auch international dabei sein kann. Dazu fehlt vielleicht noch etwas Kreativität, Fantasie im Spiel – und Tore. Das ist natürlich mit dem Budget, dass der FC aktuell hat, sehr schwer zu bekommen.

Hand aufs Herz: Hätten Sie Peter Stöger diesen Erfolg zugetraut?

Ja doch, Peter hat immer gezeigt, dass er eine Mannschaft gut führen kann. Er hat einen Reifeprozess durchgemacht und seine persönliche Meisterprüfung jetzt bravourös bestanden. Ich habe von Beginn an gehofft, dass es für ihn so laufen würde. Gott sei Dank ist es auch so gekommen.

In Stögers Mannschaft standen in den letzten Jahren mit Kevin Wimmer und Philipp Hosiner auch zwei Österreicher. Sehen Sie vielleicht noch andere Österreicher, die gut zum FC passen würden?

Es gibt schon noch einige sehr gute Spieler. Aber aus dem Nationalteam spielen ja schon alle im Ausland, abgesehen von Torwart Almer. Da muss man schauen, ob diese Spieler für den FC noch leistbar sind. Aber es gibt ein paar Jüngere, die in den nächsten Jahren in der Bundesliga angreifen könnten.

Wäre Zlatko Junuzovic einer für den 1. FC Köln?

Junuzovic wäre natürlich perfekt für den 1. FC Köln, aber ich glaube nicht, dass Werder Bremen ihn so einfach gehen lassen wird. Er ist dort die absolut spielbestimmende Persönlichkeit.

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Aus Köln sind Sie nach Mönchengladbach gewechselt. Ausgerechnet zum Erzrivalen. Trotzdem scheint es so, als hätte es damals vergleichsweise wenig böses Blut gegeben.

Die FC-Fans waren natürlich enttäuscht. Aber ich habe mir den Abschied nicht leicht gemacht. Wir sind abgestiegen, ich hatte noch Vertrag und wäre auch in die 2. Liga gegangen. Es war damals angedacht, dass ich nach der Karriere im Klub weiterarbeite. Aber nach dem Abstieg konnten sich einige Leute daran plötzlich nicht mehr erinnern. Deshalb habe ich gesagt, dass ich unter diesen Voraussetzungen lieber in der Bundesliga bleibe. Gladbach gab mir die Möglichkeit, nach der Karriere im Fußball zu arbeiten. Gleichzeitig konnte ich weiter in Köln wohnen und musste meine Kinder nicht ausschulen. Ich bin nur gewechselt, weil die vorher gegebenen Versprechen nicht gehalten wurden.

Ist von dieser Enttäuschung bis heute etwas hängengeblieben?

Nein, gar nicht, ich habe sowohl zur Borussia als auch zum 1. FC Köln ein tolles Verhältnis. Ich habe diesen Wechsel auch letztlich nicht bereut. Ich hatte in Gladbach nach der Karriere die Möglichkeit, alle Facetten eines tollen Klubs kennenzulernen. Ich habe dort sehr viel gelernt und kann heute sagen, dass ich einen Klub führen kann – sportlich, wirtschaftlich, vom Marketing bis zum Merchandising.

In Österreich herrscht vor der anstehenden EM eine fast schon euphorische Stimmung. Beflügelt das die Mannschaft oder ist das schon zu viel Druck?

Dass in Österreich eine Euphorie herrscht, wenn das Team sich qualifiziert, ist ganz normal. Aber die Jungs müssen die Lage richtig einordnen können und bescheiden bleiben. Sie haben eine tolle Qualifikation gespielt mit einem Unentschieden und sonst nur Siegen. In einer Gruppe mit Schweden und Russland ist das aller Ehren wert. Aber sie müssen natürlich mit beiden Beinen am Boden bleiben.

Was glauben Sie: Wie weit kann Österreich bei der EM kommen?

Ich hoffe, dass wir so spät wie möglich auf Deutschland, Frankreich oder Spanien treffen. Diese drei Mannschaften stehen sicher etwas über uns, aber vor den anderen Teams brauchen wir uns nicht zu fürchten, wenn wir einen halbwegs guten Tag haben.

Und was trauen Sie der deutschen Elf zu?

Von mir wird ja erwartet das ich mich festlege – und ich habe mich festgelegt: Ich glaube, dass Deutschland den Titel holt!

Werden Sie in Frankreich dabei sein?

Ich habe meine tägliche Zeitungskolumne und bin hier in Österreich bei etlichen Public Viewings als Experte engagiert, Frankreich wird da nicht möglich sein.

Zu guter Letzt, Herr Polster: Was dürfen wir von Ihnen zukünftig noch erwarten?

Ich bin weiter mit Begeisterung und großer Leidenschaft Fußballtrainer, aktuell bei der Wiener Viktoria in der höchsten Spielklasse der Stadt. Mein Ziel bleibt es aber natürlich, irgendwann mal Bundesliga-Trainer zu werden. Dafür arbeite ich, aber das ist nicht so einfach, weil ich es nicht mehr wie als Spieler selbst steuern kann. Irgendwann wird sich diese Chance ergeben und ich werde mein Bestes geben, um wieder viele, viele Menschen – wie schon als Spieler – glücklich zu machen.

Das Interview führte Marco Homberg.