Wem gehört der Fußball?
- Von Peter Stroß
- Updated: Mai 4, 2018
Mittlerweile hat die Kölner Nacht der Sportwissenschaft ja schon Tradition – bereits zum 14. Mal fand sie am Donnerstag in Hörsaal 1 der Deutschen Sporthochschule statt. Thema dieses Mal: Globale Kommerzialisierung vs. Lokale Fankultur.
Zu diesen komplexen Themenfeldern hatte auf dem Podium eine interessante Gesprächsrunde Platz genommen: Robert Schäfer, Vorstandsvorsitzender bei Fortuna Düsseldorf, Journalist Christoph Ruf und Jan-Hendrik Gruszecki, seines Zeichens Vertreter der Aktiven Fanszene von Borussia Dortmund. Sie diskutierten gemeinsam mit Prof. Dr. Sebastian Uhrich vom Institut für Sportökonomie an der DSHS, moderiert wurde der Abend von Moderatoren-Urgestein Wolf-Dieter Poschmann.
Breites Themenspektrum diskutiert
Zunächst betrat allerdings Prof. Dr. Uhrich allein die Bühne und hielt einen Vortrag darüber, wie denn eigentlich „echte“ Fankultur zu definieren sei. Ist nur derjenige ein echter Fan, der jedes Wochenende seine Mannschaft im Stadion unterstützt oder bereits sein Leben lang mit dem Club mitfiebert? Und ist es möglich, dass sogenannte „Satellitenfans“ aus China, wie Uhrich sie beschreibt, ebenso Teil einer aktiven Fankultur sein können?
Diesen Fragen ging dann nach und nach auch das Podium auf den Grund. Es
wurde diskutiert über Montagsspiele, die 50+1-Regel und den damit verbundenen Einstieg von Investoren und Mäzenen, die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Deutschen Fußballs und vor allem über die Bedeutung von Tradition. Zumindest immer dann, wenn Dortmund-Fan Gruszecki das Wort ergriff und auf jedes Argument der Anwesenden im Podium mal mehr, mal weniger süffisant reagierte.
Lebhafte, lustige und interessante Gesprächsrunde
Robert Schäfer von Fortuna Düsseldorf vertrat die Vereinsseite, schließlich versucht die Fortuna im nächsten Jahr in der Bundesliga als „absoluter Traditionsverein Menschen zu begeistern“, ohne die Hilfe von Finanzstarken Investoren in Betracht zu ziehen. Auch beim Thema Transparente in Fußballstadion zeigte er sich offen, verriet etwa, dass er Plakate mit Aufschriften wie „Vorstand Raus“ niemals entfernen lassen, sondern sie als freie Meinungsäußerung akzeptieren würde.
Und Journalist Ruf bescheinigte dem Deutschen Fußball ein Legitimitätsproblem, verteidigte die Fanproteste gegen Entscheidungen wie Montagsspiele. Auch für die Aktion, wie es sie beispielsweise in Frankfurt gegeben hatte, wo Fans bei einem Montagsspiel fast auf dem Rasen standen, zeigte er Verständnis. Alles in allem entwickelte sich auch vor allem dank Moderator Poschmann eine lebhafte, bisweilen lustige und interessante Diskussion – nur eine Lösung, wem denn jetzt der Fußball gehört, hat sich auch an diesem Abend nicht gefunden.