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Köln.Sport

Von oben nach unten – und zurück?

Albert Bunjaku ist einer der namhaftesten Neuzugänge des FC Viktoria Köln der vergangenen Jahre. Der ehemalige Schweizer Nationalspieler soll im Aufstiegsrennen zum entscheidenden Faktor werden – und hat auch darüber hinaus noch große Ziele
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Albert Bunjaku spielte einst unter Ottmar Hitzfeld in der Schweizer Nationalmannschaft. (Foto: imago/Otto Krschak)

Dass der FC Viktoria Köln einen Neuzugang vermeldet, mutet zunächst einmal nicht besonders überraschend an. Mehrfach hat der ambitionierte Regionalligist in den vergangenen Jahren sein Team umgebaut, auch für die Saison 2018/19 insgesamt 14 neue Spieler im Kader präsentiert. Dennoch: Die Nachricht, die der Verein am 4. September 2018 an die Öffentlichkeit gab, ließ durchaus aufhorchen. Ein weiterer Neuzugang, ja, aber nicht irgendeiner: „Wir freuen uns, dass wir Albert Bunjaku verpflichten konnten. Er wird unsere Mannschaft noch einmal verstärken“, sagte Sportvorstand Franz Wunderlich nach Bekanntgabe des Transfers. Dass der vereinslose Angreifer eigentlich nicht erste Wahl gewesen war (das war Ex-Viktorianer Lucas Musculus, jetzt KFC Uerdingen), war zu diesem Zeitpunkt schon längst vergessen.

Denn Bunjaku ist für die Regionalliga West mit gutem Gewissen als Hochkaräter zu bezeichnen. Seit seiner Vertragsauflösung bei Zweitligist Erzgebirge Aue am 10. August war er zwar ohne neuen Vertrag, die Vita des 35-Jährigen liest sich aber beeindruckend: Neben 103 Spielen (15 Tore) in der Super League – 1. Liga in der Schweiz – kann Bunjaku auch 71 Partien (16 Tore) in der 2. Bundesliga und 48 Begegnungen (13 Treffer) in der 1. Bundesliga vorweisen. Er spielte unter anderem für den 1. FC Kaiserslautern und den 1. FC Nürnberg. Im Frankenland bestritt der gebürtige Kosovare auch die wohl beste Saison seiner Karriere, 2009/10 erzielte er in 28 Bundesliga-Spielen stolze zwölf Saisontore. Auch für Kaiserslautern legte er eine Ausnahmesaison hin, traf 2012/13 in 28 Spielen 13 Mal und gab drei Vorlagen.

Klare Zielvorgaben

Nun also Köln. Bei der Viktoria hat Bunjaku zunächst einmal einen Vertrag bis Saisonende unterschrieben und soll ein wichtiger Faktor für den langersehnten Aufstieg in die 3. Liga werden. „Aus Sicht des Vereins war es völlig verständlich, dass der Vertrag nur bis Sommer 2019 gilt. Die Verantwortlichen mussten erst einmal sehen, wie fit ich bin“, sagt der Stürmer, der bereits in Aue zuletzt kaum Einsatzzeiten bekam.

An Karriereende war jedoch auch nach dem Aus bei Erzgebirge nicht zu denken. Bunjaku hielt sich privat fit, arbeitete hart an Ausdauer und Spritzigkeit und trainierte zwei Mal in der Woche sogar bei einem Team aus Chemnitz mit. „Das Ende meiner Karriere stand nicht zur Debatte. Dafür fühle ich mich noch viel zu gut, auch mit 35“, lacht Bunjaku. „Mir kommt es zugute, dass ich mich in den letzten Jahren sehr gesund ernährt habe. Das dankt mir mein Körper.“ Ehefrau Arijeta, die den ehemaligen Schweizer Nationalspieler (sechs Spiele, kein Tor) mit gesunder Küche versorgt, ist trotz des kurzfristigen Vertrags mit nach Köln gezogen, auch die Kinder Dion und Elina gehen in der Domstadt bereits zur Schule bzw. in den Kindergarten.

Ein wichtiger Faktor für Familienmensch Bunjaku, der auch in der Mannschaft mit seiner offenen, herzlichen Art direkt Anschluss fand. Doch der Rechtsfuß, der als Siebenjähriger mit seiner Familie vom Kosovo in die Schweiz auswanderte, ist nicht nach Köln gekommen, um sich auf seiner Karriere auszuruhen oder seiner Familie ein schönes Fleckchen Erde zu zeigen. Nein, der 35-Jährige geht seinen neuen Job hoch motiviert an: „Ich wusste, dass Viktoria eine gute Mannschaft ist. Die oben spielen will. Und die das Ziel hat, aufzusteigen. Und ich denke, wir haben auf jeden Fall die Qualität, um dieses Ziel auch zu erreichen. Wenn jeder alles für die Mannschaft gibt, sehe ich sehr gute Chancen für den Aufstieg“, sagt er im Köln.Sport-Interview. Da der Meister der Regionalliga West 2018/19 direkt aufsteigt, ist die Chance für die Höhenberger umso größer. Und für Bunjaku ein extremer Anreiz: „Das wäre eine schöne Sache, in meinem Alter noch mal einen Aufstieg zu feiern. Die einzige Mannschaft, die uns aufhalten kann, sind wir selbst. Das dürfen wir nicht zulassen.“

Der Angreifer hat zur Herbstmeisterschaft der Höhenberger selbst zwei Treffer beim 2:1 gegen Kaan-Marienborn und ein Tor beim 6:1 gegen Herkenrath beigetragen. Das Weiterkommen im Verbandspokal-Achtelfinale beim SV Deutz 05 (3:1) sicherte er mit einem Dreierpack quasi im Alleingang. Und auch im Spitzenspiel gegen Dortmund II (3:1) traf er.

Bunjakus Einfluss auf das Spiel der Viktoria ist aber auch ohne Tore zu spüren. Bunjaku ist weit mehr als nur ein Knipser, der im Strafraum auf Bälle wartet – er will dem Team helfen. Da wurmte es ihn umso mehr, dass zu Beginn seiner Kölner Zeit an der einen oder anderen Stelle noch „die Körner fehlten“, wie es Sportler sagen. „Trotz meines privaten Trainings: Als ich in Köln war, habe ich schon gemerkt, dass noch einiges an Fitness gefehlt hat. Fit halten und Fußball spielen ist eben nicht das Gleiche – das gilt auch für den Übergang von Training zu Spielen, das dauert auch etwas. Das war am Anfang nicht so einfach“, bekennt er ehrlich.

Auf die Rückrunde ausgerichtet

Keine leichte Situation für einen Fußballer, der gerne sofort funktionieren würde. „Ich bin extrem ehrgeizig. Das hat mich am Anfang sehr gewurmt, dass ich nicht richtig in der körperlichen Verfassung war, in der ich sein wollte. Aber die Zeit ohne Fußball hat da einfach gefehlt.“ Spätestens zur Rückrunde sollen die Fans im Sportpark Höhenberg dann aber auch einen Albert Bunjaku in Top-Form kennenlernen. „Ich denke, wenn ich die Vorbereitung mitmache, dass sicher noch ein paar Prozent draufkommen können. Und ich hoffe, dass die Fans auch merken, dass ich heiß darauf bin, von dem Vertrauen, das mir entgegengebracht wird, auch viel zu-rückzuzahlen.“ Im neuen Jahr wird der Schweizer dann auch – so der Plan – endlich regelmäßig mit Mike Wunderlich auflaufen.

Der Viktoria-Kapitän war zunächst durch seine Verletzung, nun durch seine Sperre verhindert, greift aber nach der Winterpause wieder an. Die Kombination aus Bunjaku und Wunderlich ist in der Regionalliga einzigartig. Zusammen sollen sie die Höhenberger endlich in die 3. Liga schießen. „Im Moment schwächt es uns etwas, dass Mike ausfällt, weil er natürlich ein sehr wichtiger Mann ist – sowohl von seiner Persönlichkeit als auch von seinen Qualitäten. Aber wir haben viele Spieler, die da einspringen können“, so Bunjaku. Auch wenn die beiden Ausnahmekönner in der Theorie
perfekt zusammenpassen – einzig auf ihre Qualität kann sich die Viktoria in der Rückrunde auch nicht verlassen: „Wir sind Erster, spielen auch ganz guten Fußball. Ich hoffe, dass wir weiter
so Gas geben, dann werden wir auch weiter Spiele gewinnen.“

Was danach kommt, steht fürs Erste noch in den Sternen. Der Torjäger will mindestens noch bis 2020 spielen, womöglich auch darüber hinaus. Steigt die Viktoria auf, gilt ein neuer Vertrag als durchaus wahrscheinlich. Bunjaku hat schon anklingen lassen, unter gewissen Umständen gerne längerfristig in Köln bleiben zu wollen. Sportlich würde eine Weiterverpflichtung für die 3. Liga durchaus Sinn machen, denn die Mischung aus Torgefahr und Erfahrung des Mittdreißigers kann für die Viktoria nach einem möglichen Aufstieg noch wichtiger werden als heute schon: „Ich bin jetzt der Spieler mit der größten Erfahrung und will die auch an jüngere Spieler weitergeben. Die können immer gerne zu mir kommen, ich habe immer ein offenes Ohr.“

Da passt es gut, dass Albert Bunjaku auch nach der Karriere dem Fußball als Trainer erhalten bleiben will – nebenher arbeitet er gerade an seinem Trainerschein. Doch der soll erst zum Einsatz kommen, wenn die aktive Karriere vorbei ist. Der Aufstieg mit der Viktoria steht auf jeden Fall noch fest auf seiner Agenda.