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Rheinisches Riesentalent

Seit seinem tragischen Ski-Unfall ist das Privatleben von Formel-1-Legende Michael Schumacher komplett unter Verschluss. Doch Sohn Mick (19) macht mächtig von sich reden – und strebt eine Karriere wie der Papa an.
Mick Schumacher

In der Formel 3 konnte Mick Schumacher bereits große Erfolge feiern – träumt aber auch schon vom Formel-1-Debüt. (Foto: imago/Sven Simon)

Viel Zeit, nach der Geburt seines zweiten Kindes das traute Familienleben zu genießen, hatte Michael Schumacher im März 1999 nicht. 15 Tage, bevor Ehefrau Corinna Söhnchen Mick auf die Welt brachte (22. März), hatte in Melbourne (Australien) die Formel-1-Saison 1999 angefangen, drei Wochen später ging es bereits mit dem Grand Prix von Brasilien in Interlagos weiter. Ein Rennen aus privaten Gründen auszusetzen ist in der Formel 1 für die meisten Fahrer keine Option, für Perfektionist Schumacher ohnehin nicht. Zumal sich der 30-Jährige auf einer wichtigen Mission befand.

Nicht nur, dass sich der F1-Hype in Deutschland – mit „Schumi“ an der Spitze – auf bestem Weg befand, seinen historischen Höhepunkt zu erreichen, der Kerpener war nach seinen WM-Titeln 1994 und 1995 im Benetton auch immer noch auf der Jagd nach der ersten Weltmeisterschaft im geliebten Ferrari. Die Geschichte zeigte: Wie bereits 1998 musste Schumacher auch 1999 Mika Häkkinen im McLaren den Vortritt lassen. Erst 2000 gelang der ersehnte Titel „in Rot“, gefolgt von vier weiteren. Und dennoch deutet einiges darauf hin, dass das Jahr 1999 durchaus eine wichtige Rolle für die weitere Zukunft des Motorsports gehabt haben könnte – vor allem in Deutschland.

Denn sieben Jahre nach dem endgültigen Karriereende seines Vaters (schon zwischen 2006 und 2010 hatte Schumacher drei Jahre pausiert) schickt sich Sohnemann Mick Schumacher an, den Formel-1-Hype in Deutschland wieder aufleben zu lassen. Mit dem Start der Saison 2019 ist „Schumi junior“ Teil des Ferrari-Nachwuchsförderungs-Programms, ein logischer Schritt in der Karriere des jungen Racers. „Es ist offensichtlich, dass Ferrari seit meiner Geburt einen großen Platz in meinem Herzen und auch in den Herzen unserer Familie hat“, sagt der junge Schumacher nach der Vertragsunterschrift mit dem Traditions-Rennstall aus der italienischen Provinz-Stadt Maranello. „Deshalb freue ich mich auch auf persönlicher Ebene über diesen Schritt.“

Der nächste logische Schritt

Der 19-Jährige hat eine Rennfahrer-Karriere bzw. -Ausbildung hinter sich, deren einzig logische Folge ein Einstieg in die Formel 1 wäre, wahrscheinlich zur Saison 2020 oder 2021. Schon in jungen Jahren sitzt Schumacher im Kart, oft auf der Kartbahn seines Vaters in Kerpen-Sindorf. Der kleine Mick hat sichtlich Talent und – logischerweise – den wohl besten Lehrmeister. Und das, was sich Papa „Schumi“ mal vorgenommen hatte, ist schon bald Geschichte.

„Ich hoffe, mein Sohnemann wird Tennisspieler, Golfspieler, ich weiß nicht was. Aber nichts, was Vater vorher gemacht hat, weil es ist schon eine gewisse Last. Die möchte ich ihm nicht zumuten“, hatte die F1-Legende 2006 in einem Interview gesagt. „Aber wenn er es will, dann macht er es, dann werde ich ihn eh nicht aufhalten können.“ Und Mick will! So sehr, dass selbst sein Vater schon frühzeitig einlenkt. „Irgendwann hat mich Papa gefragt, ob wir das professionell machen wollen. Ich habe natürlich gesagt, dass ich das will!“

Seine Karriere im Kartsport beginnt er 2008. Damit der Rummel um seine Person nicht zu groß wird, schicken ihn seine Eltern unter dem Pseudonym „Mick Betsch“ ins Rennen, der Nachname ist der Mädchenname von Mama Corinna. Dennoch sorgen seine Erfolge bereits zu diesem Zeitpunkt für Aufmerksamkeit, selbst in internationalen Medien. Unter anderem berichten die „La Gazzetta dello Sport“ (Italien) und die „L’Equipe“ (Frankreich) über die neue Schumacher-Generation. Besonders seine zweiten Plätze bei den Europa- und Weltmeisterschaften im Kart 2014 beeindrucken die Fachpresse.

Noch im gleichen Jahr folgt der Wechsel in die Formel-Sport: 2015 und 2016 geht Schumacher in der Formel 4 an den Start, im zweiten Jahr wird er Zweiter in der Gesamtwertung. 2017 folgt der Sprung in die Formel 3, nach Platz zwölf im ersten Jahr entscheidet Schumacher den Wettbewerb 2018 für sich. Besonderes Highlight: Seinen ersten Sieg feiert der Youngster ausgerechnet in Spa-Francorchamps, der ausgewiesenen Lieblingsstrecke seines Vaters. 2019 bleibt der Blondschopf seinem Team „Prema“ treu, wechselt aber in die nächsthöhere Klasse Formel 2. Es ist der nächste logische Schritt und wohl nur eine Zwischenstation in die Königsklasse des Motorsports.

Angst, dass die Fußstapfen des siebenfachen Champions zu groß sein könnten, hat Mick Schumacher keine. Im Gegenteil: Der (Noch-)Teenager ist stolz, „der Sohn von …“ zu sein. „Ich habe kein Problem mit Vergleichen zu meinem Papa. Denn mein Papa ist der Beste, darum ist er auch mein Idol. Selbst andere Weltmeister vergleichen sich mit meinem Papa“, sagt er. Auf beeindruckende Weise gelingt es dem jungen Rennfahrer, den Rummel um seine Person zu akzeptieren, ohne dass seine eigene Leistung jemals darunter gelitten hätte. „Rennfahren ist das, wovon ich träume. Es ist das, womit ich mich ständig beschäftige. Es ist anstrengend, es ist schwierig, es ist herausfordernd, es ist kompliziert. Es ist einfach nur super“, steht in großen Lettern auf seiner eigenen Homepage.

Es wirkt wie ein Lebensmotto, das ihn bis hierher getragen hat und noch viel weiter tragen soll. Seit dem tragischen Ski-Unfall im Dezember 2013 ist Michael Schumacher komplett raus aus der Öffentlichkeit. Auch nach seinem 50. Geburtstag (3. Januar 2019) wissen nur wenige Menschen aus seinem direkten Umfeld, wie es der Formel-1-Legende wirklich geht. Aber welche Karriere sein Sohn Mick auf die Beine stellen wird, das wird in den nächsten Jahren die ganze Welt hautnah miterleben dürfen.