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Köln.Sport

Das hilft Niemandem!

Kommentar FC Pyro
Das Tischtuch zwischen dem 1. FC Köln und Teilen seiner Ultragruppierungen scheint endgültig zerschnitten. Mit einem ausführlichen Schreiben wandten sich Vorstand, Geschäftsführung, Aufsichtsrat, Beirat und Teile des Mitgliederrates des Clubs an die FC-Fans und mehr als 100.000 Mitglieder. Die Aussage: Wir lassen uns das Verhalten von Teilen der Ultras nicht mehr bieten!

Diese hatten im vergangenen Herbst nach mehreren Auseinandersetzungen den Dialog mit der nach dem Abstieg 2012 vom FC ins Leben gerufenen „AG Fankultur“ aufgekündigt, da sie eine vom Verein gewollte Spaltung der Fanszene befürchteten. Grund für diese Befürchtungen war unter anderem das Engagement des FC in China, das große Teile dieser Gruppierungen als kritisch und den nächsten Schritt in Richtung Öffnung für Investoren sehen. Auch Stadionpläne und der (polizeiliche) Umgang mit den Eidgenossen standen im Zentrum der Kritik.

Nun hat der FC geantwortet. In zehn Abschnitten skizziert der Club die Streitpunkte, die zwischen dem FC und Teilen der Ultras seit 2012 existieren. Darunter: Vom Verein in dieser Form nicht genehmigte Choreographien wie zum 20-jährigen Jubiläum der Wilden Horde, verhängte Stadionverbote, Vandalismusvorfälle auf Auswärtsfahrten und natürlich Schmähgesänge und Ausschreitungen während Bundesliga- und Europapokalspielen, um nur ein paar zu nennen. Öffentlich wurde dies, um allen Mitgliedern und Fans „klarzumachen, worum es wirklich geht“. Und weiter: „Der 1. FC Köln hätte den Weg interner Gespräche gerne fortgesetzt, er sieht sich jedoch gezwungen, sich auch öffentlich zu erklären“.

Der Club stößt bei den Ultras bislang auf taube Ohren und möchte mit dem Brief zum Dialog zurückkehren. Das klingt möglich. Wahrscheinlicher ist es jedoch, dass eine Pattsituation entsteht, weil der FC sich verständlicherweise nicht auf der Nase herum tanzen lassen möchte, die Ultras aber auch wohl kaum plötzlich in die mit Nachdruck formulierten Forderungen des Clubs einlenken werden. Und auch wenn der FC das Verhalten einer vergleichsweise kleinen Anzahl von Chaoten absolut zurecht verurteilt, hat auch er seinen Teil dazu beigetragen, dass es zur aktuellen Situation gekommen ist.

Sicher, das Verhältnis zwischen dem FC und Teilen seiner Ultras war noch nie rosig, und dennoch gelang es bislang, sich irgendwie auf einem kleinsten Nenner zu treffen – mit dem Ziel, die gesamte Anhängerschaft zu vereinen und den Verein in guten und schlechten Zeiten zu unterstützen. Dabei redete man augenscheinlich oftmals nur aneinander vorbei – oder akzeptierte das Gesagte beidseitig nur mit Zähneknirschen. Dass die Situation, die schon länger brodelte, gerade zur Zeit der ersten, großen sportlichen Krise seit Jahren so eskaliert, passt ins chaotische Bild.

Es wäre eine (freudige) Überraschung, wenn die angesprochenen Ultras wie vom FC gewünscht zum Dialog zurückkehren würden. Oder sich an die teils selbst auferlegten Regeln halten würden. Stattdessen ist vielleicht mit Schweigen am Spieltag und Abgrenzung zum FC zu rechnen, so lange dort noch die jetzt verantwortlichen Personen tätig sind. Und das hilft, gerade in der aktuellen Situation, nun wirklich niemandem weiter.