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Köln.Sport

Zur Unzeit

Die Bundesliga-Euphorie kommt langsam an in Köln, alles könnte perfekt sein – doch auf der Führungsebene rumort es. Mal wieder. Und das zur absoluten Unzeit. Der Köln.Sport-Kommentar.
Kommentar

Vor dem Abgang: Alexander Wehrle (l.) und Armin Veh. (Foto: imago images/Herbert Bucco)

Sie sind übergeordnet für alles verantwortlich, was beim 1. FC Köln auf und neben dem Platz geschieht: Geschäftsführer Sport Armin Veh, seine „rechte Hand“, Kaderplaner Frank Aehlig, und Geschäftsführer Finanzen, Alexander Wehrle. Ersterer ist seit November 2017 beim Klub, Aehlig folgte kurze Zeit später. Wehrle nennt das Geißbockheim mittlerweile seit über sechs Jahren sein Zuhause, ihm ist es zuzuschreiben, dass der FC mittlerweile Jahr für Jahr, unabhängig der sportlichen Leistung des Klubs, deutlich schwarze Zahlen schreibt. Zuvor bildete er jahrelang mit Jörg Schmadtke ein von außen betrachtet perfekt harmonierendes Duo, welches hauptverantwortlich dafür war, dass der Effzeh in der öffentliche Wahrnehmung Fußballdeutschlands endlich mal wieder ernst genommen wurde. Trotz sportlich teilweise fragwürdiger Auftritte.

Als Veh im November 2017 nach dem Auseinanderbrechen des Duos Stöger/Schmadkte am GBH anheuerte, nahm man ihm ab, eine ähnliche Ära wie sein Vorgänger prägen zu wollen. Veh ist ein cooler Typ, schlagfertig, erfahren. Die Vorfreude auf seinen neuen Job war ihm damals anzusehen, die Chance, den Klub nach der Horrorsaison wieder ins Oberhaus führen zu können, schien wie die perfekte Herausforderung für den Stuttgarter Meistertrainer von 2007. Dieser Fall ist nun eingetreten – doch vom Sonnen im Glanze des Erfolgs ist bei weitem nicht zu sprechen. Veh, der durch seinen Zoff mit seinem Nun-noch-Vorgesetzten Stefan Müller-Römer und seinen öffentlich ausgetragenen Machtkampf mit Werner Spinner immer wieder in Schlagzeilen geriet, soll laut Informationen einer Stuttgarter Zeitung bereits signalisiert haben, seinen bis 2020 auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern. Aehlig würde in diesem Fall mit Sicherheit auch nicht am Geißbockheim bleiben. Und plötzlich gibt es auch über Wehrle Gerüchte, er könnte in Richtung seiner Heimat Stuttgart den Absprung wagen.

Ein Blick auf die Transferbilanz

Und auch wenn es die Beteiligten (mal mehr, mal weniger glaubwürdig) dementieren: Dass alle drei nach der Mitgliederversammlung samt Vorstandswahl im September – das Ultimatum, dass sich Veh für seine Entscheidung pro/contra Vertragsverlängerung selbst gestellt hatte – noch ihr Büro im Grüngürtel beziehen, scheint aktuell höchst unwahrscheinlich. Dass gerade in einer Stadt wie Köln und im Bundesliga-Geschäft Verantwortliche auf führenden Positionen kommen und gehen, ist normal. Der Zeitpunkt, an dem diese angeblichen Abwanderungsgedanken öffentlich werden, allerdings nicht. Böse Zungen werfen Armin Veh gerne Selbstdarstellung vor, und schaut man sich die Prozesse an, die der gebürtige Augsburger seit seinem Antritt am GBH in Bewegung gesetzt hat, fällt es schwer, dem zu widersprechen.

Die Transfer-Bilanz von Armin Veh und Frank Aehlig spricht dabei ohnehin nicht unbedingt für die sportlichen Leiter: Simon Terodde als Vorgriff auf die Zweitklassigkeit zu holen war clever, für den Einkauf von Louis Schaub gibt es eine Eins mit Sternchen. Auch Dominick Drexler sowie mit Abstrichen Rafael Czichos überzeugten. Doch danach? Vincent Koziello, Niklas Hauptmann, Benno Schmitz und Florian Kainz sind alle noch nicht richtig beim 1. FC Köln angekommen, konnten keine Problemposition, für die sie geholt wurden, dauerhaft besetzen – und kosteten zusammen doch fast zehn Millionen Euro. Und auch die ablösefreien Sobiech und Bader sprechen nicht unbedingt für Vehs bisherige Arbeit beim FC. Von der Verpflichtung des bis zu 3,5 Millionen Euro-Missverständnisses Markus Anfang ganz zu schweigen. Viel mehr schmerzen würde ein Abgang von Alexander Wehrle, bei dem es dem FC extrem schwer werden dürfte, einen ähnlich qualifizierten Nachfolger zu finden. So oder so: Dass die Gerüchte über einen Veh-Abgang, die es seit fast einem Jahr gibt, obwohl der Kontrakt noch bis 2020 läuft (!), nun gemeinsam mit denen um Wehrle hochkochen, ist gerade in der Saisonvorbereitung nach der Bundesliga-Rückkehr ein Unding. So gefährden die Verantwortlichen den ohnehin schon schweren (sportlichen) Start in die Saison zusätzlich. Und das zur Unzeit.