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Köln.Sport

Wirbel um Charrs Pass

Ist Manuel Charr tatsächlich der erste deutsche Schwergewichtsweltmeister seit Max Schmeling? Mittlerweile gibt es daran Zweifel.
Manuel Charr mit Gürtel

Stolz präsentiert Manuel Charr seinen WBA-Gürtel. Für Diskussionsstoff sorgt die Frage, ob der „Diamond Boy“ wirklich die Nachfolge Max Schmelings als Deutscher Schwergewichtsweltmeister antritt (Foto: imago/osnapix)

Nach dem Gewinn des „regulären“ WBA-Titels gegen Alexander Ustinov (34-2-0, 25 K.o.) ließ sich Manuel Charr (31-4-0, 17 K.o.) am Samstag als erster deutscher Weltmeister im Schwergewicht seit Max Schmeling feiern. Doch mittlerweile gibt es laut übereinstimmenden Medienberichten Zweifel an der deutschen Staatsbürgerschaft des Kölner Boxprofis.

„Mein Einbürgerungsverfahren liegt wegen eines möglichen Strafverfahrens auf Eis“, sagte Charr dem Kölner „Express“: „Das wird gerade von meinen Anwälten geklärt und dann hoffe ich, meinen Pass endlich abholen zu dürfen. Aber letztlich ist es nur ein Stück Papier. Was zählt, ist, dass ich mich vom Herzen her als Deutscher fühle.“

„Diskussion armselig“

Zuvor antwortete der gebürtige Libanese in einem Bild-Interview auf die Frage, ob er einen deutschen Pass besitze: „Ja, ich schwöre es!“ Er sei bloß noch nicht dazu gekommen, das Dokument beim Amt abzuholen. Auch gegenüber „Sky Sport News HD“ beteuerte der „Diamond Boy“ am Dienstagabend: „Ich habe einen deutschen Pass, den hole ich bald ab, den lege ich allen am Bildschirm vor, dann freut ihr euch. Ich bin zu 100 Prozent Deutscher, der ‚Koloss aus Köln‘ ist Deutscher.“

Nach Informationen des Sport-Informations-Dienst (SID) liegt für den 33-jährigen Boxprofi jedoch kein deutscher Pass bereit. „Ich finde die Diskussion ehrlich gesagt armselig und typisch deutsch“, echauffierte sich Charrs Manager Christian Jäger gegenüber dem SID. „Für mich ist Manuel Charr Deutscher durch und durch, er lebt seit 28 Jahren hier“, sagte der Österreicher.

Die Schmeling-Nachfolge ist jedoch auch aus sportlicher Sicht bei vielen Experten umstritten, da der Weltverband WBA mit Anthony Joshua noch einen höher gestellten „Super-Champion“ führt. Als Max Schmeling vor 87 Jahren Weltmeister wurde, gab es hingegen nur einen einzigen Weltbox-Verband und somit auch nur einen einzigen Schwergewichts-Champion.