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Köln.Sport

„Wir stellen uns nicht hinten rein“

Uwe Walther ist seit 2005 Trainer der Freien Turner Braunschweig Foto: abseits/Frank Vollmer

Uwe Walther ist seit 2005 Trainer der Freien Turner Braunschweig
Foto: abseits/Frank Vollmer

Am kommenden Samstag tritt der 1. FC Köln im DFB-Pokal bei der Freien Turnerschaft Braunschweig an Köln.Sport sprach im Vorfeld mit FT-Trainer Uwe Walther. Die Freie Turnerschaft Braunschweig erlebt aktuell die erfolgreichste Zeit ihrer 111-jährigen Vereingeschichte. Im Sommer gelang dem Klub erstmals der Sprung in die Regionalliga Nord, die vierthöchste deutsche Spielklasse. Gekrönt wurde die Saison durch das Erreichen der 1. Hauptrunde im DFB-Pokal. Dort empfangen die Freien Turner am kommenden Samstag (15.30 Uhr) den 1. FC Köln. Vor dem Duell mit dem Bundesliga-Aufsteiger bat Köln.Sport FT-Trainer Uwe Walther zum Gespräch:

Herr Walther, kribbelt es schon in der Magengegend?
Noch bin ich ganz entspannt (lacht). Aber spätestens am Freitag wird die Anspanung natürlich richtig da sein. So ein Spiel haben wir alle ja noch nie erlebt. Aber wir haben nichts zu verlieren, wollen locker bleiben und freuen uns einfach auf den FC.

Wie sieht die Vorbereitung in den kommenden Tagen aus?
Ganz normal. Klar, die Jungs sind fokussiert und fiebern dem Spiel entgegen. Aber wir sind krasser Außenseiter, haben vor 15 Monaten noch in der Landesliga gekickt. Wir wollen versuchen, dem 1. FC Köln alles abzuverlangen und zeigen, dass wir auch kicken können. Aber wir machen uns keine Illusionen und werden auch kein Elfmeterschießen trainieren (lacht).

Was werden Sie der Mannschaft in Bezug auf den FC sagen können?
Wir haben uns alle riesig über das Los gefreut. Der 1. FC Köln ist eine Traditionsmannschaft und mit Sicherheit eines der attraktivsten Lose, die wir ziehen konnten. Aber wirklich kennen, tue ich die aktuelle Mannschaft nicht. Ich habe zwar das Testspiel gegen Trabzonspor im Fernsehen verfolgt, aber taktisch kann man da natürlich nicht allzu viel erkennen. Da müsste man eher auf der Tribüne sitzen. Ich habe aber ja noch ein bisschen Zeit, um mich schlau zu machen.

Was verbinden Sie mit dem FC?
Spieler wie Wolfgang Overath, Heinz Flohe oder Harald Konopka. Das sind Fußballer, an die ich mich gerne erinnere. Ich weiß, dass sich die Kölner nach dem Aufstieg verstärkt haben, aber wirklich verfolgt habe ich sie zuletzt nicht.

Die Partie am Samstag wird im Eintracht-Stadion stattfinden. An gleicher Stelle erreichte Ihre Mannschaft durch einen 1:0-Sieg gegen den VfL Oldenburg das Finale des Niedersachsen-Pokals. Ein gutes Omen?
Die Stimmung im Stadion wird die Jungs auf jeden Fall beflügeln. Dass war schon gegen Oldenburg so, als wir vor 6.000 Zuschauern gespielt haben. Ich freue mich auf die Atmosphäre und hoffe, dass viele FC-Fans kommen. 10.000 Zuschauer wären eine tolle Sache. Das sind Erlebnisse, von denen meine Spieler noch in zwanzig Jahren erzählen werden.

Haben Sie sich schon überlegt, was Sie der Mannschaft vor dem Spiel mit auf den Weg geben wollen?
Nein. Meine Ansprachen sind immer spontan. Viel sagen muss ich ohnehin nicht. Wer in solch einem Spiel nicht wirklich alles aus sich herausholt, dem ist nicht mehr zu helfen.

Welche Ihrer Spieler sollten die Kölner Profis auf keinen Fall unterschätzen?
Ich habe schon ein paar sehr gute Fußballer im Team. Aber wenn sie richtig gut wären, würden sie nicht bei uns spielen (lacht). Im Ernst: Wenn einige meiner Jungs zwei- bis dreimal am Tag trainieren würden, dann könnte es durchaus für eine Profi-Karriere reichen. Aber bei uns gehen alle Spieler ganz normal arbeiten. Umso schöner sind solche Erlebnisse wie das Duell mit dem FC.

Werden Sie 90 Minuten lang den Bus vor dem eigenen Tor parken?
Nein. Wir stellen uns nicht hinten rein. Das können meine Jungs gar nicht. Klar, wir spielen etwas defensiver als sonst, aber wir sind eine fußballspielende Mannschaft. Wir wollen agieren und nach vorne spielen. Natürlich werden wir kämpfen, aber alles in einem sportlich fairen Rahmen, das ist mir wichtig. Aggressiv aber fair, so wollen wir ins Spiel gehen.

Nach drei Spieltagen warten die Freien Turner in der Regionalliga Nord auf den ersten Sieg. Ganz ehrlich: Was wäre Ihnen lieber, eine Pokalsensation am Samstag oder der Klassenerhalt am Saisonende?
Ich würde den Klassenerhalt auf jeden Fall vorziehen. Das würde nämlich bedeuten, dass wir über eine komplette Saison etwas Herausragendes geleistet hätten. Die Regionalliga zu halten, wäre  ein ebenso großes Wunder, wie der Aufstieg. Man darf nicht vergessen, dass die Mannschaft in dieser Form erst seit 2 1/2 Jahren zusammen ist. Ich habe ein junges Team, das noch robuster werden muss. Wir sind in einigen Szenen zu naiv und brauchen oft zu viele Chancen fürein Tor.

Viele Chancen dürfte es am Samstag nicht geben, oder?
Nein, davon gehe ich nicht aus. Da müssen wir schon konsequent sein (lacht). Es wäre super, wenn wir ein Tor schießen würden.

Mit welchem Ergebnis könnten Sie sich anfreunden?
Wir wollen auf dieser großen Bühne einfach zeigen, was wir können. Wenn wir am Ende mit 1:5 verlieren sollten, könnte ich voll und ganz damit leben. Nur zweistellig sollte es nicht ausgehen.

Interview: Stefan Kühlborn