„Wir haben Messi quasi geklaut“
- Updated: November 14, 2012

Alberto de Torres Lacroze (r.) mit dem jungen Lionel Messi
Alberto de Torres Lacroze hat schon mit Weltstars wie David Beckham und Lionel Messi gearbeitet. Heute ist er Trainer beim Kölner Kreisligisten FC Rheinsüd. Im ersten Teil unseres Interviews spricht der sympathische Argentinier über seine Anfänge bei Bayer Leverkusen, freundschaftliche Beziehungen zu den Stars und die erste Begegnung mit einem Jungen namens Lionel Messi.
Herr de Torres Lacroze, wann begann Ihre Trainertätigkeit?
Während meines Studiums von Sport und Kommunikation arbeitete ich vier Jahre lang beim VfL Sürth, einem der beiden Vorgängervereine des FC Rheinsüd, als Jugendtrainer. Es war eine tolle Zeit, denn zu diesem Zeitpunkt ging es in Sürth richtig los. Durch gemeinsame Bekannte kam der Kontakt zu Frank Ditkens, dem pädagogischen Leiter von Leverkusen, zustande. Ab dem Jahr 2000 war ich bei Bayer nicht nur als Jugendtrainer tätig, sondern betreute auch die Südamerikaner.
Von denen es bei Bayer ganz schön viele gab …
Absolut. In den vier Jahren beim Verein durfte ich unter anderem mit Lucio, Zé Roberto, Franca, Juan und Placente zusammenarbeiten.
Oft hat man den Eindruck, dass sich Südamerikaner anfangs in Deutschland schwertun. Wie konnten Sie den Spielern helfen?
Der Klub kann viel tun, um dem Spieler die Eingewöhnung zu erleichtern. Ein großer Vorteil bei Bayer war die Tatsache, dass die Spieler vom ersten Tag an einen Ansprechpartner vorfanden, der ihnen bei vielen Kleinigkeiten im alltäglichen Leben unter die Arme greifen konnte. Von großer Bedeutung ist der Kontakt zu Ärzten. Was passiert, wenn es den Kindern oder der Ehefrau nicht gut geht? Dann ist es wichtig, jemanden dabei zu haben, der die Kommunikation übernehmen kann. Genauso wichtig ist die Übersetzung auf dem Fußballplatz und bei Einzelgesprächen. Deswegen war es ein enormer Vorteil, dass ich nicht nur die Sprachen beherrsche, sondern mich auch im Fußball und der „Fußballsprache“ auskenne.
Wie eng war die Beziehung zu den Spielern?
Man lernte sich Schritt für Schritt kennen. Irgendwann baute sich auch eine private Ebene auf – wobei ich zugeben muss, dass man die Dinge selbst immer durch die Klub-Brille betrachtet. Letztendlich hängt es aber immer vom Spieler ab, ob er sich einlebt oder nicht. Wenn er es wirklich möchte, schafft er es auch. Juan aus Rio de Janeiro, der sogar in die Jahrhundertelf von Leverkusen gewählt wurde, ist das perfekte Beispiel dafür. Er wollte es vom ersten Tag an schaffen und hat sich stets bemüht.
Gibt es noch Kontakte?
Unsere gemeinsamen Zeiten sind schon sieben oder acht Jahre her, doch bis heute verbindet Juan und mich eine Freundschaft. Zu Placente und Lucio besteht ebenfalls noch immer Kontakt. Das zeigt, wie korrekt diese Jungs sind.
Von Bayer wechselten Sie in die PR-Abteilung von Adidas. Was waren dort Ihre Aufgaben?
Im PR- und Marketingbereich „kümmerte“ ich mich um die „globalen Spieler“. Wichtige Namen wie David Beckham, Lionel Messi, Lukas Podolski, Zinedine Zidane oder Raúl, die für das Unternehmen eine besondere Bedeutung hatten. Neben der Veranstaltung von PR-Events mit Spielern, die bei Adidas unter Vertrag standen, hatte ich auch die Möglichkeit, neue Talente für die Firma zu scouten. Darunter war auch ein kleiner, schüchterner Junge namens Lionel Messi – den wir unserem Konkurrenten Nike quasi „geklaut“ haben. Okay, nicht wirklich. Aber wir haben uns sehr um ihn bemüht. So einen Spieler bereits mit 16 oder 17 Jahren kennenlernen und einige Zeit begleiten zu dürfen ist schon etwas ganz Besonderes. Diese Gelegenheit bietet sich vielleicht nur einmal. Ich hatte großes Glück.
Interview: Marcus Holzer