„Wir fordern uns immer heraus“
Basketball als Lebensmittelpunkt: T.J. und Max DiLeo kennen es nicht anders. Der Papa war Basketball-Coach, die Mama selbst als Profi aktiv. Heute spielen die Brüder Tür an Tür – T.J. für Bonn in der BBL, Max bei den RheinStars Köln
Sich im Trainingszentrum von ProA-Aufstiegsanwärter RheinStars Köln zum Doppelinterview mit Köln.Sport zu treffen, war für die Brüder T.J. und Max DiLeo fast wie ein normaler Nachmittag. Wann immer es geht, treffen sie sich – meist in Köln, wo Max (24) eine Wohnung im Zentrum hat. Schon seit Kindertagen haben T.J. (27, Telekom Baskets Bonn) und sein jüngerer Bruder ein enges Verhältnis. Und: Beide lieben Basketball. Kein Wunder, immerhin sind sie einer echten Basketballer-Ehe entsprungen: Papa Tony arbeitete quasi sein Leben lang als Basketball-Coach, war von 1986 bis 1990 Coach des BSC Saturn Köln, mit dem er auch zwei Meisterschaften feierte. Außerdem war er jahrelang für die Philadelphia 76ers in der nordamerikanischen Profiliga NBA im Einsatz. Heute arbeitet er für die NBA-Organisation der Washington Wizards. Klar, dass die Söhne am Fernseher seinem Team die Daumen drücken. US-Star John Wall ist ihr Vorbild. Auch Anna DiLeo, die Mama, war erfolgreiche Spielerin, stand in Düsseldorf im Bundesligakader.
Kein Entkommen also für die Brüder vor der Liebe zum Basketball? Nicht ganz, wie sie im Interview verraten.
Hi T.J., hi Max, schön, dass ihr hier seid. Max, ich denke, wir überlassen dem älteren Bruder die erste Frage und die erste Antwort. T.J., wer von euch beiden ist der bessere Spieler?
T.J.: Oh, direkt etwas Schweres zum Start. Man muss sagen, dass ich natürlich etwas älter bin und etwas mehr Erfahrung habe. Aber Max ist auf jeden Fall der bessere Defender, das steht fest. Aber im Gesamtpaket wähle ich trotzdem mich als besseren Spieler (lacht).
Max: Er ist immerhin BBL-All-Star, was soll man da sagen?
Also stimmst du zu, Max?
Max: Fest steht, dass ich zu T.J. aufschaue und ich extrem davon beeindruckt bin, was er schon geschafft hat und wie er über die Jahre immer besser geworden ist. Diesen Weg will ich auch gehen. Ja, Stand jetzt ist er der bessere Spieler, aber ich habe noch ein paar Jahre, um auf sein Niveau zu kommen. Und das ist genau das, was ich schaffen will. Ich will nicht sagen, dass es schon immer eine Rivalität zwischen uns gab, aber wir fordern uns immer gegenseitig heraus. Und es ist gut für mich, jemanden zu haben, an dem ich mich orientieren kann.
Was macht T.J. denn zum besseren Spieler, wenn er selbst schon sagt, dass du der bessere Defender bist?
Max: Er trifft so oft die richtigen Entscheidungen. Das kommt mit der Erfahrung und seiner guten Übersicht auf dem Court. Er macht einfach ganz oft das Richtige.
Gab es die, sagen wir mal, kleine Rivalität schon, als ihr Kinder wart?
T.J.: Ja, auf jeden Fall. Und ich finde, bei Max kann man an seinem Spielstil erkennen, dass er auf dem Court immer der Kleine, der Underdog war, der sich oft gegen den Großen durchsetzen musste. Dadurch hat er gelernt, immer 110 Prozent geben zu müssen, hart zu spielen, gut zu verteidigen.
Max: Die anderen waren immer größer, stärker. Dadurch musste ich mehr arbeiten, härter spielen, die kleinen Dinge richtig machen. T.J. hat mir viel beigebracht, aber wir haben auch gemeinsam viel gelernt. Auch durch unsere Eltern. Und im Laufe der Jahre hat T.J. mir viel geholfen, zum Beispiel, als ich aufs College gegangen bin. Er hatte ja schon die Erfahrung und hat mir erklärt, an welchen Aspekten meines Spiels ich arbeiten muss. Diese Hilfe war immer da. Aber in unseren jungen Jahren haben unsere Eltern uns viel mitgegeben, was wir dann im Grunde gemeinsam gelernt haben.
Am Lebenslauf eurer Eltern wird klar, dass Basketball bei euch immer eine große Rolle gespielt hat. Wie war es, in einer Basketball-Familie aufzuwachsen?
T.J.: Ehrlich gesagt, war das ziemlich cool. Wichtig ist zu sagen, dass Basketball für uns immer da war, aber uns von unseren Eltern nie aufgedrängt wurde. Wir hätten auch etwas anderes machen können. Aber wir haben uns sofort in den Sport verliebt. Zu der Zeit war unser Dad ja bei den 76ers, wir konnten zu Spielen gehen, zum Training, haben die NBA-Spieler getroffen. Da war es ja schon fast unmöglich, dieses Spiel nicht zu lieben. Unsere Mum hat uns gecoacht, also gab es zwischen Basketball und Familie eine starke Verbindung. Das haben wir sehr genossen. Die Liebe, die sich da entwickelt hat, haben wir nie verloren.
Konntet ihr bei den Sixers quasi überall hin?
T.J.: Na ja, sicher nicht überall hin, aber wir durften mehr als andere, das stimmt schon. Wir haben uns die Trainings angeschaut, nach den Spielen waren wir im Locker Room. Das waren die großen Zeiten mit Allen Iverson, da gab es um Basketball in Philadelphia einen unglaublichen Hype. 2001 waren sie ja sogar in den NBA-Finals, da haben wir uns auch die Heimspiele angeschaut. Das war ziemlich cool.
Max: Ja, da war ich gerade acht Jahre alt geworden und war bei meinen ersten NBA-Finals. Das war Wahnsinn. Allen Iverson war unser Held, wegen ihm spiele ich heute noch mit der Nummer drei auf dem Trikot.