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Köln.Sport

Wieder Leben auf der Asche

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Dabei war es nicht unbedingt ein Zufall, dass viele Talente den Schritt von Höhenhaus zu Bayer 04 gingen, denn beim 1. FC Köln war man nicht immer gut auf den „Ein-Mann-Verein Gillet“ zu sprechen. Zwar war dieser zwischenzeitlich sogar als Jugendleiter beim FC im Gespräch, als er aber versuchte, Spieler noch auf dem Platz von einem Wechsel zum TuS zu überzeugen, erteilte man ihm Hausverbot. Gillet eckte an und schonte weder sich noch andere. „Höhenhaus war sein Lebenswerk und die Spieler seine Kinder“, sagt Calmund. Dieser aufopferungsvolle Einsatz wurde dem großgewachsenen Mann 1997 wohl zum Verhängnis.

Nachdem er im Alter von 52 Jahren seinen dritten Herzinfarkt erlitten hatte, verstarb Karl-Heinz Gillet. „Noch am Vorabend rief er mich aus dem Krankenhaus an. Ich sollte den damaligen Jugendspieler Mitja Schäfer auf eine Klassenfahrt begleiten und aufpassen, dass ihn dort niemand vom FC oder Bayer anspricht“, erinnert sich Dirk Hebel. Der ehemalige TuS-Spieler war zu dieser Zeit Profi in England. Heute ist er ein renommierter Spielerberater. Unter anderem vertrauen die Weltmeister Mario Götze und Marco Reus auf seinen Rat. Doch wohl kein Weggefährte hatte eine so innige Beziehung zu Karl-Heinz Gillet wie Daniel Zillken. „Er war mein Ziehvater und hat mich unglaublich geprägt“, sagt der heutige Trainer des Bonner SC, den Gillet dazu auserkor, sein Lebenswerk fortzusetzen. „Bitte unterstützt Daniel, er kann den modernen TuS nach mir am Leben halten. So lautete sein letzter Wunsch“, erinnert sich Reiner Calmund. Doch Zillken konnte die Herkulesaufgabe nicht stemmen. „Ich habe drei Jahre alles investiert, doch es hat nicht funktioniert.“

Ohne den Macher Gillet gelang es nicht, die verworrenen Strukturen aufrechtzuhalten. „Wir waren zwischenzeitlich kurz davor, den Laden dichtzumachen“, gesteht Vonk, der mittlerweile aber wieder optimistisch in die Zukunft blickt. Zwar sind die Zeiten vorbei, in denen der Verein alle Jugendmannschaften mindestens doppelt besetzt hatte. Auch überregional namhafte Gegner wird es auf absehbare Zeit nicht mehr auf die Höhenhauser Asche verschlagen. Doch Hoffnung macht die vor zwei Jahren neuformierte erste Mannschaft, die fast ausschließlich aus ehemaligen Nachwuchsspielern des TuS besteht. „Die Motivation liegt darin, Jugendverein und Heimatveedel wieder hochzubringen und ein wenig an alte Zeiten anzuknüpfen“, erklärt Stefan Schmitz, dem als Spielertrainer mit seinen Jungs im Sommer der Aufstieg in die Kreisliga B gelang.

Auch wenn andere Vereine im Umkreis dem einstigen Vorzeigeprojekt längst den Rang abgelaufen haben, es entwickelt sich wieder etwas zwischen Bahntrasse und A3. Sieben Nachwuchs- und drei Seniorenmannschaften gehen in der Saison 2014/15 für den TuS an den Start. Allerdings sehen sich die Verantwortlichen vor allem beim Nachwuchs großen Herausforderungen ausgesetzt: „Heute gehen die Kinder zu den Vereinen, die einen Kunstrasen haben. Da hat man kaum noch Argumente“, weiß Vonk. Die Jahre, in denen allein der Name TuS Höhenhaus reihenweise talentierte Nachwuchsspieler anlockte, sind vorbei. Einen TuS Höhenhaus wie in den 90er Jahren wird es nicht noch einmal geben – da sind sich alle damals und heute Beteiligten einig.

Doch statt der goldenen Vergangenheit hinterher zu trauern, setzt man sich in Höhenhaus realistische Ziele: In zwei Jahren soll der Verein in der Kreisliga A spielen. Lokalduelle gegen Mülheim-Nord oder die Reserve von Deutz 05 statt FC, Leverkusen und Schalke. Eine Konstellation, mit der man sich beim TuS Höhenhaus mittlerweile guten Gewissens anfreunden könnte.

Stefan Kühlborn

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