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Köln.Sport

„Warum nicht nach ganz oben gucken?“

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Das Gefühl, der FC sei reif für die Meisterschaft, hatte er schon im August. Jetzt fühlt Journalist und Autor Andrack: Die Chancen stehen besser denn je.
Manuel Andrack ist Journalist und Autor und verrät, was er dem Effzeh in dieser Saison noch alles zutraut.

Der Journalist und Autor Manuel Andrack äußert sich zum Thema Köln und der Traum von Europa. (Foto: imago/Ulmer)

Herr Andrack, sich über den FC zu unterhalten macht in letzter Zeit besonders viel Spaß, oder?
Ja, läuft. Es drückt ein bisschen die Stimmung, dass Leipzig Tabellenführer ist. Das liegt mir als Traditionsfan schon schwer im Magen. Am Anfang der Saison war es schöner, als wir -Bayern-Jäger waren. Ich habe schon vor dem ersten Saisonspiel unter Zeugen gesagt: Wir werden Deutscher Meister. Und dieses Ziel habe ich immer noch. Ich hoffe, dass es Leipzig so geht wie allen Rangnick-Projekten: Herbstmeister und dann in der Versenkung verschwinden. Bayern kann man vergessen dieses Jahr, und es liegt nur an uns, diese Chance zu ergreifen.

Und das mit dem Meistertitel meinen Sie wirklich Ernst?
Das meine ich bitterernst. Ich habe vor der Saison ein großartiges Interview mit Navid Kermani gelesen, der auch ein brachialer FC-Fan ist und fast Bundespräsident geworden wäre. Der hat gesagt, diese jahrzehntelangen  Enttäuschungen eines Hardcore-FC-Fans können nicht durch eine Europapokalteilnahme getilgt werden. Da muss eine Meisterschaft her. Das sehe ich genauso.

Also nichts mit Tiefstapelei?
Wenn am Ende nur Platz drei, vier oder meinetwegen auch sechs rauskommt, bin ich auch hochzufrieden, keine Frage. Aber das Ding heißt Deutsche Meisterschaft, und gerade in dieser Saison sieht man, dass man nicht vorzeitig die Flinte ins Korn werfen sollte. Wir liegen drei Punkte hinter Bayern München, daher: Warum nicht nach ganz oben gucken?

Was ist für Sie der Schlüssel zum Erfolg?
Kontinuität ist das Zauberwort. Dass der Verein Jörg Schmadtke als Sportdirektor verpflichten konnte, war der Schlüssel zu allem. Er hat Vereine wie Aachen und Hannover in den Europapokal geführt, und auch in den letzten Jahren bei uns gab es keinerlei Kata-stropheneinkauf. Die haben sich alle eingefügt, vor allem menschlich passt es. Da ist etwas zusammengewachsen. Die Hauptachse der Mannschaft mit Horn, Lehmann, Risse, Hector spielt seit der Zweiten Liga zusammen und hat sich gemeinsam weiterentwickelt. Das ist wiederum auch dem Trainer zu verdanken. Peter Stöger macht Spieler besser. Er macht das Beste aus den Leuten, die er zur Verfügung hat. Für den guten Zusammenhalt spricht auch die Tatsache, dass die Mannschaft zuletzt einige Spiele gedreht hat, sich nicht unterkriegen lässt von einem Rückstand. Oder nach der Niederlage in Frankfurt: Die war absolut unverdient, aber das haut die Spieler nicht um. Statt mit gesenktem Kopf nach Gladbach zu fahren, denken sie sich: Wir können das besser, wir gewinnen da.

Sie schreiben an einem Buch über den „Wahnsinn, Fußballfan zu sein“. Wie ist die Idee entstanden?
Ich lege sozusagen den Fan auf die Couch. Mir ist irgendwann aufgefallen, dass vieles, was ein Fußballfan empfindet, für andere Menschen ein Grund ist, zum Psychoanalytiker zu gehen. Depressionen, Hysterie, Narzissmus, Suchtverhalten … Literatur darüber habe ich nicht gefunden, und so habe ich selbst begonnen, mit Fans zu sprechen. Die wollen wissen: Warum bin ich eigentlich so bekloppt? Es geht dabei nicht nur um FC-Fans, obwohl ich dort natürlich die besten Kontakte habe. Ich habe insgesamt 23 Typen von Fußballfans ausgemacht. Für das Buch führe ich Interviews, schreibe sie auf und lege sie einem Psychologen vor. Es geht um Pathos, es geht um Emotionen, die Anhänger aller Vereine haben.

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