In einem offenen Brief hatte Fortuna-Investor Michael W. Schwetje am 5. November mit Rücktritt gedroht. Die Diffamierung seiner Person durch Fangruppen ging ihm zu weit. Nun melden sich die Anhänger zu Wort.
Beim Heimspiel am 4.11. machten einige Fortuna-Fans ihrem Unmut Luft. Ziel der Kritik: Investor Michael W. Schwetje (Foto: imago/Eduard Bopp)
Das Heimspiel gegen den SV Wehen Wiesbaden wird wohl niemand im Fortuna-Lager so schnell vergessen. Einerseits, weil der Drittligist beim Trainer-Debüt von Koschinat-Nachfolger Tomasz Kaczmarek mit 0:7 eine unterirdische Vorstellung ablieferte, andererseits, weil Fans aus dem Bereich Stehplatz-Mitte lautstark Investor Michael W. Schwetje beleidigten und mit einem Becher bewarfen. Nicht ohne Folgen.
Offener Brief
Denn der Geschäftsführer der Fortuna Köln Spielbetriebsgesellschaft mbH ließ die ihm gegenüber skandierten Beleidigungen nicht unkommentiert und veröffentlichte am 5.11. einen öffentlichen Brief. Darin sprach er über fehlenden Respekt und beklagte sich über das Verhalten der aktiven Fanszene: „Womit ich nicht leben kann, sind die Diffamierungen, denen ich gestern im Stadion von insbesondere zwei Fangruppierungen ausgesetzt war. Dies ist für mich persönlich höchst verletzend und meiner Frau und meinen Kindern (7 und 9 Jahre) absolut nicht zuzumuten“, so Schwetje.
Klare und nachvollziehbare Worte. Der Investor drohte gar mit Rücktritt. Nun melden sich die Fangruppen SC Mülltonn 1998 & Fortuna Eagles 1986 zu Wort. In einem Statement nehmen sie ausführlich Stellung und erklären die Gründe für das zerrüttete Verhältnis zwischen Fans und Investor. Inhaltlich stehen die Fangruppen nach wie vor hinter ihrer Kritik, wenngleich sie die angeschlagene Wortwahl hinterfragen.
„Beide Seiten haben sich von respektvollem Umgang entfernt“
„Wir verstehen durchaus, dass unser angeschlagener Ton für Familien und Kinder unpassend war und bedauern dies“, heißt es in dem gemeinsamen Brief. Dennoch scheint das Verhältnis völlig zerrüttet. Schwetje sehe die Fortuna als Unternehmen, nicht als Verein, so die Kritik der Verfasser. Gemeinsame Gespräche soll es bereits seit etwa einem Jahr nicht mehr gegeben haben: „Beide Seiten haben sich immer mehr von einem respektvollen Umgang miteinander entfernt.“
Am Ende formulieren die Fangruppen drei Forderungen gegenüber dem e.V. und der Spielbetriebsgesellschaft. Ihr Anliegen: Werte und Tradition der Fortuna müsse erhalten bleiben, die Fans mehr respektiert werden. Ob beide Lager tatsächlich in naher Zukunft wieder zu einem respektvollen Umgang in der Lage sind, scheint mehr als fraglich. Die Gräben scheinen aktuell zu tief.