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Köln.Sport

Vom Weltmeister lernen

Mit Jürgen Kohler präsentierte Viktoria Köln jüngst einen sehr prominenten neuen Trainer – nicht etwa für das Regionalliga-Team, sondern für die eigene Talentschmiede. Der U19 soll der „Kokser“ in Zukunft einen neuen Stempel aufdrücken
Kohler

Jürgen Kohler gewann als Spieler die Welt- und Europameisterschaft – und arbeitet nun in der Talentschmiede der Viktoria in Höhenberg (Foto: imago/Jan Huebner)

Ein Blick auf den Regionalliga-Kader des FC Viktoria Köln offenbart: Spieler aus der eigenen Jugend finden sich hier kaum wieder. Kai Klefisch, der diesen Sommer den Sprung in den Kader für die neue Saison schaffte, macht die Ausnahme. Ansonsten setzen die Höhenberger, die unbedingt in die 3. Liga aufsteigen wollen, seit Jahren auf etablierte Kräfte und gestandene Neuzugänge, die nicht selten Profierfahrung aufweisen.

In Zukunft allerdings könnten mehr Kicker aus der eigenen U19 im Regionalliga zum Einsatz kommen, das jedenfalls hofft Jürgen Kohler. Er betreut die A-Jugend der Höhenberger offiziell seit dem 1. Juli. Mit der Verpflichtung des ehemaligen FC-Profis und Nationalspielers gehe man „einen Schritt in eine neue Dimension von Jugendarbeit“, hieß es bei der Bekanntgabe in der offiziellen Pressemitteilung Ende Mai. Und in der Tat, Kohler hat viel vor mit seinen Schützlingen.

„Wir wollen die Spieler öfter auf den Trainingsplatz holen, werden dort auch individuell mit ihnen  trainieren“, sagt Kohler, der das Pensum der Übungseinheiten anschrauben will. Der sportliche Erfolg ist ihm dabei zweitrangig. Wichtiger als den Aufstieg in die A-Jugend-Bundesliga zu schaffen sei für die Kicker die persönliche Weiterentwicklung. „Es geht um die Ausbildung der Spieler. Darum, sie möglicherweise in die erste Mannschaft zu integrieren“, sagt Kohler.

Taktisch Variabel agieren

Konkrete Spieler, die besonders talentiert sind und denen der Sprung in die „Erste“ zuzutrauen ist, will Kohler nicht nennen. „Das bringt nichts, die Jungs sind doch noch in der Findungsphase. Schule bzw. Arbeit, Freundin, ein duales Studium … es spielen viele Dinge eine Rolle, nicht nur das Talent. Deshalb ist es unheimlich schwer zu prognostizieren, ob Spieler dabei sind, die es schaffen können“, weiß der ehemalige Weltklasse-Innenverteidiger. Zur Viktoria lotste ihn Roland Koch, der Leiter der Viktoria-Jugend. Die beiden kennen sich aus vergangenen FC-Tagen und werden in Zukunft eng zusammen arbeiten. Erfahrung im Nachwuchsbereich bringt Jürgen Kohler mit, er coachte bereits die U21-Nationalmannschaft sowie die U19 des Bonner SC.

Der 52-Jährige hat auch mit seinem neuen Team klare Ziele. Flexibel auf den Gegner reagieren können, verschiedene Taktiken gedankenschnell umsetzen, das wünscht sich Kohler: „Ich möchte die Jungs dahin bekommen, dass wir während des Spiels auf gewisse Situationen reagieren können und eine gewisse Flexibilität im Spiel haben. Die Mannschaft soll drei, vier verschiedene Systeme beherrschen, die wir dann wenn nötig auch im Spiel fließend wechseln.“ Klingt nach hohen Ansprüchen, die der Weltmeister hat, aber genau dafür wurde er nach Höhenberg geholt.

Mit ihm soll nicht nur die U19, sondern auch die anderen Nachwuchsteams einen Schritt nach vorne machen. Die Rahmenbedingungen dafür wurden in der jüngeren Vergangenheit geschaffen. Ein Pädagoge sowie ein Athletiktrainer wurden eingestellt, um die Kinder und Jugendlichen optimal zu betreuen. „Wir haben noch viele weitere Dinge vor, die es jetzt gilt peu a peu anzugehen. Das geht nicht von heute auf morgen“, weiß Kohler. Fest steht allerdings jetzt schon: Jürgen Kohler ist ein großer Fang für die Viktoria, und der Ex-Profi ist hoch motiviert, den Nachwuchs der Rechtsrheinischen auf eine neue Stufe zu heben.