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Köln.Sport

„Vereine müssen einen Mehrwert schaffen”

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„Handball und Basketball brauchen starke finanzielle Partner“

Ende Mai steigt in der Lanxess-Arena wieder das „Velux EHF-Final4″ im Handball. Welche Bedeutung hat dieser Event, wo in Köln Handball doch eine untergeordnete Rolle spielt?
Ich bin sehr froh und dankbar, und wir haben sehr hart daran gearbeitet, dass der europäische Handballverband sich wieder für Köln entschieden hat – auch für die kommenden Jahre. Diese wiederkehrenden Events sind wichtig. Auch beim DFB-Pokalfinale der Frauen (12. Mai im RheinEnergieStadion; d.Red.) haben wir eine Zusage, dass es für die nächsten Jahre in Köln bleiben wird. Ich war bislang jedes Jahr dabei, habe mir alle Spiele angesehen und muss sagen: Das ist ein ganz großer Event mit einer tollen Atmosphäre. Die Handballwelt schaut beim „Velux EHF-Final4″ auf Köln.

Warum schafft es Köln nicht, ein eigenes Profi-Handballteam auf die Beine zu stellen?
Regional gesehen haben wir eine Mannschaft mit dem VfL Gummersbach, die auch schon häufig in Köln gespielt hat. Auch hier gilt es, dass Sportarten wie Handball und Basketball starke finanzielle Partner brauchen. Das ist das A und O. Die 99ers versuchen jetzt, mit Nachwuchsförderung langsam nach oben zu kommen. Um den Bogen nochmal neu zu spannen: Die Wirtschaft orientiert sich in andere Bereiche als den Sport, und da müssen sich die Vereine neue Methoden einfallen lassen, um die Unternehmen zu überzeugen. Als Stadt können wir höchstens die Rahmenbedingungen schaffen. Das hat mein Vorgänger Fritz Schramma auch gemacht, indem er den Bau des RheinEnergieStadions in die Wege geleitet und durchgesetzt hat.

„Handball und Basketball brauchen starke finanzielle Partner.“Auch im Basketball mangelt es der Sportstadt an einem Topteam. Insider beklagen zudem das Fehlen einer „passenden“ Halle.
Das entwickelt sich ja jetzt mit dem Bau der neuen Halle am Girlitzweg, die mit einer Kapazität von 4.000 bis 6.000 Plätzen eine Möglichkeit bieten wird. Der entsprechende Bebauungsplan ist genehmigt. Wir sehen auch, dass Sportarten wie Handball, aber noch stärker Basketball und Volleyball, sich mehr auf mittlere Städte konzentrieren. Da ist die Konkurrenz zum Fußball nicht so groß. Da hat man diesen einen Verein, und die örtliche Wirtschaft steht dahinter. Dies in den großen Metropolen umzusetzen ist schwieriger.

Als Gegenbeispiel gibt es aber auch die Füchse in Berlin oder die Eisbären.
Wenn man oben mitspielt, eine gute finanzielle Basis hat, Nachwuchs aus den eigenen Kräften schafft und nicht nur alles zusammengekauft wird, dann hat man eine gewisse Gewähr für den Erfolg.

Erfolg hat auch Rot-Weiss Köln im Hockey, aber da kommen nicht allzu viele Zuschauer zu den Spielen.
Das ist schade. Da möchte ich mich auch etwas mehr einbringen, noch stärker für Hockey werben. Das ist eine schöne Sportart und setzt viel körperliche Fitness und Kondition voraus. Für uns hier in Köln ist das ist eine Chance, die großen Erfolge, die wir sowohl in der Halle als auch auf dem Feld haben, zu nutzen, um mehr Publikum anzuziehen. Man muss diese Sportart noch bekannter machen, die Spielerpersönlichkeiten herausstellen, damit man sich noch stärker damit identifizieren kann.

2009 ergab ein Gutachten, dass Sportanlagen wie das Südstadion oder die Albert-Richter-Bahn vom Sportamt statt von der Sportstätten GmbH effizienter betrieben werden könnten. Warum hat sich bis heute an den Zuständigkeiten nichts geändert?

Weil wir das sehr sorgfältig geprüft haben – auch im Hinblick auf steuerrechtliche Fragen. Dabei hat sich herausgestellt, dass die Vorschläge zwar diskussionswürdig sind, aber im Ergebnis zu schwer umzusetzen sind. Die damit verbundenen Nachteile sind größer als die Vorteile. Es wird diesbezüglich keine Veränderung geben.

Die Stadt Köln ist dem Verein „Sportstadt Köln e.V.“ im Februar beigetreten und unterstützt damit die Sport-Agenda 2015. Was waren die Gründe?
Ich finde es sehr positiv, dass es eine solche Initiative gibt und ein solcher Verein gegründet worden ist. Der Sportstadt Köln e.V. stellt die Sportsituation in der Breite dar, forciert die Sportentwicklung und macht sich Gedanken über verschiedene Finanzierungsmodelle für Projekte. Das finde ich sehr, sehr positiv. Mir liegt viel daran, dass klar signalisiert wird: Wir stehen dahinter. Durch die personelle Unterstützung geben wir dem Verein auch Möglichkeiten, sich weiterzuentwickeln. Die Agenda als solche hat ja eine Vielzahl von Projekten. Das führt aber nicht dazu, dass automatisch öffentliches Geld fließt. Sie hat nur die Breite dargestellt – und wo man mit Synergieeffekten noch bessere Leistungen erzielen und effizienter arbeiten kann. Aber ich möchte, dass durch personelle Ressourcen im Sportamt die Sport-Agenda unterstützt wird.

Der Vorsitzende Volker Staufert hofft nun auf „erheblichen Rückenwind“. Kann er das? Finanzielle Mittel seitens der Stadt gibt es ja nicht.
Es geht auch darum, die Kräfte mehr zu bündeln und zu zeigen, wo sich die Vereine zeitgemäßer aufstellen können. Die Leute sind mobiler und wollen sich nicht mehr so streng an feste Zeiten binden, also braucht es flexiblere Angebote. Man sieht ja, wie sehr etwa Fitnessstudios gefragt sind, weil man dort sehr flexibel seinen Sport treiben kann – da müssen sich die Vereine moderner aufstellen. Wenn Hilfestellung seitens der Stadt gefordert ist, machen wir das gerne. Wir fördern ja auch nach wie vor den Sport durch die Jugendabgabe für die Vereine und auch für den Betrieb der Sportstätten, die von den Vereinen selbst unterhalten werden. Wenn es um einzelne Projekte geht, muss man darüber reden und einfach schauen, was man machen kann.

Wie lautet Ihr erstes Fazit zum neuen Lentpark, der im Oktober letzten Jahres eröffnet wurde?
Ich kann nur sagen: Es ist eine wunderbare Investition. Vor allem wegen des gemischten Angebots von Eislaufen und Schwimmen, das ist schon einzigartig. Die Besucherzahlen sind hervorragend, auch weil Menschen aus der gesamten Region den Lentpark besuchen.

Dafür brachte das neue Bäderkonzept Kritik ein, vor allem seitens der Schulen und Vereine wegen der Schließung des Nippes-Bades. Zurecht?
Wenn wir uns vor Augen führen, dass viele Städte angesichts der wirtschaftlichen Situation ihre Schwimmbäder schließen – in Wuppertal etwa gibt es nur noch ein öffentliches Hallenbad, alle anderen haben schon geschlossen –, und wir haben sehr vorzeigbare öffentliche Bäder, da muss man schon sagen: Man kann uns nicht immer alles vorhalten. Wenn die Bäder in Nippes und Weiden in die Jahre gekommen sind – und das sind sie tatsächlich – und erheblich investiert werden müsste, um sie auf den neuesten Stand zu bringen, kann man nicht alles gleichzeitig machen. Deswegen haben wir uns für ein modernes Sportangebot entschieden, was ja weiterhin in ausreichendem Maß für Vereine und Schulen vorhanden ist. Dass man jetzt teilweise etwas weitere Wege hat, kann nicht der Maßstab sein, um zu behaupten: Wir können nicht mehr schwimmen gehen.

Kölns Oberbürgermeister Jürgen Roters und Köln.Sport-Redaktionsleiter Frank SchwantesGibt es ein kölsches Sportprojekt, das Ihnen ganz besonders am Herzen liegt?
Wir verfügen hier mit dem Inneren und Äußeren Grüngürtel über hervorragende Grün- und Erholungslandschaften wie kaum eine andere Stadt in Deutschland. Und dort müssen wir noch mehr Möglichkeiten für den Freizeitsport schaffen. Indem wir Sportgeräte aufstellen, sie für Freizeitsportler besser zugänglich machen. Es müssten moderne Angebote sein, nicht etwa die üblichen Trimm-dich-Pfade. Eine beleuchtete Laufstrecke fände ich auch sehr gut. Und im Grunde bräuchte man mehrere, vier oder fünf, damit die Leute, gerade auch Frauen, in den Abendstunden im Winter unbehelligt und gut laufen können. Wenn man sich samstags und sonntags mal umsieht, was am Rhein los ist, aber auch an den Grünanlagen, dann sieht man, dass Laufen noch beliebter geworden ist.

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