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Köln.Sport

Über´s Ziel hinaus geschossen

Ob die Fans angesichts extrem gestiegener Ticketpreise in der 3. Liga zahlreich ins Südstadion strömen werden, ist durchaus fraglich Foto: IMAGO

Ob die Fans angesichts gestiegener Ticketpreise in der 3. Liga zahlreich ins Südstadion strömen werden, ist fraglich.
Foto: IMAGO

Der SC Fortuna Köln erhöht nach dem Aufstieg die Ticketpreise und zählt künftig zu den teuersten Adressen in der 3. Liga. Damit geht der Südstadt-Klub ein Wagnis ein.

KOMMENTAR

Wer ab Juli im Kölner Südstadion Profi-Fußball sehen will, der muss tief in die Tasche greifen. Zwei Wochen nach dem vielumjubelten Aufstieg, haben die Südstädter die Ticketpreise für die kommende Saison festgelegt. Der ein oder andere Fortuna-Anhänger dürfte sich beim Blick auf die Preise verwundert die Augen gerieben haben. Denn der Verein bittet seine Fans kräftig zur Kasse.

Eine Dauerkarte für alle 19 Heimspiele kostet für einen Sitzplatz stolze 390 Euro (Vollzahler). Auch die Stehplatz-Dauerkarte fällt mit 210 Euro ordentlich ins Gewicht. Deutlich angehoben wurden auch die Preise für Tageskarten: Zahlte man in der Regionalliga noch 15 Euro für einen Sitzplatz, so werden eine Liga höher gleich zehn Euro mehr fällig. Man habe die Ticketpreise an den Durchschnittspreisen anderer Vereine aus der 3. Liga orientiert, heißt es dazu von Vereinsseite. Eine Aussage, die bei genauerer Betrachtung durchaus kritisch hinterfragt werden muss:

Mit 390 Euro für die Sitzplatzdauerkarte liegt die Fortuna im ligaweiten Vergleich weit vorne. Alle zehn Vereine, die ihre Dauerkartenpreise für die Saison 2014/15 bereits veröffentlicht haben, bieten günstigere Dauerkarten an als der Aufsteiger aus der Südstadt. In Duisburg (480 Euro), Dresden (540) und Rostock (448) muss man für die besseren Plätze jedoch mehr Geld auf den Tisch legen als in Köln. Die dortigen Arenen bieten jedoch auch anderen Komfort als das Südstadion.

Kaum anders verhält es sich in Sachen Stehplatz-Dauerkarte: In dieser Kategorie ist die Fortuna sogar einsame Spitze. Über 200 Euro nimmt kein Drittligist von seinen Fans. In Kiel zahlen die Anhänger beispielsweise 192 Euro für einen Stehplatz – der ist dafür aber überdacht. Positivbeispiel war in der vergangenen Saison die Spielvereinigung Unterhaching. Nur 100 Euro kostete das Stehplatz-Saisonticket, also nur etwas mehr als fünf Euro pro Spiel. Doch nicht nur in der 3. Liga sprengen die Fortuna-Preise den Rahmen, wie ein Blick zum großen Nachbarn beweist: Beim 1. FC Köln kostet die Stehplatzdauerkarte für die kommende Bundesligasaison 165 Euro. Zwar sehen die FC-Fans dafür auch zwei Spiele weniger, der Unterschied zwischen 1. und 3. Liga ist dennoch unverhältnismäßig.

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Bei den Tageskarten liegen 25 Euro für ein Sitzplatzticket in der Tat im ligaweiten Durschnitt, wenngleich (bis auf die Stuttgarter Kickers) alle Teams auch ohne Ermäßigung günstigere Karten anbieten. Auch auf den Stehplätzen müssen, vor allem die treuen Fans im Bereich Mitte, tiefer in die Tasche greifen als die Zuschauer in anderen Stadien. Mehr als 14 Euro für einen Stehplatz verlangt kein Drittligist. Für den Preis gibt es aber immerhin einen sehr guten Blick auf das Spielgeschehen.

Das Ergebnis ist eindeutig: Der SC Fortuna Köln verlangt als Aufsteiger mit die höchsten Eintrittspreise in der 3. Liga. Eine gewagte Aktion, die nach hinten losgehen kann. Geschäftsführer Michael W. Schwetje plant mit 2.500 Zuschauern pro Partie, Klaus Ulonska rechnet mit deutlich mehr zahlender Kundschaft. Zum Vergleich: In der abgelaufenen Regionalligasaison kamen durchschnittlich 1.800 Zuschauern zu den Heimspielen der Fortuna. Da spielten die Südstädter aber auch um den Aufstieg. Kommende Saison dürfte es schwer werden, auf Anhieb den Sprung in die Spitzengruppe zu schaffen.

Nach dem Aufstieg ist eine erfreuliche Euphorie rund um die Fortuna entstanden, die sich gerne als Klub mit familiärem Charakter darstellt, bei dem noch ehrlicher Fußball gespielt wird. Die geplanten Eintrittspreise widersprechen diesem Selbstbild und könnten dafür sorgen, dass zahlreiche der Fortuna wohlgesonnene Kölner wegbleiben, weil ihnen der Besuch eines Drittligaspiels schlicht zu teuer ist.

Stefan Kühlborn