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Köln.Sport

„Turn-WM in Köln wäre megageil!“

Quelle: Jennifer Schattling

Fabian Hambüchen (re.) stand Köln.Sportler Stefan Kühlborn im Foyer der Deutschen Sporthochschule Rede und Antwort

Fabian Hambüchen ist Deutschlands Vorzeige-Turner. Lesen Sie im zweiten Teil des Interviews, wo er seine berufliche Zukunft sieht und wie wohl er sich in der Sportstadt Köln fühlt.

Mit 16 Jahren nahm der Turner Fabian Hambüchen an seinen ersten Olympischen Spielen teil. Es folgten sechs Europameister- sowie ein Weltmeistertitel, dazu zwei Olympische Medaillen. Im Alter von 26 ist Hambüchen noch immer das Aushängeschild seiner Sportart. Seit 2012 hat sich der gebürtige Bergisch-Gladbacher mit dem Studium an der Deutschen Sporthochschule Köln ein zweites Standbein aufgebaut. Im Exklusiv-Interview mit Köln.Sport spricht Hambüchen über die Vereinbarkeit von Spitzensport und Studium, die Olympischen Spiele 2016 in Rio, seine Medienpräsenz, die neue Heimat Köln und wie er auf kuriosem Wege zum FC-Fan wurde.

 

Herr Hambüchen, viele deutsche Kaderathleten sind bei der Bundeswehr tätig, weil sie so Sport und Beruf gut koordinieren können. Stand dieser Schritt für Sie nie zur Debatte?

Hambüchen: Ich hatte relativ früh, nach Athen 2004 mit 16 Jahren schon meine ersten Sponsorenverträge und war auf das Geld der Bundeswehr glücklicherweise nicht direkt angewiesen. Für einen Sportler, der die einzige Chance auf Leistungssport über die Bundeswehr hat, ist diese Chance natürlich super. Aber man bringt sich immer auch in eine gewisse Abhängigkeit und hat im Rahmen seines Arbeitsvertrages natürlich auch Verpflichtungen. Zwar arbeitet die Bundeswehr eng mit den Verbänden zusammen, dennoch gibt es Situationen, in denen man sich nicht ganz einig ist. Da haben wir die Chance gesehen, erst gar nicht in so eine Konfliktsituation zu geraten und haben gesagt, wir machen es selbst und finanzieren mich über Sponsoren und Auftritte. Das war für mich zu diesem Zeitpunkt der richtige Weg. Dennoch ist die Bundeswehr eine gute Sache. Man muss nur individuell gucken, ob man dieses Angebot in Anspruch nehmen muss oder einen anderen Weg findet. 

Wo sehen Sie im Anschluss an das Studium Ihre berufliche Zukunft?

Hambüchen: Das ist ein schwieriges Thema, weil ich mir darüber selbst noch nicht ganz im Klaren bin. Es hat bis dahin ja auch noch ein wenig Zeit. Zum einen gibt es die Überlegung, dass ich mal bei meinem Management einsteige, in diesem Bereich Erfahrungen sammle und gucke, ob das mein Ding wäre. Zum anderen muss ich im Rahmen des Studiums ohnehin noch ein Praktikum absolvieren. Da könnte ich mir aber vorstellen, bei einer Produktionsfirma in Köln reinzuschnuppern. Einfach mal zu schauen wie es beim Fernsehen läuft und ob ich später vielleicht nicht doch eher in Richtung Medien gehe. Na und zuletzt, vielleicht werde ich auch Trainer…. Ich weiß es nicht. Auf jeden Fall will ich immer mit dem Turnen in Verbindung bleiben. Wie das nachher aussieht, werden wir sehen. 

Stichwort Medien. Sie sind im TV sehr präsent, haben regelmäßig an TV-Events von Stefan Raab teilgenommen und waren auch schon bei „Wer wird Millionär“ und in öffentlich-rechtlichen Quizshows zu sehen. Geht es bei diesen Auftritten eher um das Finanzielle oder ist es Ihnen wichtig, die Sportart Turnen medial zu repräsentieren?

Hambüchen: Natürlich möchte ich die Sportart Turnen optimal repräsentieren. Mein Hauptgeld kommt von den Sponsoren. Aber logischerweise verdiene ich mit den Auftritten noch etwas dazu. Viel wichtiger ist, wie aber erwähnt, dass ich es schaffe, das Turnen weiter zu repräsentieren und interessant zu halten. Dafür braucht es wiederum sportliche Erfolge. Ohne geht es nicht. Wir haben es in den vergangenen zehn Jahren geschafft, Turnen medial präsent zu machen. Es ist wirklich in den Medien angekommen. Klar, mit Fußball kann keine Sportart mithalten, aber wir sind trotzdem auf einem guten Weg. Jetzt müssen wir bis Rio sehen, dass wir weitere Zunahmen verzeichnen. Das ist nicht leicht. Vor allem ist wichtig, dass von mehr Sportlern Erfolge kommen und das vom Nachwuchs her was kommt. Da sieht es momentan leider nicht so gut aus. Darum ist es bei meinen Auftritten umso wichtiger, dass ich das Turnen verkörpere und vielleicht Kinder dazu animieren kann, mit dem Turnen anzufangen. Es ist mir wichtig, Werbung für diesen tollen Sport zu machen. Durch die verschiedenen Sender und Formate erreicht man viele verschiedene Zielgruppen. Das ist optimal. 

Sie leben jetzt seit Oktober 2012 im Kölner Stadtteil Braunsfeld. Wie gefällt Ihnen das Leben in Köln?

Hambüchen: Ich bin in Bergisch-Gladbach geboren, daher war Köln nicht komplett neu für mich. Neu war aber die eigene Wohnung mit meiner Freundin, und dass ich Studium und Training selbst koordinieren musste. Aber es hat sich alles sehr gut eingelebt. Es macht riesig Spaß. Köln ist eine tolle Stadt, das fand ich schon immer. Ich wollte schon immer gerne hier studieren. Ich habe auf jeden Fall das Gefühl, angekommen zu sein. Der Karneval ist natürlich ein besonderes Highlight. Es wird schwer, dieses Jahr etwas mitzubekommen, aber ich versuche es. Man kann aber ja auch den 11.11. als Ersatztermin mitnehmen (lacht). 

Haben Sie ihn denn mitgenommen?

Hambüchen: Ja. Ein Kumpel von mir ist extra gekommen und dann sind wir losgezogen. Das war echt lustig.

 Durch die Medien sind Sie als großer FC-Fan bekannt. Wie kam es dazu?

Hambüchen: Das ist eine ganz lustige Geschichte. Ich war nie so ein großer Fußballfan. Ich hab es zwar gern geguckt und auch selbst mal gerne ne Runde gekickt, aber nie wirklich viel. Ich hatte dann einen Auftritt beim Aktuellen Sportstudio. Das war in München, damals bei der Eröffnung der Allianz Arena. Da hat mich Wolf-Dieter Poschmann gefragt, was bist du denn für ein Fan? Da dachte ich, boah, jetzt kannst du nicht sagen gar keiner. Aber ich wollte auch nicht sagen Bayern, nur weil wir hier in München sind. Dann hab ich gesagt: Naja ich komme aus der Gegend, darum 1. FC Köln. Daraufhin wurde ich in München ausgebuht, aber drei Tage später hatte ich einen Brief von Wolfgang Overath (von 2004 bis 2011 Präsident des 1. FC Köln – Anm. der Redaktion) im Briefkasten, ob ich nicht Ehrenmitglied beim FC werden wollte. Dann dachte ich, klar, warum nicht?! Seitdem ist das Interesse und die Begeisterung für den FC stetig gestiegen. Wenn ich Zeit habe, ich meine ich wohne nah am Stadion, dann bin ich auch immer dabei. Wie oft ich es im Jahr schaffe, kann man aber nicht sagen. Je nach Wettkämpfen vielleicht fünfmal im Jahr. Es ist immer unterschiedlich. In der Rückrunde bin ich auf jeden Fall wieder dabei.

Köln ist generell als Sportstadt bekannt. Es gibt viele Sportarten, die man sich angucken kann. Haben Sie es schon zu anderen Veranstaltungen geschafft?

Hambüchen: Ich war bei den Deutschen Hochschulmeisterschaften im Beachvolleyball hier an der Spoho. Letztes Jahr hatten wir auch die Hochschulmeisterschaften im Turnen hier in Köln. Aber ansonsten bleibt nicht wirklich viel Zeit, großartig was zu sehen. Es gibt ein paar Parcour-Jungs, die mich immer wieder zu Events einladen, das schaffe ich meistens aber leider nicht. Dann sind die Sachen Freitagabend und ich bin in Wetzlar und trainiere. Das ist also immer ein bisschen schwierig. Wenn ich es schaffe, dann gehe ich hauptsächlich zum FC.

Derzeit prüft die Stadt Köln die Möglichkeit einer Bewerbung für die Turn-WM 2019. Wäre Köln ein guter Standort? Würden Sie gerne in Köln turnen?

Hambüchen: Es wäre natürlich ein Highlight. Das ist ganz klar. Für mich kommt aber erstmal Rio. Fünf Jahre sind schon ein sehr langer Zeitraum. Ich werde dieses Jahr 27 und da muss man schon gucken, was der Körper sagt und dann entscheiden. Aber dass sich Köln dafür bewirbt, finde ich megageil! Wenn das klappt, wäre es der Hammer. Das wäre ein tolles Event und vielleicht auch für mich ein toller Abschluss, wobei 2020 Olympia in Tokio stattfindet, wo ich auch immer gerne turne. Aber das muss man alles abwarten. Jetzt ist die Qualifikation für Rio wichtig.

                                                                                   Das Gespräch führte Stefan Kühlborn