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Toyota Gazoo Racing: 60 Jahre Erfolgsgeschichte im Motorsport

Toyota blickt auf mehr als sechs Jahrzehnte Motorsportgeschichte zurück. Eine zentrale Rolle spielt dabei Toyota Gazoo Racing, die Motorsportabteilung des japanischen Automobilherstellers.

2018 gelingt Toyota Gazoo Racing mit Fernando Alonso, Kazuki Nakajima und Sebastien Buemi (v.l.) der lang ersehnte Triumph bei den 24 Stunden von Le Mans. (Foto: IMAGO / PanoramiC)
2018 gelingt Toyota Gazoo Racing mit Fernando Alonso, Kazuki Nakajima und Sebastien Buemi (v.l.) der lang ersehnte Triumph bei den 24 Stunden von Le Mans. (Foto: IMAGO / PanoramiC)

Toyota Gazoo Racing (TGR) nimmt weltweit an verschiedenen Wettbewerben teil, darunter die FIA Rallye-Weltmeisterschaft (TGR WRT), die Langstrecken-Weltmeisterschaft und die Rallye-Raid-Weltmeisterschaft. Toyota Gazoo Racing Europe (TGR Europe) mit Sitz in Köln ist eine wichtige Forschungs- und Entwicklungseinrichtung. In diesem Artikel erfahren Sie einiges über die Geschichte von Toyota Motorsport und Toyota Gazoo Racing. Vor allem aber beantworten wir die Frage:

Was bedeutet „Gazoo“ in Toyota Gazoo Racing?

Im Jahr 2007 startete ein internes Team aus Testfahrern und Mechanikern unter der Leitung von Toyota-Testfahrer Hiromu Naruse († am 23.06.2010) beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring. Damals noch unter dem Namen Team Gazoo setzten sie aufgrund begrenzter finanzieller Mittel ausrangierte Altezza und BMW E90 als Rennwagen ein.

Das japanische Wort „gazō“ bedeutet Bild oder Foto. Die aus diesem Begriff abgeleitete japanische Auto-Website GAZOO.com half ihren Kunden, immer bessere Autos zu finden. Bei Toyota ist man gewillt – getreu dem japanischen Kaizen-Prinzip der permanenten Verbesserung – immer bessere Autos zu bauen. Dies ist auch das im Teamnahmen verewigte Leitprinzip von Toyota Gazoo Racing.

Seit 2015 sind alle Motorsportaktivitäten von Toyota und Lexus unter der Dachmarke Gazoo Racing zusammengefasst. Diese Einheitlichkeit beinhaltet auch auf das Farbschema der Autos von Toyota Gazoo Racing. So haben alle Fahrzeuge ein einheitliches Erscheinungsbild mit roten und schwarzen Streifen auf weißem Grund.

Toyota Gazoo Racing in Köln-Marsdorf

In Köln-Marsdorf wurden von 2002 bis 2009 die Formel-1-Boliden für das Panasonic Toyota Racing Team entwickelt und gebaut.  Danach hat Toyota Gazoo Racing die Anlagen, zu denen auch ein eigener Windkanal gehört, übernommen. (Foto: imago/Udo Gottschalk)
In Köln-Marsdorf wurden von 2002 bis 2009 die Formel-1-Boliden für das Panasonic Toyota Racing Team entwickelt und gebaut. Danach hat Toyota Gazoo Racing die Anlagen, zu denen auch ein eigener Windkanal gehört, übernommen. (Foto: imago/Udo Gottschalk)

Toyota Gazoo Racing betreibt in Köln-Marsdorf, unweit der Toyota Deutschland GmbH, ein rund 30.000 m² großes Betriebsgelände. Einst für das Formel-1-Projekt errichtet, wird hier heute das erfolgreiche Engagement in der FIA Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) geplant, entwickelt und koordiniert. Auch die Entwicklung der Rallye-Fahrzeuge von TGR findet hier statt. Mit rund 300 Mitarbeitern und modernen Einrichtungen für Konstruktion, Fertigung, Tests und Montage schlägt in Köln das Herz der Motorsport-Aktivitäten von Toyota.

Warum ist Toyotas Motorsport Zentrale in Köln?

In den 1970er Jahren gründete der Rallyefahrer Ove Andersson in Schweden Andersson Motorsport. Die Verbindung zu Toyota begann 1972 mit einem Celica. Ab 1973 nahm das Team für Toyota an der Rallye-Weltmeisterschaft teil und wurde als Toyota Team Europe (TTE) bekannt. Das Team zog nach Belgien und später nach Köln, wo es als Andersson Motorsport GmbH etabliert wurde.

Toyota Motorsport GmbH (TMG): Eine Ära beginnt

Der Schwede Ove Andersson fuhr einst selbst für Toyota in der Rallye-WM. Später siedelte sein Team vomn Skandinavien erst nach Belgien und dann nach Köln über. (Foto: imago/Kölnsport)Der Schwede Ove Andersson fuhr einst selbst für Toyota in der Rallye-WM. Später siedelte sein Team vomn Skandinavien erst nach Belgien und dann nach Köln über. (Foto: imago/Kölnsport)
Der Schwede Ove Andersson fuhr einst selbst für Toyota in der Rallye-WM. Später siedelte sein Team vomn Skandinavien erst nach Belgien und dann nach Köln über. (Foto: Kölnsport Archiv)

Die Toyota Motor Corporation übernahm 1993 die Andersson Motorsport GmbH und benannte sie in Toyota Motorsport GmbH (TMG) um. Unter dem Dach der TMG entwickelte sich ein Tuning-Geschäft für Toyota-Straßenfahrzeuge. TMG nahm 1998 und 1999 am 24-Stunden-Rennen von Le Mans teil und belegte 1999 mit dem Toyota GT-One den zweiten Platz.

Formel-1-Ära und Ausstieg

Von 2002 bis 2009 betrieb TMG das Formel-1-Team Panasonic Toyota Racing. Das Team feierte einige Erfolge, darunter 13 Podiumsplätze und drei Pole-Positions. Trotz großen finanziellen Engagements blieb das Team, das unter dem Namen Panasonic Toyota Racing antrat, in seiner Zeit in der Formel 1 ohne Sieg. TMG lieferte auch Motoren an andere Teams wie Jordan F1 Racing und Williams Formula One Team. Toyota zog sich 2009 aus der Formel 1 zurück.

Toyota zeigt seine Verbundenheit zur Stadt Köln: Hier wird Toyota-F1-Fahrer Ralf Schumacher 2005 in Marsdorf Besuch vom Kölner Dreigestirn. (Foto: Imago/Udo Gottschalk)
Toyota zeigt seine Verbundenheit zur Stadt Köln: Hier wird Toyota-F1-Fahrer Ralf Schumacher 2005 in Marsdorf Besuch vom Kölner Dreigestirn. (Foto: Imago/Udo Gottschalk)

Umbenennung in Toyota Gazoo Racing

Ab 2011 lieferte TMG Motoren an Lola Cars, die von Rebellion Racing eingesetzt wurden. 2012 kehrte TMG mit dem Toyota TS030 Hybrid in die Langstrecken-Weltmeisterschaft zurück. Im April 2020 wurde TMG in Toyota Gazoo Racing Europe umbenannt. 2021 übernahm TGR-E das WRC-Team von Tommi Mäkinen Racing. Toyota Gazoo Racing setzt seine Tradition im Motorsport fort und bleibt ein wichtiger Akteur in verschiedenen Rennkategorien.

Toyota in der FIA-Langstrecken-WM WEC

Die Aktivitäten von Toyota bei den 24 Stunden von Le Mans reichen bis in die 1980er Jahre zurück, als Toyota mit von Dome vorbereiteten Gruppe C-Fahrzeugen antrat. Das werksunterstützte Toyota Team Tom’s nahm bis 1994 mit wechselndem Erfolg an der Sportwagen-Weltmeisterschaft und an Le Mans teil. Bei den 24 Stunden von Le Mans belegte Toyota 1992 den zweiten Platz.

Toyota begann 1997 mit der Einstellung von Mitarbeitern für seine Le Mans-Aktivitäten mit dem Ziel, ein Formel-1-Team aufzubauen. Toyotas Versuch, ein Le-Mans-Auto zu entwickeln, war der Toyota GT-One. Zu den Fahrern gehörten die ehemaligen Formel-1-Piloten Martin Brundle, Thierry Boutsen und Ukyo Katayama. Der 3,6-Liter-Twin-Turbo-GT-One musste sich 1998 noch geschlagen geben, war aber 1999 das schnellste Auto im Feld. Ein Reifenschaden in der Schlussphase des Rennens verhinderte jedoch den Sieg. Der GT-One hielt jedoch bis 2006 den Rundenrekord auf dem Circuit de la Sarthe.

Comeback in der WEC mit Benzin-/Elektro-Hybridantrieb

Im Jahr 2012 kehrte Toyota mit einem Benzin-Elektro-Hybridfahrzeug, dem Toyota TS030 Hybrid, zu den 24 Stunden von Le Mans und zur FIA-Langstrecken-Weltmeisterschaft zurück. In der FIA Langstrecken-Weltmeisterschaft 2014 gewann Toyota die Konstrukteurswertung und die Toyota Team Piloten Anthony Davidson und Sébastien Buemi gewannen die Fahrerwertung im Toyota TS040 Hybrid.

Der Toyota TS040 Hybrid gewinnt 2014 die FIA Langstrecken-WM (Foto: /wikimedia CommonsAnk Kumar)
Der Toyota TS040 Hybrid gewinnt 2014 die FIA Langstrecken-WM (Foto: /wikimedia CommonsAnk Kumar)

2016 führten sie das 24-Stunden-Rennen von Le Mans 23 Stunden und 55 Minuten lang an, bis das Auto aus unerklärlichen Gründen mit einem mechanischen Defekt ausfiel und der damals zweitplatzierte Porsche vorbeizog und den Sieg holte. Der andere Toyota wurde Zweiter. Der ursprünglich führende Toyota fuhr die letzte Runde in 11 Minuten und 55 Sekunden, wurde aber nicht gewertet, da er die letzte Runde nicht in 6 Minuten beenden konnte, wie es die Rennvorschrift 10.5 verlangt.

Le-Mans-Fluch gebrochen

Nach der Saison 2017 zogen sich sowohl Audi als auch Porsche aus der Serie zurück, so dass Toyota als einziger Hersteller und einziger Hybrid in der Serie einschließlich Le Mans antrat.

Im Jahr 2018 brach Toyota den Fluch von Le Mans, als der Toyota TS050 Hybrid mit der Startnummer 8 das Rennen gewann und damit nach Mazda der zweite japanische Hersteller wurde, der das Rennen auf dem Circuit de La Sarthe gewinnen konnte. Toyota gewann auch die drei folgenden Rennen in Le Mans.

Im Jahr 2022 sicherte sich Toyota Gazoo Racing den fünften Sieg in Folge bei den 24 Stunden von Le Mans.

Toyota präsentiert technische Innovation in Le Mans

2023 stellte Toyota Gazoo Racing in Le Mans den „GR H2 Racing Concept“ vor, den Prototyp eines mit Wasserstoff betriebenen Rennwagens vor, der womöglich 2024 bei den 24 Stunden von Le Mans starten wird. (Foto: Toyota)
2023 stellte Toyota Gazoo Racing in Le Mans den „GR H2 Racing Concept“ vor, den Prototyp eines mit Wasserstoff betriebenen Rennwagens vor, der womöglich 2024 bei den 24 Stunden von Le Mans starten wird. (Foto: Toyota)

Circuit de la Sarthe am 9. Juni 2023. Auf einer Pressekonferenz präsentiert Toyota-Boss Akio Toyoda den „GR H2 Racing Concept“. Ein mit Wasserstoffantrieb ausgestatteter Prototyp, der mit Blick auf künftige Wettbewerbe entwickelt wurde. Dazu passt die Ankündigung des Automobile Club de l’Ouest (ACO), neben Brennstoffzellenautos auch Fahrzeuge mit Wasserstoffmotor in Le Mans zuzulassen.