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Köln.Sport

Totentanz im Eventtempel

Eine leblose Mannschaft, die dem Abstieg entgegen taumelt, vor einer leblosen Kulisse, die nur noch ein Schatten ihres Rufes darstellt. Eines wurde im Müngersdorfer Stadion gegen Borussia Dortmund auf das Offensichtlichste deutlich: Nicht nur sportlich läuft der 1.FC Köln seinen Ansprüchen meilenweit hinterher. Der 25. März war kein normales Heimspiel in Köln-Müngersdorf. Es war keine eingeplante Heimniederlage, wie sie in den letzten Jahren nur zu häufig vorkamen. Nein, es war eine Demütigung sondergleichen, eine Beerdigung erster Klasse. Auf dem Rasen, wo sich eine rot-weiße Zweckgemeinschaft, die den Ausdruck „Mannschaft“ nicht verdient, dem Meister aus Dortmund in der zweiten Halbzeit kampflos ergab. Und auf den Rängen, wo eine wie paralysiert wirkende Südtribüne bereits in den ersten 45 Minuten den knapp 15.000 schwarz-gelben Gästen akustisch und optisch keinerlei Widerstand entgegen zu setzen vermochte.

So peinlich die „Leistung“ der eigenen Mannschaft in der zweiten Hälfte auch anmutete, sie wurde durch den Totentanz auf den Tribünen noch auf beschämende Art und Weise getoppt. Der FC geht gegen den amtierenden deutschen Meister in Führung – und von den sonst so gepriesenen kölschen Fans kommt, genau, rein gar nichts. Stimmung wie in Wattenscheid – statt wie in Müngersdorf. Den Apologeten des „spielbezogenen Supports“, die nach dem Aus für die tonangebende „Wilde Horde“ und dem darauf folgenden Heimspiel gegen Hertha BSC Berlin mit seiner als „Rockkonzert“ geadelte Stimmung schon jubilierten, wurden spätestens beim Gastspiel des Meisters sämtlichen Argumenten beraubt.

Häufig genug wird, wenn vor den Spielen eine Schaltung ins Müngersdorfer Stadion steht, von der einzigartigen und besonderen Stimmung berichtet. Sogar die gegnerischen Spieler schildern die beeindruckende Atmosphäre bei ihren Gastspielen in Köln. Doch machen wir uns nichts vor: Schon längst gehört das Lob für die Stimmung in Köln zur gehegten & gepflegten Folklore, sie ist zu einem Mythos verkommen, der so wenig mit der Wirklichkeit zu tun hat wie die Legende, die FC-Fans würden nach zwei Siegen vom Europapokal träumen. Die Kurve, die noch 2005 zum besten Heimblock der Bundesliga gewählt wurde, ist Stück für Stück zunehmend eingeschlafen. Selbst bei den letzten Zuckungen gegen Berlin, als die Mannschaft nach den Platzverweisen gegen Jajalo und Podolski in einer nie gekannten Lautstärke zum Sieg gebrüllt & gepfiffen wurde, war bis zur ersten Hinausstellung trotz ordentlichem Spiel kaum Unterstützung vorhanden.

Die Schuldfrage soll hier nicht geklärt werden, zu komplex mutet die Entwicklung der Anhängerschaft im Stadion an. Eines ist allerdings klar: Wie die Spieler im Abstiegskampf enger zusammenrücken müssen, um den Kampf um den Klassenerhalt letztlich erfolgreich zu gestalten, so müssen auch die Fans ihre Egoismen hinten anstellen und endlich wieder eine Einheit bilden. Zu gemütlich haben es sich Ultras, Normalos, Kutten, Eventottos und – uschis & andere Subspezies im Fußballbiotop in ihren eigenen Sphären eingerichtet – zu sehr sind die einzelnen Grüppchen im Stadion zu sozialen Atomen verkommen und haben ihr eigenes Ding gedreht.

Das muss zumindest bis zum Ende der Saison Vergangenheit sein. Es kann auf dem Platz und den Rängen nur ein Ziel geben: 1948% für den Klassenerhalt. Damit der Totentanz mit dem Abstiegsgespenst nicht in die zweite Liga führt.