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Köln.Sport

Si tacuisses…

Die Winterpause ist für viele im Fußballgeschäft eine Zeit der Erholung, eine Zeit der Ruhe. Nicht beim 1.FC Köln: In erwarteter Manier zerlegt sich der Verein mit internen Querelen wieder in seine Einzelteile. Diesmal die Hauptakteure: Claus Horstmann & Franz-Josef Wernze. „Schweigen ist feige, Reden ist Gold“ – getreu Westernhagens Liedtitel sorgt derzeit Franz-Josef Wernze für Schlagzeilen rund um den 1.FC Köln. Mit einer Attacke auf Claus Horstmann scheint der finanzstarke Gönner in den Kölner Medien den Machtkampf innerhalb des Geißbockheims endgültig einzuleiten. Starker Tobak sind die Vorwürfe, die Wernze via Express, Bild und Kölner Stadt-Anzeiger auf den Vorsitzenden der FC-Geschäftsführung niederprasseln lässt. „Wie geht man mit mir um?“, fragte der erfolgreiche Unternehmer im Boulevard.

Was war passiert? Zuvor hatte Claus Horstmann einen ausgehandelten, aber noch nicht unterschriebenen Vertrag zwischen Wernze und dem FC aufgekündigt. Der Gönner sollte den Transfer von Sascha Riether unterstützen und im Gegenzug weitere Anteile an den Transferrechten von Kapitän Pedro Geromel erhalten. In der zwischenzeitlich vergangenen Zeit hatte der FC durch die Verlängerung mit IMG und REWE finanzielle Mittel aufgetan, um den Deal selber zu stemmen und war auf Wernzes Geldspritze nicht mehr angewiesen.

Schlammschlacht, die nur Verlierer kennt

Die Motivationslage ist unklar. Was hat Franz-Josef Wernze dazu getrieben, eine solche Attacke im Boulevard zu reiten? War es die Sorge um den finanziellen Kurs des Vereins? Ist es gekränkte Eitelkeit eines geltungsbedürftigen Gönners, der sich an den Rand gedrängt sieht? Ein persönliches Problem mit dem neuen starken Mann am Geißbockheim, der sich auf der Mitgliederversammlung noch für die Wahl Wernzes in den Verwaltungsrat ausgesprochen hatte? Oder gar die Retourkutsche nach der Abdankung seines Duzfreundes Wolfgang Overath, der sich zuletzt angeblich häufiger im Clinch mit Claus Horstmann befand? Warum sich der Geschäftsmann soviel Zeit ließ, das Geschäft schriftlich zu besiegeln, lässt Raum für Spekulation: Hoffte er ein weiteres Engagement, mit dem er seine Anteile inklusive dieses Vertrags noch weiter ausbauen könnte? Wollte er es als Druckmittel in der Hand behalten?

Klar ist eines: Diese kölsche Schlammschlacht kennt nur Verlierer. Allen voran hat sich Franz-Josef Wernze mit dieser Aktion seinem Ansehen keinen Gefallen getan.  Letztlich hat Wernze sämtliche Befürchtungen, die ihm gegenüber vor der Mitgliederversammlung im November geäußert wurden, bestätigt. Der Interessenskonflikt zwischen seinen Aufgaben als Investor, der Anteile an diversen Spielern des FC hält, und den Pflichten als Mitglied des Verwaltungsrats wird insbesondere durch diese Affäre offenkundig. Die Bedenken bezüglich einer potenziellen Einmischung in Vereinspolitik, die bereits mit den unsäglichen Interviews vor der Mitgliederversammlung begonnen hatte, wurden vollends bestätigt.

Keine Zukunft im Verwaltungsrat

Letzlich kann man nur zu einem Schluss kommen: Wer als Mitglied des Verwaltungsrats wiederholt Internas in der Öffentlichkeit lanciert, wer in einer internen Streiterei nichts besseres zu tun hat, als diese dem Boulevard zu stecken, wer Spieler und sportliche Leitung in aller Öffentlichkeit kritisiert, wer seinen Einfluss als Investor nutzt, um offensiv Vereinspolitik zu betreiben, hat in diesem Gremium keine Zukunft mehr. Vielen Kritikern war dies vorher bewusst – jetzt sollte Wernzes Maskerade endgültig für jedermann enttarnt sein.

Doch auch Claus Horstmann geht aus dieser Geschichte nicht unbeschädigt heraus: Der Vorsitzender der Geschäftsführung, der nach 11 Jahren Marsch durch die FC-Institution ganz oben angekommen zu sein scheint, sieht sich der Kritik des Boulevards ob seines Umgangs mit Herrn Wernze ausgesetzt. Der Angriff durch den FC-Gönner sollte für ihn nicht überraschend kommen: Seit der Abdankung Overaths ist Horstmann der starke Mann am Geißbockheim – was nicht dem Geschmack aller entspricht.

Unnötige Unruhe

Nicht, dass der ehemalige Bundeswehr-Offizier sankrosankt sein sollte. Dafür trägt der 47-jährige mindestens eine Mitverantwortung für die derzeitige offensichtlich desaströse finanzielle Situation des FC, so dass der Verein zuletzt auf das Wohlwollen solch geltungsbedürftiger Akteure wie Wernze angewiesen war. Seine Bilanz in seinen 11 Jahren am Geißbockheim bedarf spätestens unter dem neuen Präsidium einer kritischen Betrachtung. Dass er trotz all der Turbulenzen so fest wie noch nie im Sattel sitzt, spricht eher für politische Raffinesse denn für verantwortungsbewusstes und seriöses Handeln. 

Auch im Verhältnis mit Kritikern wie der Mitgliederinitiative „FC:Reloaded“ pflegte Horstmann teilweise einen fragwürdigen Umgangston. Atmosphärische Spannungen zwischen Overath-Freund Wernze und „Vereinserneuerer“ Horstmann dürften daher keine Überraschung sein. Doch eines ist sicher: Selbst wenn der FC-Geschäftsführer sich im Vorlauf dieser Posse nicht korrekt verhalten hat, rechtfertigt dies nicht Wernzes Gang in die Öffentlichkeit.

Nach dem alten lateinischen Sprichwort „Si tacuisses, philosophus mansisses“ („Wenn du geschwiegen hättest, so wärest du ein Philosoph geblieben.“) hätte Wernze in der Öffentlichkeit lieber das Schweigen wählen sollen. Denn schlussendlich bleibt dadurch als großer Verlierer der 1.FC Köln zurück. Die kleingeistige Fehde zweier Alphamännchen beschädigt nämlich zuvorderst das Bild des FC in der Öffentlichkeit und sorgt für Unruhe innerhalb des Vereins und in dessen Umfeld.

Unruhe, die der FC angesichts der kommenden Aufgaben gar nicht gebrauchen kann.