Rolle rückwärts beim Projekt RheinEnergie-Sportpark?
Bereits seit Jahren versucht der 1. FC Köln sein Trainingsgelände zu erweitern. Nachdem im Juli endlich Bewegung in die Sache kam, sorgt Oberbürgermeisterin Henriette Reker nun für Verwirrung und ruft damit heftige Kritik von FC-Manager Alexander Wehrle hervor.

Darf der Effzeh das Geländer am GBH erweitern? Diese Frage spaltet die Gemüter (Foto: imago/Herbert Bucco)
Die Ausgangslage ist klar: Um langfristig wettbewerbsfähig zu sein, muss der FC in infrastruktureller Hinsicht aufrüsten. Neben dem Ausbau des RheinEnergie-Stadions steht ein weiteres Projekt ganz oben auf der Agenda: Die Erweiterung des Geißbockheims. Geplant sind drei neue Kunstrasenplätze, ein großes Gebäude, welches als Leistungszentrum fungieren soll sowie drei kleinere Gebäude. Die Plätze sollen dabei vor allem von den Jugend- und Frauenmannschaften genutzt werden.
Das Für und Wider
Doch das Projekt ist umstritten. Gegner führen an, dass durch die Erweiterung der Grüngürtel in Gefahr sei und dieser zudem nicht dem FC und damit einer Minderheit gehört, sondern für alle zugänglich sein soll. Der Bundesligist hält jedoch dagegen. Bereits seit 1926 ist der Grüngürtel die Heimat des Clubs und als Trainingsplatz der Profis seit jeher ein Anlaufpunkt für zahlreiche Fans.
Darüber hinaus umfasst die neue Kunstrasenfläche mit drei Hektar nur 0,4 % der Fläche des gesamten Äußeren Grüngürtels. Auch seiner gesellschaftlichen Verantwortung will der FC nachkommen: Der Verein will außerhalb der Trainingszeiten die Plätze dem Breitensport zur Verfügung stellen und zusätzlich sollen vier Kleinfelder gebaut werden, welche jederzeit frei zugänglich sind. Die ökologischen Folgen sollen möglichst gering gehalten werden. Es müssen keine Bäume gefällt werden und der FC wird nach gesetzlichen Vorgaben für einen ökologischen Ausgleich sorgen.
Doch all das reicht den Gegnern nicht. Sie fordern, dass der FC Köln an einem Alternativstandort baut und am besten gleich sein gesamtes Trainingsgelände dorthin verlegt. Dabei wurde unter anderem eine Ackerfläche in Marsdorf ins Spiel gebracht. Für den Club ist dies jedoch keine ernsthafte Ausweichmöglichkeit.
Never ending Story
Zuletzt schien es auch so, als könnte der FC trotz aller Widerstände seine Pläne eines RheinEnergie-Sportparks realisieren. Am 5. Juli dieses Jahres stimmte der Regionalrat den Ausbaumaßnahmen zu, nachdem er alle Argumente abwägte. Damit war eine große Hürde in Richtung Erweiterung genommen. Umso erstaunlicher nun das jüngste Statement der Oberbürgermeisterin Henriette Reker. Bisher hielt sich die OB nämlich in dieser Angelegenheit sehr zurück, doch am vergangenen Freitag ging sie im Interview mit dem EXPRESS auf Distanz zu den Plänen.
„Wir haben den Klimanotstand beschlossen. Das werden wir auch ernst nehmen. Genauso ernst nehme ich die Offenlage und die Bürgerbeteiligung. Dabei geht es nicht um bloße Mehrheiten, sondern um Argumente“, so Reker. Auch sie würde einen neuen Standort präferieren: „Ich würde mir wünschen, dass wir im Einvernehmen mit dem FC einen anderen Platz finden.“
Die Hoffnung bleibt
Beim FC sorgen diese Worte für Unverständnis. FC-Manager Alexander Wehrle bezieht klar Stellung zu Rekers Aussagen. Das Thema Klimanotstand mit den Plänen zu verknüpfen, halte er für fragwürdig, sagte Wehrle der „Kölnischen Rundschau“. „Selbstverständlich haben wir diverse Gutachten in Auftrag gegeben, das Klimagutachten kommt nicht zu dem Ergebnis, dass drei Fußballplätze das Klima in Köln nachhaltig schädigen.“
Trotzdem bleibt Wehrle optimistisch: „Wir befinden uns seit vier Jahren in einem Bebauungs- und Flächennutzungsplanverfahren. Aktuell sind wir in der zweiten Öffentlichkeitsbeteiligungsphase und gehen weiterhin davon aus, dass wir die uns im vierten Quartal zugesicherte Baugenehmigung erhalten und diese dann entsprechend bewerten.“ Rekers aktuelle Worte lassen allerdings keine schnelle Einigung in dieser Angelegenheit erwarten. Es scheint, als stehe dem Effzeh, der sich so kurz vorm Ziel wähnte, weiterhin ein harter Kampf bevor.