fbpx
Köln.Sport

Risse: „Ich bin Kölner durch und durch“

Verlängerte in der Sommerpause seinen Vertrag beim 1. FC Köln bis 2019: Publikumsliebling Marcel Risse Foto: imago/Mika

Verlängerte in der Sommerpause seinen Vertrag beim 1. FC Köln bis 2019: Publikumsliebling Marcel Risse
Foto: imago/Mika

Er ist der Local Hero im FC-Team: Der gebürtige Kölner Marcel Risse blüht in seiner Heimatstadt auf – und will nun noch mehr zeigen.

Dass Marcel Risse auf dem Platz einer der schnellsten Spieler ist, weiß in den Stadien der Republik so ziemlich jeder. Dass der gebürtige Kölner auch neben dem Rasen mächtig Gas geben kann, war aber offenbar der Presseabteilung des 1. FC Köln nicht ganz bewusst. Bei der Verkündung seiner Vertragsverlängerung (bis 2019) ging Risse sein eigenes Tempo – und machte den Deal eine halbe Stunde vor seinem Verein auf der eigenen Facebook-Seite öffentlich bekannt.

Kein Grund für größeren Ärger, wie er erzählt: „Die Zusammenarbeit mit unserer Medienabteilung klappt wunderbar, die Bestätigung des Clubs erfolgte ja nur kurze Zeit später. Da hat man mir eben mal kurz den Vortritt gelassen“, sagt der 25-Jährige mit einem Lachen im Gesicht. Wie schon bei seiner Verpflichtung, als er den Karnevalshit „Et jitt kei Wood“ von Cat Ballou zitierte, machte er auch diesmal mit einem Posting „op Kölsch“ keinen Hehl aus seiner Heimatverbundenheit: „Kölle do bes ming Stadt. Ich bliev noch jet he un freu mich op de zick, die mir zusamme han! FC bis 2019!“, schrieb Risse auf seiner Seite und erntete dafür viele begeisterte Kommentare.

„Absoluter Leistungsträger“

Auf die gemeinsame Zeit freut sich sicherlich auch der FC, konnte er mit dem Deal doch einen umworbenen Stammspieler langfristig binden. „Marcel ist seit dem ersten Tag ein absoluter Leistungsträger in unserem Team und hat großes Potenzial, sich noch weiter zu entwickeln. Er identifiziert sich voll mit dem Club, den Fans und der Stadt und wir freuen uns, dass er uns erhalten bleibt“, erklärte FC-Geschäftsführer Jörg Schmadtke. Risse selbst zählt gleich eine ganze Reihe von Gründen auf, beim FC zu bleiben.

„Meine Heimat hat sicherlich eine Rolle gespielt. Ich fühle mich hier einfach wohl, und sportlich sehe ich den gesamten Club auf einem sehr guten Weg. Ich bin froh, dass ich als gebürtiger Kölner Teil der Mannschaft sein kann, die den FC in der Bundesliga etablieren will“, betont der Rechtsaußen. „Ich habe im Laufe meiner Fußballkarriere immer versucht, das Maximum abzurufen – egal ob in Leverkusen, Mainz oder hier beim FC. Natürlich ist die Konstellation hier eine ganz besondere. Wie gesagt, ich bin Kölner durch und durch. Und der FC ist eben der Club der Menschen dieser Stadt.“

Auch als Rechtsverteidiger stark

Jedenfalls hat Risse den Kölner Anhängern besonders in der Rückrunde viel Spaß gemacht. Zum Jahresauftakt in Hamburg glänzte er mit zwei Treffern, auch danach zeigte die Nummer sieben starke Leistungen. Sogar kaum gekannte Qualitäten ließ er aufblitzen: Mehrmals setzte ­Peter Stöger gegen Ende der Spiele auf den Offensivmann als Rechtsverteidiger – und auch in dieser Rolle überzeugte der Blondschopf. Die Krönung seiner starken Saison wäre ihm beinahe gegen seinen Ex-Klub aus Leverkusen gelungen. Mit einem Distanzversuch von der Mittellinie überraschte er um ein Haar Bayer-Keeper Bernd Leno, doch der Ball verfehlte den Kasten der Gäste äußerst knapp. Es wäre vermutlich der Siegtreffer gewesen, Risse wäre in der Gunst der FC-Fans wahrscheinlich umgehend in den Legendenstatus aufgestiegen.

Trotz der fünf Treffer und vier Vorlagen, mit denen er zum zweitbesten Scorer der „Geißböcke“ wurde, macht er nicht viel Aufhebens um seine Leistungen: „Wenn es um die Beurteilung meiner eigenen Leistung geht, kann ich nur an den Trainer verweisen. Ich rede darüber nicht so gerne, sondern stehe lieber auf dem Platz und zeige, was ich kann. Da geht es mir wie vielen anderen Sportlern auch“, so die kölsche Frohnatur. In Peter Stöger hat der Rechtsfuß dafür den perfekten Ansprechpartner gefunden – der österreichische Coach fordert und fördert seine Schützlinge in allen Bereichen. Der „nächste Schritt“, den viele beim gebürtigen Kölner sehen wollten, ist ihm jedenfalls in der Rückrunde gelungen.

„Ich komme sehr gut mit dem Trainer und dem gesamten Team aus. Er weiß absolut, wie er jeden in der Mannschaft anzupacken hat, damit wir als Kollektiv die bestmögliche Leistung auf den Platz bringen“, beschreibt Risse sein gutes Verhältnis zum Trainer. „Er fördert und fordert mich jedenfalls nicht mehr oder weniger als alle anderen Spieler auch. Die letzten Jahre haben ja schon gezeigt, dass die Zusammenarbeit Früchte trägt. Von mir aus kann es noch eine ganz Weile so weitergehen“, hofft er mit Blick auf die Zukunft.

Vorfreude auf die neue Saison riesig

Als Nächstes steht für Marcel Risse und den 1. FC Köln erst einmal die Bundesligasaison 2015/2016 auf dem Programm: Die Konkurrenz im Kader ist größer geworden, auch für den pfeilschnellen Außen. Die Neuzugänge um Milos Jojic und Leonardo Bittencourt drängen ebenso ins Team wie Kazuki Nagasawa und Yannick Gerhardt, die in der vergangenen Spielzeit aufgrund von Verletzungen lange ausfielen und erst spät wieder zur alten Form fanden. Die große Vorfreude auf die anstehende Spielzeit hemmt das beim neuen Local Hero nicht: „Vor jeder Saison herrscht eine gewisse Anspannung. Es gibt immer personelle Veränderungen, die die Mannschaft im Idealfall noch besser machen sollen“, sagt Risse im Hinblick auf die Neuverpflichtungen.

Für die kommende Spielzeit jedenfalls stapelt er erst einmal tief, großspurige Ansagen wie früher sind in Köln passé. „Letztes Jahr haben wir ja unser Ziel erreicht und haben glücklicherweise nie wirklich im Abstiegskampf gesteckt. Ich denke, dass alle hier mit einem ähnlichen Saisonverlauf zufrieden wären. Wir wollen eine gute Rolle spielen und mit möglichst viel Abstand zur Abstiegszone in der Bundesliga bleiben.“ Gelingt es dem FC erneut diese Zielsetzung zu erfüllen, dann darf auch Marcel Risse wieder neben dem Platz Gas geben. Und in einem Facebook-Post „op Kölsch“ verkünden, wohin der Weg die „Geißböcke“ in der Zukunft noch führen soll.

Thomas Reinscheid