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Köln.Sport

Rechtsrheinische Zeitenwende

Früher ein Duell auf Augenhöhe: Viktoria Köln gegen Bayer Leverkusen Foto: imago/Pfeil

Früher ein Duell auf Augenhöhe: Viktoria Köln gegen Bayer Leverkusen
Foto: imago/Pfeil

Viktoria gegen Bayer 04 ist ein Duell mit Tradition. Köln.Sport hat die Geschichtsbücher geöffnet und mit ehemaligen Akteuren beider Klubs gesprochen.

Wenn am 28. Oktober Viktoria Köln und Bayer 04 Leverkusen in der zweiten Runde des DFB-Pokals aufeinandertreffen, sind die Rollen klar verteilt. Die „Werkself“, Bundesligist und Champions-League-Teilnehmer, reist als haushoher Favorit zum Regionalligisten in den Sportpark Höhenberg. Das war allerdings nicht immer so. Es gab Zeiten, da waren die Kräfteverhältnisse im Rechtsrheinischen anders verteilt.

Etwa in der Oberligasaison 1962/63, als die Viktoria beide Duelle mit Bayer 04 deutlich für sich entscheiden konnte (5:2, 5:0). „Wir hatten in der Saison die beste Offensive der Oberliga“, erinnert sich Willibert Kremer, der in beiden Partien als Torschütze in Erscheinung trat. Doch nicht nur das: Weil Viktoria-Torwart Günther Klemm sich im Rückspiel verletzte und Spielerwechsel damals noch nicht vorgesehen waren, musste der Offensivspieler in der zweiten Halbzeit ins Tor. Die Saison schlossen beide Mannschaften in direkter Nachbarschaft in der oberen Tabellenhälfte ab. „Insgesamt war die Viktoria damals aber besser aufgestellt als Leverkusen“, so Kremer. Am Beispiel des heute 76-Jährigen zeigt sich auch die enge Verbindung beider Vereine, die nur zwölf Kilometer und eine kurze Fahrt über die A3 voneinander trennen.

Entgegengesetzte Entwicklung

Als sich die Viktoria und Bayer 04 in der Zweitligasaison 1978/79 letztmals in einem Ligaspiel gegenüberstanden war Kremer auch dabei, diesmal allerdings als Trainer der Leverkusener. „Es gab damals noch keine Hilfe vom Werk, die Arbeit war daher sehr mühsam.“ Im Fernsehen wurden zu dieser Zeit nur die Topspiele der zweiten Liga gezeigt. Um den Namen Bayer 04 Leverkusen in Deutschland bekannt zu machen, musste also sportlicher Erfolg her. „Gleich am ersten Spieltag haben wir den haushohen Aufstiegsfavoriten Fortuna Köln mit 3:1 geschlagen. Die restliche Saison war ein Selbstläufer“, so Kremer, der Leverkusen erstmals ins Oberhaus des deutschen Fußballs führte, das Bayer 04 seitdem nicht mehr verließ. Noch bis 2011 war ­Kremer als Scout im Auftrag der Werkself in den Stadien der Republik unterwegs, ehe er sich zur Ruhe setzte.

Als Spieler bei Viktoria, als Trainer mit Leverkusen erfolgreich: Das trifft auch auf Erich Ribbeck zu. Der Ex-Bundes­trainer spielte von 1962 bis 1965 für die Viktoria und leitete in der Regionalliga-Spielzeit 1964/65 mit einem Eigentor ­Bayers 4:1-Sieg im Sportpark Höhenberg ein. 1988 holte Ribbeck als Trainer mit Leverkusen den UEFA-Cup. Zurück in die Saison 1978/79: Während Leverkusen also durch die 2. Liga Nord marschierte, schaffte die Viktoria als Aufsteiger aus der damals drittklassigen Verbands­liga, trotz zweier Pleiten im direkten Vergleich (1:4, 0:2), als ­Tabellensechzehnter den Klassenerhalt.

Erst nach der Saison 1980/81, als eine eingleisige 2. Bundesliga eingeführt wurde, musste Viktoria Köln den bitteren Gang in nun die drittklassige Oberliga Nordrhein antreten. Höher hinaus ging es für den Klub, der zwischenzeitlich im Chaos versank, seitdem nicht mehr. „Sehr schade. Der Unterschied zu Leverkusen war damals nicht groß. Viktoria hat eine gute Rolle gespielt“, sagt Jürgen Jendrossek. Der langjährige FC-Profi spielte von 1977 bis 1981 in Höhenberg, stand bei Viktorias letztem Heimpflichtspiel gegen Bayer 04 auf dem Rasen und drückt den Rechtsrheinischen als Ehrenmitglied noch heute die Daumen: „Ich gehe gerne ins Stadion und werde beim Pokalspiel dabei sein. Viktoria ist nicht ohne Chance.“

Stefan Kühlborn