Projekt gescheitert
- Von Peter Stroß
- Updated: April 28, 2019
Statt in der Basketball-Bundesliga spielen die RheinStars Köln in der kommenden Saison in der viertklassigen Regionalliga. Doch wie konnte es so weit kommen? Geschäftsführer Stephan Baeck jedenfalls lässt trotz Abstieg keine Zweifel aufkommen: Das 2013 gestartete Projekt wird auch in der nächsten Spielzeit fortgesetzt.
Im Sommer 2013 wurde in Köln ein ambitioniertes Ziel formuliert: Innerhalb der nächsten drei bis fünf Jahre sollte die Domstadt wieder einen Basketball-Erstligisten bekommen. Eine vorzeigbare BBL-Mannschaft, die ganz in der Tradition des ruhmreichen BSC Saturn Köln und RheinEnergie Köln in der Lage ist, im Rennen um die Deutsche Meisterschaft ein Wörtchen mitzureden.
Durch die Kooperation zwischen der SG Köln 99ers und dem MTV Köln wurden alle Kräfte der Stadt gebündelt und die RheinStars Köln aus der Taufe gehoben. Der Macher und Kopf des Zukunftsprojektes: Stephan Baeck, Basketball-Europameister von 1993.
Drei Mal kämpften die RheinStars um den Aufstieg in die Basketball-Bundesliga. Drei Mal musste man hinnehmen, dass die Konkurrenz besser war. Daran konnten auch namhafte Cheftrainer wie Arne Woltmann (ehemaliger Co-Trainer der deutschen Nationalmannschaft) und Denis Wucherer (aktueller Coach des Erstligisten s.Oliver Würzburg) nichts ändern.
Der bittere Abstieg
Heute – nur sechs Jahre nach der Gründung der RheinStars Köln – lässt sich endgültig konstatieren: Der Traum ist aus. Das ambitionierte Zukunftsprojekt gescheitert. Denn die Kölner sind zuletzt aus der drittklassigen ProB abgestiegen. Durch die 66:71-Niederlage gegen die TG s.Oliver Würzburg hatte die Mannschaft von Headcoach Matt Dodson bereits vorzeitig in den „Playdowns“ keine Chance mehr auf den Klassenerhalt.
„Der Abstieg kam nicht über Nacht. Wir hatten die gesamte Saison über mit Problemen zu kämpfen“, ordnet Geschäftsführer Baeck die miserable Spielzeit ein.
Beispiellose Verletzungsmisere
Doch so bitter der Abstieg auch ist, er lässt sich durchaus logisch erklären, denn die sportliche Talfahrt war nicht zuletzt das Resultat einer beispiellosen Verletzungsmisere. „Es gab eine Phase, in der sich in jedem Spiel ein Leistungsträger verletzt hat“, blickt Baeck zurück. „Neun unserer zwölf Stammspieler haben sich in dieser Saison verletzt. Sechs oder sieben Spieler fielen über eine lange Zeit und vor allem gleichzeitig aus.“
Eine solche Belastung lasse sich auch mit Energie und Einsatz aller Beteiligten nicht kompensieren. „Ich habe so etwas in meiner Laufbahn noch nicht erlebt“, betont der frühere Nationalspieler. Einziger Wermutstropfen – wenn man von einem solchen in dieser Situation überhaupt sprechen möchte – ist die Tatsache, dass die eigene Jugend in dieser Spielzeit in die Bresche springen musste und dadurch wertvolle Spielpraxis sammeln konnte.
„Die jungen Talente haben sich dadurch schneller entwickelt. Aber unter dem Strich reichte das noch nicht, um die Klasse zu halten“, erklärt Baeck. In der kommenden Saison könnten die Kölner jedoch genau davon profitieren, dass Spieler wie Filip Kukic, Benedict van Laack, Thomas Franckhauser, Thomas Müller-Laschet oder Jonas Gottschalk ungeplant Erfahrung sammeln konnten. Allerdings spielt der einst so ambitionierte Klub aus dem Rheinland dann nur noch in der 1. Regionalliga.
Kleiner Hoffnungsschimmer
Ein letzter Hoffnungsschimmer, eine klitzekleine Chance, auch in der kommenden Spielzeit wieder in der ProB an den Start gehen zu können, besteht noch: Sollten andere Teams – ProA-Absteiger oder Regionalliga-Aufsteiger – auf ihren Startplatz in der 3. Liga verzichten, könnten die RheinStars für diese einspringen.
„Es kann immer sein, dass ein Team nicht mehr weitermachen will“, weiß Baeck aus Erfahrung. Um sich diese Minimalchance auf die Drittklassigkeit zu bewahren, haben die RheinStars ihren Lizenzantrag für die kommende ProB-Saison einreichen. Auch wenn es keinen Startplatz in der ProB geben sollte, will man bei den RheinStars definitiv weitermachen; dann eben mit jungen Talenten in der 1. Regionalliga.
Denn zur Wahrheit gehört ebenso, dass aufgrund der Rahmenbedingungen das sportliche Abschneiden in dieser Saison ohnehin zweitrangig war: Nachdem drei Jahre lang in Deutz in der überdimensionierten Lanxess-Arena um den Aufstieg in die deutsche Beletage gekämpft wurde, zogen die Kölner Basketballer im vergangenen Sommer aus ökonomischen Zwängen aus selbiger aus – und starteten, weil sie durch den Verlust der Spielstätte nicht länger die Regularien der ProA erfüllten, „freiwillig“ in der ProB.
„Es ging 2018/19 vor allem um die notwendige Hintergrundarbeit: um Infrastruktur, Investitionen in die Hauptamtlichkeit und die Förderung der Jugendarbeit“, erklärt Baeck die strukturellen Baustellen. „Es wäre viel schöner gewesen, im nächsten Jahr ein ProB-Team zu haben, mit dem wir den jungen Spielern eine Perspektive bieten können. Aber wenn dem nicht so ist, müssen wir das Gleiche in der Regionalliga tun.“