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Köln.Sport

„Profis im Kopf“

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Morne Laubscher (mit Ball) kam der Liebe wegen nach Köln und zählt beim ASV zu den Leistungsträgern

Morne Laubscher (mit Ball) kam der Liebe wegen nach Köln und zählt beim ASV zu den Leistungsträgern

Wer als Deutscher Rugby spielt, tut dies dagegen meist, weil er im Ausland mit dem Spiel in Berührung kommt. Bei Denis Frank war es ein Aufenthalt in Australien, der seine Liebe zum Rugby entfachte. Während der WM berichtet der ASV-Stürmer für die Onlineportale spox.com und Eurosport über seinen Lieblingssport. Der Kapitän der Mannschaft, Thorben Junge, entdeckte seine Leidenschaft in Neuseeland. Seit sechs Jahren spielt er jetzt beim ASV. Als Spielführer ist er auf dem Feld der einzige, dem die Kommunikation mit dem Schiedsrichter gestattet ist. „Ich bin quasi der Mittelsmann zwischen Team und Schiedsrichter.“

Insbesondere beim Rugby zumeist ein dankbarer Job. Denn Meckereien oder ausuferndes Lamentieren gibt es nicht. Der gegenseitige Umgang ist immer von Respekt geprägt. Das Wort des Schiedsrichters gilt und wird nicht angezweifelt. Auch nicht, wenn er mal so heftig danebenliegt, wie der Unparteiische beim WM-Viertelfinale zwischen Schottland und Australien. Eine krasse Fehlentscheidung zwei Minuten vor Schluss sorgte für das Ausscheiden der Schotten. Minutenlange Proteste sich nicht einkriegender Spieler? Fehlanzeige. „Der Schiedsrichter gehört beim Rugby genauso dazu wie der Ball oder das Wetter. Man nimmt es, wie es kommt“, erklärt Daniel. Am gleichen Tag verlor übrigens der 1. FC Köln in der Fußball-Bundesliga aufgrund eines irregulären Arm-Treffers mit 0:1 gegen Hannover 96. Heftige Reaktionen, Proteste, wütende Spielertrauben um den Schiedsrichter. Eben alles so, wie wir Deutschen es vom Fußball gewöhnt sind. Darüber kann ASV-Coach Eric Daniel nur lachen.

Ausgeh-Outfit: Denis Franke (links) und seine Teamkollegen beim gemeinsamen Spaziergang vor dem Spiel

Ausgeh-Outfit: Denis Franke (links) und seine Teamkollegen beim gemeinsamen Spaziergang vor dem Spiel

Und auch bei der WM muss der Vergleich mit dem Fußball oft herhalten, wenn es um das Betragen der Spieler geht. Der alte Spruch, Fußball sei ein Spiel für Gentleman, betrieben von Rowdies und Rugby demgegenüber ein Spiel für Rowdies, gespielt von Gentleman, wurde während der WM immer wieder thematisiert. Als Schiedsrichter Nigel Owens, der am Samstag auch das Finale leiten wird, einen schottischen Spieler ermahnte, weil dieser allzu theatralisch zu Boden gegangen war, tat er dies mit den Worten: „Wenn Sie eine Schwalbe fabrizieren wollen, kommen Sie in zwei Wochen zurück und spielen dann.“ Dann wird in Newcastle, einem der WM-Austragungsorte nämlich wieder Fußball gespielt. 2007 outete sich Owens übrigens als homosexuell. Für Aufsehen sorgte dies in der Rugby-Welt nicht. Beim Fußball undenkbar.

„Unseren Sport zeichnet ein ganz besonderes Wir-Gefühl aus. Jeder steht für jeden ein und Traditionen sind sehr wichtig“, beschreibt Abteilungsleiter Terörde, lange Jahre selbst Kapitän und mittlerweile Mitglied der „Old Boys“. Die Alten Herren des ASV-Rugby treffen sich regelmäßig zum Training und fahren jedes Jahr zu Turnieren nach ganz Europa. „Dabei wird viel gesungen und der kulturelle Austausch gepflegt“, sagt Terörde.

"Piep, piep, piep - guten Appetit" - vor dem Spiel gibt es Hähnchen mit Gemüse und Reis

„Piep, piep, piep – guten Appetit“ – vor dem Spiel gibt es Hähnchen mit Gemüse und Reis

Diesen besonderen Teamgeist spürt man auch bei den Heimspielen des ASV. Vier Stunden vor dem Spiel treffen sich die Spieler, kochen und essen gemeinsam. Es wird viel zusammen gelacht, doch sobald der Trainer das Wort ergreift, ist Ruhe. „Im Rugby herrscht ein Gemeinschaftsgeist, den ich in dieser Form vom Fußball nicht kannte“, schildert Nationalspieler Abel. Eine besonders teambildende Maßnahme beim ASV: Nach jedem Spiel wählen die Spieler den „Düsseldorfer des Tages“. Wer mit einer Aktion auf oder abseits des Platzes allzu negativ aufgefallen ist, muss den Abend über ein rosa Tutu tragen. Die gegnerische Mannschaft wird nach dem Spiel mit „Dreimol Kölle Alaaf“ verabschiedet, ehe man bei Bier und Burgern noch gemeinsam zusammensitzt.

„Rugby ist nicht nur Sport, sondern Lebenseinstellung“, sind sich Trainer Eric Daniel und seine Spieler einig. Und wer dieses besondere Gefühl erfahren will, der sollte sich nicht nur das WM-Endspiel ansehen, sondern auch mal bei einem Heimspiel des ASV Köln vorbei schauen. Es lohnt sich.

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