Exklusivinterview mit Jörg Jakobs
- Updated: August 7, 2012

Stehts auf der Suche nach dem passenden Neuzugang – FC-Kaderplaner Jörg Jakobs
Jörg Jakobs hat als neuer „Leiter Kaderplanung und Transfermanagement“ beim 1. FC Köln viel zu tun. Im Interview mit Köln.Sport spricht er über die Herausforderungen seines Jobs und erklärt, warum die Domstadt das „Epizentrum“ des Scoutings ist.
Herr Jakobs, Sie haben schon in Köln gelebt, als Sie noch für Hannover 96 tätig waren. Wie hat sich das ergeben?
Köln habe ich 1991 kennengelernt, als ich angefangen habe, an der Sporthochschule zu studieren. Geografisch sind meine Geburtsstadt Trier und Köln auch nicht so weit voneinander entfernt. Gewisse kulturelle Parallelen gibt es da auch. Und natürlich den Karneval, wobei der natürlich in Trier bei weitem nicht so ernst genommen wird wie in Köln. (lacht)
Sie leben mit Frau und Kind in der Domstadt. Wie ließ sich denn der Job als Chefscout in Hannover mit dem Familien-leben vereinbaren?
Mein Hauptaufgabengebiet in Hannover war es, Spieler zu scouten und Transfers vorzubereiten, und das ist mit Reisen verbunden. Und es war von Anfang an klar – auch in Absprache mit Jörg Schmadtke (Hannovers Sportdirektor; d. Red.) –, dass Köln sich logistisch anbietet. Hannover liegt geografisch gesehen nicht so gut wie Köln. Innerhalb von drei Stunden Fahrtzeit kann man mit dem Pkw von Köln 40 Profiklubs erreichen, beispielsweise den gesamten Benelux-Raum oder Freiburg mit drei Zugstunden. Allein von daher hat es sich angeboten, dies von Köln aus zu machen – von den Flughäfen in Köln, Düsseldorf oder Frankfurt ganz abgesehen.
Wie haben Sie den Kontakt zu „96″ gehalten?
Heutzutage ist ja vieles dank moderner Medien möglich. Ich hatte ein Backoffice in Hannover und habe dann entweder diese Bürobesuche mit einem Scoutingtrip verbunden. Oder ich habe mich morgens in den Zug gesetzt, bin nach Hannover gefahren und am nächsten Tag wieder zurück oder weiter zu einem Spiel. Also, Köln liegt scoutingtechnisch wahrscheinlich am besten in Deutschland. Von daher war es nie ein Thema, nach Hannover zu ziehen
Was macht für Sie das kölsche Lebensgefühl aus – speziell in Ihrem Viertel, der Südstadt, wo Sie wohnen?
Wir leben dort seit 2007, und ich muss sagen: Es ist ein gewachsenes Viertel mit einer interessanten Historie, wenn man so an die 70er und 80er Jahre denkt und den liberalen Geist, der schon immer da geherrscht hat. Die Südstadt ist gastronomisch und kulturell ein echtes Highlight. Privat benutzen wir so gut wie nie ein Auto, weil alles fußläufig erreichbar ist, auch das macht dieses Viertel aus. Und natürlich gibt es in der Südstadt wie in allen anderen Vierteln in Köln sehr schöne Ecken.
Sie haben früher selbst Fußball gespielt, auch in Köln. Bei welchem Verein?
Ich habe beim FC Junkersdorf gespielt und den Aufstieg aus den Niederungen der Kreisliga bis in die Verbandsliga mitgemacht und habe damals mein karges, wissenschaftliches Gehalt aufgebessert (lacht). Wir wurden ja immer großzügig unterstützt von Dr. Karl Bartel, der das heute immer noch macht. Dann habe ich meine atemberaubende Karriere ausklingen lassen. (schmunzelt)
Ihre Spielposition?
Da habe ich alles gespielt … Libero, Mittelfeld. Ich war mehr der Tore-Verhinderer und Organisator. Da kam wohl damals schon mein strategisches Geschick zum Tragen (lacht).
Strategisches Geschick erwartet man nun beim 1. FC Köln von Ihnen. Wie erleben Sie als „Leiter Kaderplanung und Transfermanagement“ den Schritt ins Rampenlicht?
Das ist schon ein großer Kontrast im Vergleich zu meiner vorherigen Tätigkeit, bei der ich in der Öffentlichkeit praktisch nicht stattgefunden habe. Ich arbeite grundsätzlich gerne im Hintergrund. Mir war klar, wenn ich in Köln in der sportlichen Leitung anfange, dass ich dann nicht permanent auf Tauchstation gehen kann. Aber es ist nicht so, dass ich Probleme mit Medien habe. Was das Spieler-Suchen, -Akquirieren oder -Verpflichten angeht, ist es ein Nachteil, wenn es in der Öffentlichkeit stattfindet. Daher versuche ich, den Spagat hinzubekommen. Wenn ich mich jetzt mit einem Berater treffe, ist das ganz gut, wenn das unbemerkt stattfindet – ohne Boulevard-Begleitung.
Welche persönlichen Stärken können Sie in Ihrem neuen Job einbringen?
Ich bin ein relativ unaufgeregter Typ und lasse mich nicht von hektischen Situationen beeinflussen. Und ich bin auch jemand, der selbst im Erfolgsfall nüchtern bleiben kann. Was wahrscheinlich hier in Köln auch ein Vorteil ist, wenn es dazu kommt, wie wir ja alle hoffen. Ich glaube, dass ich sehr gut Abläufe und Szenarien durchdenken kann, und dabei das große Ganze sehe. Und dass ich durch meine Fußballsozialisation die Kosten immer im Blick habe. Das muss immer im Einklang stehen, weil es für mich eine Grundlage für den Erfolg ist.
Der personelle Umbruch beim FC ist mit erheblichen Einsparungen verbunden. Was dürfen Sie überhaupt ausgeben?
Wir stehen jetzt in einer Umbruchsituation, und das ist ein dynamischer Prozess. Wir haben einige Spieler, bei denen die Gehalts-situation nicht zur 2. Liga passt, die auch wissen, dass sie in den sportlichen Planungen keine Rolle spielen. Aber das kann man jetzt nicht an Zahlen festmachen. Klar ist, dass wir Spieler mit Potenzial verpflichtet haben. Und klar ist auch, dass wir dieses Potenzial teilweise erst entwickeln müssen. Wir holen keine „fertigen“ Spieler mehr – wenn man jetzt mal von Bröker, Lehmann und Maroh absieht, die wir auch so als Stützpfeiler für diese junge Mannschaft verpflichtet haben. Und ich muss sagen: Es ist auch eine tolle Sache, wenn du mit Holger Stanislawski einen Trainer hast, der diesen Weg mitgeht und der auch mehr Chance als Risiko darin sieht, Potenzial zu verpflichten. Weil es günstiger ist, aber weil es auch – wenn es richtig läuft – zu einer Qualitätssteigerung führen kann.
Sie müssen auch Spieler verkaufen, die sich beim FC in der letzten Saison nicht gerade einen guten Namen gemacht haben. Wie schwierig ist es, diese zu transferieren?
Das in Einklang zu bringen ist eine anspruchsvolle Aufgabe. Du hast eine Vertragssituation, und es ist klar, dass ein Spieler nicht gerne auf Geld verzichtet. Einen neuen Klub zu finden, das geht in erster Linie vom Spieler und seinem Berater aus – wir können bestenfalls Vorschläge machen oder Dinge anbahnen, aber letztendlich muss der Spieler sein Okay geben für einen neuen Verein. Und das ist aktuell nicht gerade eine Win-win-Situation.
>> Teil zwei des Interviews lesen hier.