fbpx
Köln.Sport

Pleiß vor NBA-Debüt: „Ich freue mich“

Steht vor dem Debüt in der NBA: Tibor Pleiß Foto: Getty Images

Steht vor dem Debüt in der NBA: Tibor Pleiß
Foto: Getty Images

Tibor Pleiß steht vor seinem NBA-Debüt: Mit den Utah Jazz startet der Kölner am Mittwoch in die neue Saison – wir haben den 2,18-Meter-Riesen gesprochen.

Am Mittwoch wird es für Tibor Pleiß ernst: Der Kölner startet bei den Utah Jazz in seine NBA-Debütsaison. Vor dem Auftakt bei den Detroit Pistons stand der 2,18-Meter-Riese deutschen Medienvertretern Rede und Antwort.

Hi Tibor, hast du dich schon an das NBA-Level gewöhnt?

Tibor: Also ich muss mich erst noch an den neuen Basketball hier gewöhnen, weil es beispielsweise viele Regeländerungen im Vergleich zum europäischen Basketball gibt. Vor allem das Stellungsspiel ist dadurch anders. Aber ich mache jeden Tag Fortschritte, es ist aufregend und spannend.

Gibt’s einen speziellen Teamkollegen, der dich unterstützt?

Tibor: Eigentlich versuchen mir alle Spieler zu helfen. In der Offense oder in der Defense helfen mir die Mitspieler oder im Training auch meine Gegenspieler. Vor und nach den Einheiten rede ich mit den Coaches, damit ich mich auf die neuen Systeme einstellen und mich auf diesen anderen Basketball vorbereiten kann. Aber zu Raul Neto pflege ich recht engen Kontakt, weil wir uns aus der ACB kennen und beide in diesem Sommer frisch nach Utah gekommen sind.

Wie zufrieden warst du mit deiner Preseason?

Tibor: Ich bin sehr zufrieden. Als ich direkt nach der Nationalmannschaft hier ankam, konnte ich durch die Preseason sofort Eindrücke sammeln und mir ein genaueres Bild von der NBA machen, was hier so abgeht. Nicht nur auf dem Feld, sondern auch im Training, was die Fans betrifft und das Drumherum. Bei unseren beiden Heimspielen war’s wirklich schon unglaublich, wie unsere Fans uns supportet haben. Auf dem Court habe ich mich mit Spielern gemessen, die ich vorher nur aus dem Fernsehen oder dem Internet kannte – beispielsweise Kobe Bryant. Jetzt gegen diese Spieler zu spielen und mir den großen Traum erfüllen zu können, macht mich sehr stolz.

Ihr eröffnet die Saison gegen Detroit, dann wartet Philadelphia, zwei Teams mit guten Big Men also. Wie groß ist deine Vorfreude?

Tibor: Sehr groß! Deshalb freue ich mich ja, hier zu sein. Ich will mich mit den Besten messen und hier kann ich das. Klar, wird das eine Herausforderung, aber ich liebe Herausforderungen – dadurch wächst man.

Du bist jetzt 25, Dirk und Dennis kamen jünger in die Liga. Kannst du den Unterschied beschreiben?

Tibor: Das ist sehr schwer, weil ich einen anderen Weg – über mehrere Stationen in Europa – gegangen bin. Aber so oder so warten einfach ein anderer Basketball und viele neue Dinge auf einen, weshalb man die Herausforderungen annehmen und immer neu dazulernen muss.

Wie liefen die ersten Tage nach der EM in Utah ab?

Tibor: Ich bin von jedem unterstützt worden, sei es beim Autokauf oder der Wohnungssuche. Die Coaches haben mir geholfen, im Team anzukommen und mich zurechtzufinden. Aber richtig los geht’s ja erst jetzt. Nicht jeder hat diese Möglichkeit und deshalb bin ich sehr dankbar dafür.

Wo genau liegen denn die Unterschiede?

Tibor: Die Arenen sind größer, du spielst in kürzerer Zeit mehr Spiele, insgesamt warten 82 Partien auf uns und natürlich die Regeländerungen. Ein gutes Beispiel dafür: In meinen ersten Trainingseinheiten hatte ich mehrere Goaltendings. Das liegt mir nach 14 Jahren europäischem Basketball einfach im Blut …

Welche Umstellung fällt denn schwerer: Die Sportliche oder der Lifestyle?

Tibor: Beides, aber die sportliche ist schon entscheidender. Da arbeite ich aber dran und in den Preseason-Games konnte ich schon einiges verbessern und das Ganze ist ja auch ein Prozess, der seine Zeit dauert. Aber ich denke, dass ich mich da gut dran gewöhnen werde.

Hast du dir ein persönliches Ziel gesteckt?

Tibor: Nein, das habe ich nicht konkret. Ich will einfach meine Rolle im Team finden. Ich bin Rookie, neu in diesem Land und in dieser Liga und werde meine Zeit brauchen. Daher möchte ich mit irgendwelchen Zielen keinen unnötigen Druck auf mich ausüben.

Wo lebst du in Utah und was machst du in deiner Freizeit?

Tibor: Ich wohne in Millcreek, das ist rund 15 Minuten von Downtown entfernt und zehn Minuten vom Training. Dort möchte ich auch etwas Ruhe haben – und in meiner Wohnung brauche ich den Kopf nicht einzuziehen (lacht). In meiner Freizeit bin ich in Salt Lake City unterwegs und da ich das Fotografieren als Hobby entdeckt habe, bin ich schon ein paar Mal mit dem Auto los und habe die Salzseen besucht, ein paar schöne Fotos geschossen. Ich möchte gerne wissen, wo ich lebe und möchte meine Umgebung kennenlernen, bin gerne draußen und spazieren.

Wie sieht deine Rolle als Rookie aus?

Tibor: Hier gibt’s wohl ein paar Rookie-Jokes weniger, weil wir ein sehr junges Team sind. Aber natürlich muss ich auch mein Rookie-Täschchen, das eine kleine, pinke Handtasche mit einem Kätzchen ist, tragen – was aber kein Problem für mich ist, da ich stolz darauf bin, hier zu sein. Während unseres Preseason-Vorbereitungscamps auf Hawaii musste ich Hula tanzen und bei Geburtstagen müssen wir Rookies singen. Da muss nunmal jeder durch.

Haben die Coaches dir gesagt, wie deine Rolle aussehen wird?

Tibor: Nein, weil es dafür noch zu früh ist. Ich arbeite in jedem Training und die Coaches haben in der Preseason viel getestet, weshalb ich noch nicht weiß, wie’s während der Saison aussehen wird.

Deutschland bewirbt sich um die Ausrichtung des Olympia-Qualifikationsturniers. Würdest du dort spielen?

Tibor: Das ist eine Frage, die ich in der jetzigen Situation nicht beantworten kann. Ich hoffe, dass es Deutschland zu den Olympischen Spielen schaffen wird, aber ich konzentriere mich jetzt nur auf meine Aufgaben, die vor mir stehen.

aufgezeichnet von Henning Kuhl