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Köln.Sport

Peter Schiergen: Der Herr der Pferde

Peter Schiergen (m.) mit Sauerbraten und FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle

Erfolgscoach Peter Schiergen (m.): Das von ihm trainierte Pferd „Nightflower“ wurde zuletzt zum „Galopper des Jahres 2015“ gekürt
Foto: imago/Frank Sorge

Wo Peter Schiergen ist, da ist auch der Erfolg: Der Kölner Ex-Jockey und Galoppcoach führt den Stall Asterblüte von einem großen Sieg zum nächsten.

Strahlend blau ist der Himmel über Weidenpesch, als wir Peter Schiergen an der Galopprennbahn treffen. Nicht nur deshalb ist die Laune beim Erfolgstrainer großartig – die Freude an der morgendlichen Arbeit ist dem 50-Jährigen anzumerken. „Perfektes Trainingswetter“, betont er direkt bei der Begrüßung mit einem Strahlen im Gesicht, das die Sonne fast verblassen lässt. Hier in Weidenpesch in diesem grünen Idyll mitten in der Stadt, hier schlägt Schiergens Herz seit fast dreißig Jahren, denn seit 1987 ist die Kölner Galopprennbahn der Arbeitsplatz des gebürtigen Willichers.

„Das ist schon so etwas wie die zweite Familie. Ich lebe seit langer Zeit in Köln, arbeite auf der Rennbahn – das hier ist mein Leben. Von den Trainingsbedingungen ist die Rennbahn hier führend, dazu sind gute Pferde vor Ort“, betont er und fügt hinzu: „Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht.“ Schon als kleines Kind hatte der schmächtige Sportler mit Pferden zu tun – und war schon bald als Jockey auf den Rennbahnen der Republik auf Erfolgskurs. Eines ist klar: Wo Schiergen ist, da scheint die Sonne. Im Sattel ritt er zu 1.451 Siegen – seine 271 Erfolge im Jahr 1995 sind immer noch gültiger Europarekord.

Erfolg als Jockey – Erfolg als Trainer

Nur wenig später beendete er seine Karriere – nicht aus Leistungsgründen. Schiergen war 32, stand im Zenit seines Könnens und wechselte dennoch auf den Trainerposten. Das Angebot, als Nachfolger des legendären Heinz Jentzsch den Asterblüte-Stall zu übernehmen, konnte er nicht ablehnen. Den Erfolg als Jockey, den hat Schiergen als Trainer noch toppen können. Sein Geheimnis? „Ich hatte und habe gute Pferde, als Jockey und nun als Trainer. Dazu kommt ein gutes Team mit 30 Angestellten, Andrasch Starke als Stammjockey – das muss alles harmonieren, um Rennen gewinnen zu können“, sieht Schiergen die Rahmenbedingungen als Voraussetzung für seine mittlerweile fast 1.500 Siege als Trainer.

Dass er als guter Jockey prädestiniert für den Job gewesen sei, bestreitet Schiergen: „Das sind zwei unterschiedliche Baustellen. Viele gute Jockeys sind Trainer geworden, was nicht geklappt hat. Es ist wie im Fußball, da wird auch nicht aus jedem guten Spieler ein guter Trainer“, sagt er mit einem Lachen auf den Lippen: „Es ist nicht einfach gewesen, aber ich habe einen guten Stall übernehmen können. Das Wichtigste ist, mit den Besitzern gut auszukommen. Da gibt es auch schwierige Fälle. Wenn es nicht läuft, dann kommt natürlich Unzufriedenheit auf.“

Große Siege in der Vita

So ist für ihn neben der Arbeit mit den Pferden auch das Verhältnis zu deren Besitzern wichtig. Milde stimmen kann man sie besonders mit großen Siegen, davon hat Schiergen genug in seiner Vita. Im vergangenen Jahr sicherte er sich den fünften Derbysieg als Trainer (als Jockey war ihm kein Erfolg in Hamburg vergönnt), dazu gewann er ebenfalls zum fünften Mal das Trainerchampionat. Schiergens Sternstunde schlug allerdings 2011: In Paris-Longchamp ritt Andrasch Starke auf „Dane­dream“ überlegen zum größten deutschen Galopp-Coup der jüngeren Vergangenheit. „Danedream war schon toll, das war wahrscheinlich mein bestes Pferd. Aber ich habe als Trainer fünfmal das Derby gewonnen, auch andere große Rennen – das sind natürlich auch tolle Momente gewesen“, betont der Erfolgstrainer.

Damit es auch für den Sport insgesamt wieder bergauf geht, wünscht sich Schiergen mehr Rennen – gerade in Weidenpesch. „Die Atmosphäre in Köln ist einzigartig“, sagt Schiergen: „Die Entwicklung geht in die richtige Richtung, das Interesse am Galoppsport ist wieder größer geworden. Der Kölner Renn-Verein hat durch Eckhard Sauren einen guten Präsidenten, der mit viel Action die Leute auf die Rennbahn holt. Das fruchtet jetzt – und ich hoffe, dass es weiter so positiv läuft.“ Dann würde Peter Schiergen das Strahlen vermutlich kaum mehr aus dem Gesicht bekommen. 

Thomas Reinscheid