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Köln.Sport

„Nie als Investor gefühlt“

Quelle: IMAGO

Mit der Viktoria auf dem Weg in Richtung Profifußball: Franz-Josef Wernze.

Mit dem FC Viktoria Köln strebt Franz-Josef Wernze den Aufstieg in die 3. Liga an. Doch mit seinem Engagement in Höhenberg hat sich der Steuerberater nicht nur Freunde gemacht. Für die September-Ausgabe traf sich Köln.Sport mit dem 64-Jährigen und fragte nach.

 

Herr Wernze, trotz der sehr erfolgreichen Vorsaison hat sich im Kader der Viktoria einiges getan. Was für einen Eindruck macht die „neue“ Mannschaft auf Sie?

Wir haben uns auf jeden Fall deutlich verstärkt. Das sagt zwar jede Mannschaft von sich, aber es ist bei uns definitiv so. Schon im Frühjahr war für uns klar: Wenn wir den Aufstieg schaffen, werden wir die Mannschaft trotzdem verändern. Und das haben wir dann auch umgesetzt. Der Sportliche Leiter Franz Wunderlich und Team-Manager Ingo Haselbach sind ein ideales Team und haben, in Zusammenarbeit mit dem Trainerteam, die Schwachstellen behoben, die wir im Lauf des Vorjahres ausgemacht haben. Ich bin sehr zuversichtlich, dass es uns gelungen ist, die nicht so stark agieren Spieler entsprechend neu zu motivieren oder durch andere zu ersetzen.

Sie haben bereits verlauten lassen, dass nach dem abgeschlossenen Umbau des Stadions die strukturellen Voraussetzungen für die dritte Liga geschaffen sind. Sind sie das sportlich auch?

Nein, das sind sie mit Sicherheit nicht. Aber wir standen vor eineinhalb Jahren wirklich vor einem Neustart, was die Strukturen, was die Funktionäre, auch was die Mannschaft angeht. Wir haben da sukzessive ganz neu aufgebaut. Mit einem neuen Vorstandsteam und unserem Präsidenten Günter Pütz haben wir die Voraussetzungen geschaffen, die Ziele, die wir uns sportlich gesetzt haben, auch anzugehen. Ich glaube, die Viktoria ist mental auf mehr, auf bessere Leistungen programmiert. Das Umfeld stimmt, wir haben auf der rechtsrheinischen Seite nun auch wieder ein Stadion, das den Namen Stadion verdient.

Gibt es auch Pläne in Sachen Jugendarbeit?

Diesen ganzen Bereich werden wir den jetzt ausbauen. Wenn man sich einen Eindruck verschafft, mit welchem Engagement unsere Jugendbetreuer am Werk sind, das ist schon sehr gut und lobenswert. Wir konnten zu unserem Glück auch noch Klaus Pabst gewinnen, der im Jugendfußball einen erstklassigen Namen hat (Pabst war jahrelang Sportlicher Leiter U8 bis U15 beim 1. FC Köln, d. Red.). Er wird als unser Jugendkoordinator die Weichen stellen, damit wir in diesem Bereich den richtigen Weg gehen. Darüber hinaus werden die Aufenthaltsräume sowie die sanitären Einrichtungen mit Hilfe der Stadt Köln ausbauen und erneuern und auf den modernen Stand bringen, wie es heute einfach sein muss. Die Kosten von 600.000 Euro trägt zur Hälfte die Stadt und zur Hälfte die Viktoria.

Sie haben den neuen Präsidenten Günter Pütz angesprochen, ein erfolgreicher Geschäftsmann in Köln. Wie haben Sie ihn überzeugt, das Amt anzutreten?

Das war nicht meine Überzeugungsarbeit. Es war die Arbeit von einigen, die Günter Pütz lange Jahre kennen und schätzen. Günter Pütz ist ein rechtsrheinischer Junge, der hier in Kalk zuhause ist und in Dellbrück wohnt. Deshalb war es dann letztlich ein Suchen und Finden wie in einer Ehe. Die Viktoria und Günter Pütz passen zusammen, als wäre das ewig so gewesen. Wir haben mit ihm nun einen Mann mit vielen Kontakten und einem großartigen Netzwerk in unseren Reihen. Und das werden wir auch an der Zahl der Mitglieder und Ehrenmitglieder bald erkennen. Wir werden uns da sicherlich mit einigen prominenten Namen noch schmücken können.

Wie haben Sie eigentlich ihr Herz für die Viktoria entdeckt? Sie waren ja zuvor lange Zeit bei Germania Windeck aktiv…

Germania Windeck ist und bleibt mein Heimatverein. Dort bin ich geboren, dort bin ich Zuhause. Gemeinsam mit meinem Freund Hans-Georg Willmeroth habe ich die Germania entwickelt. Und wir haben immer gesagt: Wir wollen versuchen, den Gipfel zu erreichen. Und diesen Gipfel haben wir vor 16, 17 Jahren, als wir angefangen haben, in der Bezirksliga gesehen. Doch irgendwann war uns beiden klar: Wir haben das Ziel schon längst überschritten, wir sind schon im luftleeren Raum. Wir hatten kein Stadion, keine Unterstützung und auch nicht so viele Menschen (Windeck-Dattenfeld hat nur 2400 Einwohner, d. Red.). Dann kommt auch die Vernunft und man sagt: Was nicht geht, das geht nicht. Und das haben wir dann entschieden. Im Mai, als wir den Aufstieg in die Regionalliga sicher hatten, haben wir uns innerhalb von wenigen Tagen entschieden zu verzichten.

Zur großen Freude von Fortuna Köln.

Genau. Der Verzicht von Windeck war das Glück des Vereins aus der Südstadt, der zum zweiten Mal aufgrund von Formalien aufgestiegen war. Ein paar Jahre zuvor sind sie ja durch Zufall aufgestiegen, weil der VfL Leverkusen die Auflagen nicht richtig erfüllt hatte. Und nun waren sie auf einmal in der Regionalliga.

Da hätte dann auch ein Engagement bei der Fortuna nahe gelegen…

Wie der Vereinschef des Klubs (Klaus Ulonska, d. Red.) aus der Südstadt gesagt hat, waren sie tief enttäuscht, dass ich mich nicht ihnen angeschlossen habe. Obwohl wir einige Gespräche geführt haben. Ich möchte jetzt in der Öffentlichkeit nicht die Gründe nennen, warum ich das nicht gemacht habe. Aber es war eine klare Entscheidung für die Viktoria, weil ich hier die handelnden Personen kenne. Die Entscheidung war für mich recht einfach. Und ich habe sie bis heute keine Sekunde bereut.

Durch den Aufstieg in die Regionalliga ist die Rivalität zu Fortuna Köln wieder in den Vordergrund gerückt. Wie empfinden Sie das Verhältnis der Vereine?

Ich empfinde die Rivalität zweier städtischer Vereine, die in der gleichen Liga spielen, als ganz normal. Die Presse würde auch nicht funktionieren, wenn sie das nicht in Schlagzeilen umsetzen würde. Unser Präsident hat es in einem Interview neulich so formuliert: „Dann ist wenigstens einmal das Südstadion gut gefüllt, wenn die Viktoria dort spielt.“ Dem kann ich mich nur anschließen. Und wenn die Fortuna rüber kommt zum Derby, dann ist das natürlich für unsere Spieler und für unsere Zuschauer ein besonderes Spiel. Ich habe Respekt vor der Fortuna.

Wie haben Sie die Vorwürfe aufgenommen, die Klaus Ulonska in der Presse an Sie gerichtet hat?

Wenn ich mit einem Sponsor spreche, der dann nicht auf meine Wünsche eingeht, dann bin ich immer enttäuscht. Wir bei der Viktoria sind auch enttäuscht, wenn wir einen potenziellen Sponsor ansprechen und der sagt „Nein“. Aber dann ist eine Frage des Stils, wie ich reagiere. Unser Stil, der Viktoria-Stil wäre es mit Sicherheit nicht, über diesen potenziellen Sponsor dann negativ zu reden, sondern wir würden weiterhin positiv über ihn reden. Aber wenn das der Stil von Herrn Ulonska ist, okay, da gibt es von unserer Seite keinen Kommentar zu.

Bringt die besondere Rivalität der beiden Vereine auch die Sportstadt Köln weiter voran?

Ich bin sicher, dass es ein Vorteil ist. Der bittere Abstieg des 1. FC Köln kostet ja nicht nur den FC eine Reihe von Einnahmen. Herr Horstmann, der Vorsitzende der Geschäftsführung, hat die Zahl mit 20 Millionen Euro angeben. Ich würde diese Zahl viel höher ansetzen. Die Gastronomie und Hotellerie leiden darunter, genau so die KVB. Es kommen natürlich deutlich weniger Fans in die wunderschöne Stadt Köln. Ich bin ja froh, dass es noch andere renommierte Klubs in der 2. Liga gibt, wo wir das Stadion auch wieder voll kriegen. Aber das sind einwandfreie Verluste, die durch den Abstieg entstanden sind.

Sie bekleiden bei der Viktoria kein offizielles Amt mehr. Wie muss man sich ihre Zusammenarbeit mit dem Präsidium und der sportlichen Leitung vorstellen?

Sie können in einem Verein auch arbeiten, ohne eine Funktion zu haben. Das Reglement schreibt vor, dass man nicht in zwei Vereinen ein Amt haben darf, die in der gleichen Liga spielen. Da wir mit dem Aufstieg nun auch auf die zweite Mannschaft des 1. FC Köln treffen, war die Frage an mich: Übe ich mein Amt als Verwaltungsrat beim FC weiter aus? Steht das in Kollision mit meiner Arbeit als Vertreter des Hauptsponsors hier bei der Viktoria? Für mich war aber dann klar, dass ich mich für den 1. FC Köln entscheide. Der FC ist und bleibt mit weitem Abstand die Nummer eins in Köln. Für mich persönlich geht er weit über den bloßen Status als Vereinsmitglied hinaus.

Wollen Sie auch in Zukunft beim FC aktiv bleiben?

Ich werde nicht als Investor auftreten. Ich habe lediglich mitgeholfen, unter der damaligen Vereinsführung um Wolfgang Overath einige Dinge zu lösen. Die neue Vereinsführung wird mit Sicherheit nicht an mich herantreten. Darüber hinaus habe ich immer als Helfer gefühlt, nie als Investor. Denn kein Mensch würde jemanden bei 2,5 Prozent Verzinsung im Jahr als Investor bezeichnen. Aber ich habe das immer unter folgender Überschrift gesehen: Der 1. FC Köln ist meine große Liebe, das Aushängeschild der Stadt. Die damalige Vereinsführung stand mir persönlich sehr nah, ich kenne die Herren über Jahrzehnte. Ich hatte Vertrauen zu ihnen und dieses Vertrauen ist damit auch erfüllt, nachdem der 1. FC Köln mit mir die vertraglichen Inhalte geklärt hat. Dann bin ich nur noch gewähltes Mitglied des Verwaltungsrats.

Wie sah eigentlich Ihre eigene aktive Karriere als Fußballer aus?

Ich habe natürlich lange für meinen Heimatverein Germania Windeck bzw. Germania Dattenfeld gespielt, außerdem war ich für die Sportfreunde 93 in Köln aktiv. Heute würden wir sagen, im offensiven Mittelfeld, als Regisseur. Im Rahmen der Möglichkeiten habe ich passabel gekickt, aber irgendwann habe ich dann natürlich gemerkt, dass es nicht meine große Bühne war.

Was waren da die Höhepunkte?

Es gab mit den Kreisauswahlen immer Duelle mit dem Kreis Euskirchen und mein Gegenspieler war Heinz Flohe. Deshalb denke ich heute sehr oft an ihn, weil ich ihn auch persönlich kennengelernt habe. Und auch damals hatte ich keine Chance, gegen ihn zu bestehen. Er war schon in der Jugend ein überragender Fußballer. Das sind schöne Erinnerungen an diese Zeit. Deshalb weiß ich auch, wie wichtig Fußball für die Jugendlichen, gerade für die persönliche Entwicklung ist. Fußball verbindet und deshalb freue ich mich ganz besonders, wenn die Viktoria auch eine Integrationsleistung erbringt. Da sollten wir noch mehr tun, um die Jugendlichen zum Sport zu bekommen. Wir bei Viktoria müssen nun leider schon selektieren. Das tut sehr weh, aber der Zulauf ist schon zu groß.

Günter Pütz hat in seiner Antrittsrede betont, dass er sich auf die Fahnen geschrieben hat, die Viktoria als alleinige zweite Kraft in Köln zu etablieren. Ist Ihnen das auch so wichtig?

Da hat er ein Wort von mir aufgenommen, was ich damals gewählt habe. Wir sollten nicht aufhören zu arbeiten, bis wir hinter dem FC als die zweite Macht in der Stadt wahrgenommen werden. Ich glaube, ob zwei oder drei ist nicht die große Frage. Es ist mehr eine Frage der Langfristigkeit, des Durchhaltens. Auch Rückschläge einzustecken, denn die werden kommen. Aber wir werden alles tun, um das Ziel zu erreichen.