fbpx
Köln.Sport

Mythos Fortuna

Zurück2 von 2Weiter
Ulonska wird Kult

Schon im Sommer 2005 hatte der ehemalige Leichtathlet genug Sponsoren akquiriert, um wieder ein schlagkräftiges Team in der damaligen Verbandsliga (heute Mittelrheinliga) zu stellen. Und unter Präsident Ulonska ging es wieder bergauf: 2008 Aufstieg in die NRW-Liga, 2011 in die Regionalliga West, wenn auch jeweils als Folge eines Rückzugs eines sportlichen Aufsteigers. Und Ulonskas größter Traum wurde vor seinem Tod noch wahr: der Sprung in die 3. Liga 2014. „Das war ein unglaublich krasses Erlebnis“, erinnert sich Lachmayer. Der Aufstieg in den Profibereich war sportlich der Höhepunkt der Neuzeit, doch Ulonskas Vermächtnis ging tiefer. Er hatte den neuen „Mythos Fortuna“ geschaffen – auf seine ganz persönliche Art und Weise.

Mit seiner liebenswerten und unkomplizierten Art wurde er zum Gesicht der Fortuna, machte sie allerorts beliebt. „Klaus Ulonska mit dem Spendenball, das kannte jeder. Selbst von Deutschen im Ausland bin ich darauf angesprochen worden, wenn ich erzählt habe, bei welchem Verein ich aktiv bin“, erzählt Ingolf Stollens vom Fanklub „Schäng Gäng“ und Fan-Beauftragter der Fortuna. Der Mensch Ulonska machte die Fortuna aus – menschlich, offen, nahbar. Eine seltene Mischung im Profifußball. „Mit Klaus konnte man einfach über alles reden, er hatte immer ein offenes Ohr. Das galt auch für Dinge, die ihm nicht gefallen haben“, sagt Lachmayer. Ulonska – der neue, aber eben andere Löring? „Beide haben für das gleiche Ziel gearbeitet, waren große Persönlichkeiten. Aber auf ganz andere Weise“, sagt Stollens.

Der Mythos lebt

Und die Offenheit Ulonskas – auch sie trägt zum Bild vom Kultklub bei – hat sich auf den gesamten Verein übertragen. In der Südstadt gehen die Fans so eng auf Tuchfühlung mit den Profifußballern, wie sonst wohl nirgendwo in Deutschland. Richtet ein Fanklub seine Weihnachtsfeier aus, sind wie selbstverständlich fast immer Spieler der ersten Mannschaft zu Gast. Spieler, Mitarbeiter, Fans und auch Gäste sind hier miteinander verbunden – Fortuna ist der Anti-Kommerz, wie Fußballromantiker formulieren würden.

Auch das gehört zum Kult, der längst über das Sportliche hinausgeht. Klar, geht es auch um Finanzen, ist der Südstadt-Stolz dank Investor und Geschäftsführer Michael W. Schwetje nicht viel anders aufgestellt als Kölns Nr. 3, die verhasste Viktoria, doch die Stimmung innerhalb des Vereins lässt das fast vergessen. „Wir gehen mit dieser Situation eben auch viel bewusster um“, sagt Lachmayer.

Dreh- und Angelpunkt des Vereinslebens ist das Vereinsheim, in dem sich Profis, Angestellte, Eltern der Jugendspieler und Vorstandsmitglieder bunt durcheinandermischen. Die Stimmung ist gut, es wird viel gelacht, das Vereinsheim hat legendäre Partys gesehen. Breiten- und Profisport in einer Familie, wenn man so will. Es hört sich künstlich an, doch die Fortuna lebt es.

Auch die Fans spielen in diesem „Kultklub“ eine wichtige Rolle. Ganz besonders, weil die Fortuna nur für wenige Zuschauer die erste große Fußball-Liebe ist. Die meisten heutigen Fortuna-Fans wurden von Freunden mal mit ins Südstadion genommen, „um ehrlichen Fußball zu sehen“. Vielen gefällt es dann so gut, dass sie den Drittligisten prompt ins Herz schließen und über kurz oder lang zu ihrer großen Fußball-Liebe erklären. „Diese Vereinswechsel sind ja eigentlich nicht normal. Aber bei Fortuna ist es etwas anderes“, sagt Lachmayer. Er selbst war früher Fan des FC, wurde vom Vater mit zur Fortuna genommen – eine Liebe war geboren. Das kennt auch Ingolf Stollens. Der 34-Jährige stammt aus Berlin, kam für seine Ausbildung 2001 nach Köln und wollte danach eigentlich wieder zurück. Doch da war ja die Fortuna. „Der Verein hat eine herausragende Rolle bei meiner Entscheidung gespielt, in Köln zu bleiben. Die Fortuna ist aus meinem Leben nicht mehr wegzudenken“, erklärt der CNC-Fräser. Seine Arbeit als Fan-Beauftragter macht er deshalb gerne ehrenamtlich – bis auf die Freikarte und die freie Verpflegung, versteht sich.

Fest steht: Der „Kult Fortuna“ ist zum großen Teil außerhalb des Rasens entstanden. Dort, wo die Menschen den Verein im Herzen tragen und ein einzigartiges Klima erschaffen. Und Vereine, die eine Chronik wie die Fortuna haben und dazu die Menschen, die den Verein ausmachen, die können nur Kult sein.

Zurück2 von 2Weiter