„Musste meinen Weg erst finden“
- Updated: Januar 29, 2014
Fabian Hambüchen ist Deutschlands Vorzeige-Turner. Neben dem Sport arbeitet der 26-Jährige aber auch an einer Karriere nach der Karriere. Lesen Sie hier, welche Herausforderungen Hambüchen dabei bewältigen muss.
Mit 16 Jahren nahm der Turner Fabian Hambüchen an seinen ersten Olympischen Spielen teil. Es folgten sechs Europameister- sowie ein Weltmeistertitel, dazu zwei Olympische Medaillen. Im Alter von 26 ist Hambüchen noch immer das Aushängeschild seiner Sportart. Seit 2012 hat sich der gebürtige Bergisch-Gladbacher mit dem Studium an der Deutschen Sporthochschule Köln ein zweites Standbein aufgebaut. Im Exklusiv-Interview mit Köln.Sport spricht Hambüchen über die Vereinbarkeit von Spitzensport und Studium, die Olympischen Spiele 2016 in Rio, seine Medienpräsenz, die neue Heimat Köln und wie er auf kuriosem Wege zum FC-Fan wurde.
Herr Hambüchen, neben Ihrer Turnkarriere studieren Sie im dritten Semester Sportmanagement und Kommunikation an der DSHS Köln. Wie sehr hängen Sie dem Lehrplan aktuell hinterher?
Fabian Hambüchen: Nach dem dritten Semester werde ich zwei Klausuren hinterher hängen. Finanzierung und Managementlehre muss ich schieben, weil es zeitlich nicht ganz hinhaut. Es sind zwei lernaufwendige Kurse und deswegen werde ich mir dafür auch die Zeit nehmen. Lieber einmal konzentriert rangehen, als mehrere Versuche zu brauchen. An VWL und BWL muss ich auch nochmal ran, das habe ich im letzten Semester nicht bestanden. Ich habe fast zeitgleich noch Statistik geschrieben und den Fokus darauf gelegt. Die Prüfung habe ich dann auch geschafft.
Im Sportstudium nimmt die Praxis einen nicht unerheblichen Teil im Lehrplan ein. Wofür geht mehr Zeit drauf, für die Vorbereitung auf die theoretischen oder die praktischen Prüfungen?
Hambüchen: Ich habe den Studiengang mit dem wenigsten Praxisanteil gewählt, daher hält es sich in Grenzen. In den ersten beiden Semestern war es zwar noch recht viel Praxis, aber jetzt wie gesagt nicht mehr. Die Praxiskurse kriege ich eigentlich relativ schnell durch, ich packe mir die Semester aber auch nicht zu voll. Leichtathletik und Gymnastik/Tanz werde ich beispielsweise erst im vierten Semester belegen. Ich teile mir alles recht gut auf. Die theoretischen Inhalte sind momentan aber relativ viel und erfordern einige Vorbereitungszeit.
Wie würden Sie generell die Vereinbarkeit von Studium und Spitzensport bewerten? Kann man beides schaffen?
Hambüchen: Positiv ist, dass kein Zeitdruck herrscht. Für mich war von vornerein klar: Es ist machbar. Ich musste aber zunächst meinen Weg und den richtigen Rhythmus finden. Das war in den ersten beiden Semestern nicht ganz einfach. Aber mittlerweile bekomme ich es gut hin.
Wie sieht Ihr Tagesrhythmus mittlerweile aus?
Hambüchen: Ich habe es mir so organisiert, dass ich nie vor 10 Uhr mit Kursen beginne. Das heißt, ich bin um acht, spätestens um halb neun in der Turnhalle und kann die erste Trainingseinheit machen. Zwischen zehn und 15 Uhr bin ich meist mit und an der Uni beschäftigt. Ab drei, halb vier bin ich dann spätestens wieder in der Turnhalle. So läuft es relativ regelmäßig ab, je nach Semesterwochenstunden.
Zuhause in Wetzlar haben Sie jeden Tag mit Ihrem Vater trainiert. Wie sieht Ihr Training in Köln aus?
Hambüchen: Vom Trainingspensum her, ist es genauso wie zuhause. Ich mache nicht weniger. Wir haben es so vereinbart, dass mein Vater montags und dienstags nach Köln kommt. Er pennt dann bei mir und wir trainieren jeden Tag zwei Mal. Mittwochs mache ich dann eher Ausgleichssport und gehe zur Physiotherapie. Donnerstags trainiere ich immer alleine. Freitags und Samstags bin ich in Wetzlar und trainiere dort mit meinem Vater. So haben wir dann auch die Fahrerei fair aufgeteilt. Es funktioniert ganz gut.
Welche Sportarten üben Sie zum Ausgleich aus?
Hambüchen: Da zuletzt die Schwimmprüfungen anstanden, war ich viel im Wasser unterwegs. Ansonsten steige ich gerne aufs Fahrrad und mache im Rahmen der Physiotherapie Stabilitätsübungen.
Ein Studium bietet in der Regel die Möglichkeit, Auslandserfahrungen zu sammeln – beispielsweise durch ein Auslandssemester. Gibt es bei Ihnen auch Planungen in diese Richtung?
Hambüchen: Im Februar werde ich zwei Wochen in den USA sein und dort an der Universität von Michigan trainieren. Es besteht die Überlegung, ob ich da ein Auslandssemester mache. Wann genau, muss man schauen. Es wäre vielleicht nicht schlecht, das Anfang 2015 zu machen. Wenn es anschließend in Richtung Olympia geht, sollte ich schon hier sein. Im Februar-Trainingslager werde ich mir in Michigan alles angucken und mit der Uni sprechen. Dort wird auch Sportmanagement angeboten, das ist schonmal gut. Es ist allerdings keine Partner-Uni der Spoho, deswegen muss ich gucken, welche Kurse ich angerechnet bekommen würde. Aber auch wenn dies nicht geht, wäre es eine Überlegung wert, allein wegen der Sprache und um es einfach mal gemacht zu haben.
Sie haben die Olympischen Spiele 2016 in Rio schon angesprochen. Soll das Studium bis dahin beendet sein?
Hambüchen: Mein Plan ist es, das Studium spätestens 2017 zu beenden. Vor Olympia werde ich auf jeden Fall ein Urlaubssemester beantragen, damit ich mich komplett aufs Training konzentrieren kann. Anschließend werde ich wohl noch ein oder zwei Semester brauchen, um die geschobenen Klausuren nachzuholen.
Aus welchem Grund haben Sie sich überhaupt für ein Studium entschieden?
Hambüchen: Turnen ist nunmal kein Fußball. Man kann allein durch diese Sportart finanziell nicht ausgesorgt haben. Es muss auf jeden Fall noch etwas kommen. Ich habe von Beginn an gesagt, dass ich studieren will. Es gab die Überlegung, meine Karriere nach den Olympischen Spielen 2012 zu beenden. Ich wusste nach meinem Achillessehnenriss 2011 nicht, ob ich noch weitermachen soll und war skeptisch, ob mein Körper die Belastung mitmacht. Für mich war klar, dass ich nach London 2012 studieren werde.
Das Gespräch führte Stefan Kühlborn
Teil zwei des Interviews lesen Sie am Freitag auf www.koelnsport.de. Darin spricht Fabian Hambüchen unter anderem über seine Medienpräsenz, berufliche Perspektiven, die neue Heimat und den 1. FC Köln.