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„Mein Wunsch: Ein autofreier Sonntag“

Sieht beim Köln-Marathon noch Luft nach oben: Geschäftsführer Markus Frisch Foto: Köln.Sport/Daniel Elke

Sieht beim Köln-Marathon noch Luft nach oben: Geschäftsführer Markus Frisch
Foto: Köln.Sport/Daniel Elke

Stimmung beim Marathon, Wünsche an die Stadt und schlummerndes Potenzial: Im zweiten Teil unseres Interviews spricht Markus Frisch Klartext.

„Wir müssen uns vor keinem verstecken“ – im ersten Teil des großen Exklusivinterviews mit Köln.Sport gab sich Markus Frisch, Geschäftsführer des Köln-Marathons, selbstbewusst. Trotzdem sieht der „Marathon-Mann“ bei Kölns größtem Lauf-Event noch Luft nach oben. Auch über die Konkurrenz in der eigenen Stadt, die Stimmung als Alleinstellungsmerkmal und seinen größten Wunsch für den Tag des Marathons gibt Frisch im Gespräch Auskunft.

In Köln klagt man oft darüber, dass der FC den Sponsorenkuchen quasi allein verputzt und für den Rest nur die Krümel überbleiben. Gilt das auch für den Köln-Marathon?

Das Sportsponsoring ist grundsätzlich ein hartes Brot. Es ist so, dass der Fußball vieles abgreift. Ob dann für die anderen wenig oder gar nichts übrig bleibt, ist relativ zu betrachten. Man muss einfach sehen, dass Fußball eine riesige mediale Reichweite hat. Wenn man sich die Leichtathletik anschaut, wo mitunter selbst eine WM im Fernsehen kaum stattfindet, tut es der Sportart im Gesamten nicht gut. Und das schlägt sich auch bei den Sponsoren durch.

Das Event wird häufig für seine Stimmung gelobt. Ist das ein Pfund, mit dem sich auch bei den Sponsoren wuchern kann?

Ja, ich glaube schon. Gewisse Alleinstellungsmerkmale sind verankert in den Köpfen der Läufer. Bei Köln ist das die Stimmung. Man kommt nicht unbedingt hierhin, weil man Bestzeit laufen möchte, sondern weil man die Atmosphäre beim Lauf genießen will. Das ist das große Alleinstellungsmerkmal, das wir haben.

Derzeit kann man auch in Köln durchaus von einem Laufboom sprechen, Events sprießen wie Pilze aus dem Boden. Ist diese Konkurrenzsituation etwas, das man auch als Platzhirsch wahrnimmt?

Am Ende des Tages geht es allen Veranstaltern um das Thema Laufsport. Natürlich sind bei allen, auch bei den Vereinen, wirtschaftliche Interessen im Fokus, da muss sich keiner etwas vormachen. Ich sehe, dass wir ein großes Angebot haben. Ob man jetzt 50 Läufe innerhalb der Stadt braucht oder nur 40, das muss jeder selbst beurteilen. Ich halte es zum Teil für zu viel. Es ist aber eben auch ein freier Markt. Ich würde mir allerdings von der Stadt wünschen, dass man manchmal so ein bisschen mehr als Regulativ fungiert.

Der Spagat zwischen humanen Teilnahmegebühren und den Anforderungen an Organisation et cetera ist schwierig. Wie ist eine Wirtschaftlichkeit zu gewährleisten?

Ohne Sponsoren wäre eine solche Veranstaltung nüchtern betrachtet nicht durchführbar. Wenn man nur die Marathonläufer nehmen würde, müsste jeder um die 330 Euro bezahlen. Das ist natürlich keiner bereit. Der Läufer in Deutschland ist da sehr preissensibel. Das Teuerste an der Veranstaltung ist eine verkehrsfreie Innenstadt. Das sind 42 Kilometer, das ist eine Menge Holz. Dazu kommen noch die ganze behördliche Auflagen inklusive hohem Personalaufwand. Mehr als die Hälfte des Etats geht für die Streckenplanung und -sicherung drauf.

Prominenter Besuch beim letzten Marathon: NBA-Superstar Dirk Nowitzki half am Verpflegungsstand Foto: RheinEnergieMarathon Köln

Prominenter Besuch beim letzten Marathon: NBA-Superstar Dirk Nowitzki half am Verpflegungsstand
Foto: RheinEnergieMarathon Köln

Wie könnte Ihnen die Stadt dabei behilflich sein?

Was Köln wirklich einmal zu Gute kommen würde, das wäre ein „autofreier Sonntag“. Das würde ich mir wirklich wünschen. Das wäre ein Alleinstellungsmerkmal für den Marathon, aber auch für die Stadt Köln. Man kann die Innenstadt dann nochmals ganz anders erleben. Autofreie Veedel wie in Ehrenfeld wurden mit großem Erfolg umgesetzt. Wir sperren die Stadt doch sowieso, letztlich würden beide Seiten davon profitieren. Das wäre auch für Deutschland einmalig!

Die Personalsituation ist immer eine Frage. Wie ist es um das ehrenamtliche Engagement beim Marathon bestellt?

Wir haben in der Summe 2.000 bis 2.500 ehrenamtliche Helfer. Ohne diese wäre die Veranstaltung organisatorisch nicht durchführbar sein. Teilweise sind die Vereine, die uns helfen, schon seit 18 Jahren dabei. Wir sind dankbar um jeden, der hilft.

Ein Thema, das immer wieder aufkommt, ist der vor zwei Jahren eingestellte Inline-Marathon. Kann man den begeisterten Skatern zumindest ein Fünkchen Hoffnung machen?

Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Im Wesentlichen gab es zwei Gründe dafür: Der stetige Teilnehmerrückgang und den Aufwand, den wir dafür betreiben mussten. Ein weiterer Punkt ist die Streckenführung. So wie sie jetzt ist, ist sie für den Skatern nicht geeignet. Gerade zum Ende der Strecke ist es einfach nicht sicher genug. Das können wir nicht verantworten. Wir haben uns das nicht leicht gemacht, aber es ist eine Laufveranstaltung. Darauf liegt für uns der Fokus.

Verbesserungspotenzial bei der Stadt klang bereits an. Wo hat denn der Köln-Marathon noch Luft nach oben?

Nichts, wir sind perfekt. (lacht) Nein, im Ernst: Es gibt immer etwas zu verbessern. Organisatorisch kann man noch einiges optimieren, in der Pressearbeit können wir noch nachlegen. Wo wir jetzt dran arbeiten, ist Köln als Destination in den Mittelpunkt rücken wollen. Wir wollen ein attraktives Paket schaffen, um Lauftouristen für Köln zu begeistern. Da ist Luft nach oben, da schlummert noch Potenzial. Ich würde mir aber auch wünschen, mehr Frauen dem Laufsport widmen. In Amerika sind über die Hälfte der Teilnehmer Frauen, in Deutschland sind es lediglich 35 Prozent. Das ist sicherlich eine Sache, an der wir noch arbeiten können.

Wo sehen Sie den Köln-Marathon in drei bis fünf Jahren?

Wünschen kann man sich viel, Weltrekord in Köln beispielsweise. Ich sehe uns dann weiterhin als größte Breitensportveranstaltung Nordrhein-Westfalens, die auch internationalen Spitzensport zeigt. Auf steigende Teilnehmerzahlen beim Marathon werden wir sicherlich den Fokus legen. Es gilt die Veranstaltung attraktiver zu machen, auch überregional. An dem einen oder anderen Alleinstellungsmerkmal wie der autofreien Innenstadt kann man auch arbeiten, das wird aber sicherlich nicht innerhalb eines Jahres umsetzbar sein. Ich glaube, dass wir dann auch in den überregionalen Rankings einen Sprung nach oben machen können. Das muss aber auch unser Ziel sein!

Das Interview führte Thomas Reinscheid.