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Köln.Sport

Mehr als nur Taschenträger

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Mit Martin Kaymer ist seit Jahren ein Rheinländer der beste deutsche Golfer auf der Tour. Immer mit dabei – sein Caddie Craig Connelly. Er ist weit mehr als nur sein Taschenträger. Ein Gespräch über ein Leben auf Achse.
Craig Connelly

Auch, wenn es hier anders aussieht: Martin Kaymer gibt die Richtung vor, sein Caddie Craig Connelly unterstützt ihn (Foto: GettyImages)

Es ist wohl noch immer einer der am meisten unterschätzten Jobs im Golf-Zirkus: Caddies werden häufig als bloße Taschenträger verschrien, dabei muss man nur Profis über ihre Mitarbeiter sprechen hören, um zu merken, dass doch so viel mehr dahintersteckt. Es ist schlicht und einfach so: Wer einen guten Caddie hat, einen, dem er voll und ganz vertraut, der hat am Ende größere Chancen auf den Sieg. Doch was macht einen guten Caddie denn nun genau aus? Einer der Besten seiner Zunft überhaupt – und seit vielen Jahren an der Seite von Deutschlands Spitzengolfer Martin Kaymer – hat es uns verraten.

Craig Connelly, wo liegen Ihre Golf-Wurzeln?

Meine Faszination für Golf begann vor über 30 Jahren in Glasgow, als mein Vater mich zum ersten Mal zum städtischen Golfplatz mitnahm. Danach wurde mir schnell klar, dass dieser Sport eine wichtige Rolle in meinem Leben spielen würde und ich Fußball hintenanstellen muss.

Wie kamen Sie dazu, als Tour-Caddie zu arbeiten?

Mit 16 Jahren fing ich als Caddie im exklusiven Loch Lomond Golf Club in der Nähe von Glasgow an. Hier sollte ich die Person treffen, die mich mit dem professionellen Spiel in Berührung brachte. Ihr Name war Myra McKinlay, und sie spielte auf der Ladies European Tour. Das war 1996, und ich war gerade mal 18 Jahre alt. Doch ich packte meine Koffer und zog mit ihr in die große Golfwelt hinaus. Schnell zog mich das Leben als Caddie in seinen Bann, und ein Jahr später war ich schon in Amerika auf der LPGA Tour. Dort blieb ich dann acht Jahre, bis ich einen Anruf bekam, um für Paul Casey beim Ryder Cup 2004 zu arbeiten.

Wie entstand der Kontakt zu Martin Kaymer und wie ist es, für ihn zu arbeiten?

Ich habe Martin zum ersten Mal bei den French Open 2007 getroffen, das war seine Rookie-Saison auf der Tour, und ich arbeitete noch für Colin Montgomerie. Drei Jahre danach wurde ich Martins Caddy. Er rief mich damals einen Abend vor der BMW PGA Championship in Wentworth an. Die Arbeit mit ihm ist die beste Erfahrung, die ich in meinen 20 Jahren als Caddie gemacht habe. Abgesehen vom Beruflichen haben wir eine Beziehung auf persönlicher Ebene, wie es wohl nur wenige auf der Tour haben.

Was sind Ihre Aufgaben neben der Arbeit auf dem Platz?

Ich würde sagen, dass es da gar nicht so viel gibt, was abseits des Platzes passiert. Wenn wir das Bag abends zur Seite packen, dann kümmere ich mich noch darum, dass wir am nächsten Tag etwas zu essen haben. Also mache ich mich oft noch mal auf zum Supermarkt und decke mich mit Riegeln und Ähnlichem ein.

Was ist der beste Teil Ihres Berufs?

Es gibt nichts Besseres, als an einem Sonntag in der Spitzengruppe mitzuspielen. Da herrscht ein ganz besonderer Nervenkitzel, wenn man um den Sieg mitspielt. Dazu gefällt mir das Reisen, vor allem in Europa und Asien. Man hat die Chance, viele neue Kulturen kennenzulernen, was zum Beispiel kulinarisch eine tolle Erfahrung ist.

Wie sieht eine normale Turnierwoche für Sie beide aus, und was steckt alles in der Vorbereitung?

Die Vorbereitung für die Turniere ist oft sehr ähnlich, vor allem, wenn wir auf einem Platz sind, der jedes Jahr auf dem Turnierkalender steht. Dienstags spielen wir neun oder 18 Löcher, und bei den meisten Turnieren ist am Mittwoch das Pro-Am. Die Woche vor einem Major ist etwas anders, da außer beim Masters in Augusta immer wieder auf einem anderen Platz gespielt wird. Dann bin ich ein oder zwei Tage vor Martin vor Ort und gehe den Platz ab, mache Notizen und lerne den Kurs kennen.

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