fbpx
Köln.Sport

Kölsche WM-Helden: Pierre Littbarski

Pierre Littbarski ist einer der prägenden FC-Spieler der 80er Jahre. In Köln wurde „Litti“ Vizemeister und Pokalsieger, erreichte das Finale des UEFA-Pokals. Beim FC wurde er zum Nationalspieler. In 406 Spielen für die „Geißböcke“ schoss er 116 Tore, zudem bestritt er 73 Länderspiele (18 Tore).

Pierre Littbarski im Zweikampf mit Roberto Sensini. Der Argentinier verursachte den entscheidenden Strafstoß im WM-Finale 1990. Foto: imago/Pressefoto Baumann

Die ganz großen Erfolge blieben ihm zumindest auf Vereinsebene verwehrt, und lange sah es so aus, als ob das auch in der Nationalelf der Fall wäre: Sowohl 1982 als auch 1986 wurde er mit dem DFB-Team Vize-Weltmeister.

Bei seiner ersten WM ‘82 kam der torgefährliche Mittelfeldspieler in allen sieben Spielen zum Einsatz. Mit gerade einmal 22 Jahren gehörte er zu den Youngstern in der Mannschaft, die erst im Finale an Italien scheiterte.

Dabei sah es zunächst gar nicht gut aus für das deutsche Team: Das Auftaktspiel gegen Algerien ging mit 1:2 verloren. Die Spieler hatten zuvor durch den exzessiven Genuss von Zigaretten und Alkohol im Trainingslager Kritik an der Teamführung von Trainer Derwall hervorgerufen und standen schon nach dem ersten Spieltag unter Druck.

Zwar zeigte Deutschland im zweiten Gruppenspiel gegen Chile (4:1) eine bessere Leistung, am letzten Spieltag der Vorrunde kam es jedoch zu einem handfesten Skandal, der sogenannten „Schande von Gijón“.

Deutschland traf in diesem Spiel auf Österreich. Da Algerien einen Tag zuvor bereits gespielt hatte, war klar, dass beim Stand von 1:0 beide Mannschaften weiter kommen würden. Deutschland musste gewinnen, Österreich durfte mit höchstens zwei Toren Unterschied verlieren.

Und so kam es, wie es kommen musste: Nach einer Flanke von Littbarski erzielte Horst Hrubesch früh das 1:0. Zunächst war es ein gewöhnliches Fußballspiel: Die Deutschen erspielten sich weitere Torchancen, während die Österreicher auf Konter lauerten.

Mit fortschreitendem Spielverlauf stellten jedoch beide Teams jegliche Bemühungen ein, zum Torerfolg zu kommen. Es wurden viele Rückpässe zum Torwart gespielt. Die Rückpass-Regel, die besagt, dass der Torwart nach einem Zuspiel eines Mitspielers den Ball nicht in die Hand nehmen darf, gab es damals noch nicht. Ob die Einführung dieser Regel etwas mit besagtem Spiel zu tun hat, ist nicht überliefert. Klar ist jedoch, dass der „Nichtangriffspakt von Gijón“ der Grund ist, weshalb heutzutage die letzten Vorrundenspiele der jeweiligen Gruppen zeitgleich stattfinden. Rückblickend hat dieses Spiel sicher auch der deutschen Mannschaft geschadet, da trotz eines erfolgreichen Turniers vor allem dieser Skandal der Nachwelt in Erinnerung bleiben wird.

Durch Siege gegen Gastgeber Spanien und die Französische Auswahl um Michel Platini gelang der DFB-Elf noch der Einzug ins Finale. Littbarski traf in beiden Spielen, zumal er im Elfmeterschießen gegen Frankreich die Nerven behielt und Torhüter Ettori überwinden konnte. Im Finale gegen Italien war die Mannschaft von Jupp Derwall jedoch chancenlos und musste sich mit 1:3 geschlagen geben.

Auch vier Jahre später begann das Turnier nicht besser: Nach einem 1:1 gegen Uruguay und einem knappen Sieg gegen Schottland (2:1) verlor die deutsche Elf mit 0:2 gegen Dänemark und erreichte nur knapp als Gruppenzweiter das Achtelfinale. Auch beim späten Sieg gegen Marokko (1:0) wusste die Mannschaft nicht zu überzeugen, Gastgeber Mexiko konnte erst im Elfmeterschießen bezwungen werden – „Litti“ erwies sich erneut als sicherer Elfmeterschütze und konnte den entscheidenden Strafstoß verwandeln. Im Halbfinale warteten erneut die Franzosen, die durch Tore von Brehme und Völler besiegt werden konnten.

Das Finale fand im Estadio Azteca vor 114.600 Zuschauern statt. Gegner war die Argentinische Mannschaft, die von Diego Maradona angeführt wurde. Bei Temperaturen von über 35 Grad gelang es Lothar Matthäus zwar, Maradona aus dem Spiel zu nehmen, doch die Argentinier gingen durch einen Patzer von Toni Schumacher früh in Führung und konnten diese vor der Halbzeitpause noch ausbauen.

Zwar kam Deutschland durch Tore von Rummenigge und Völler zurück ins Spiel, nach dem Doppelschlag wurde jedoch die Defensive vernachlässigt, wodurch Maradona die aufgerückte deutsche Abwehr mit einem Pass auf Jorge Burruchaga aushebeln konnte. Burruchaga setzte sich im Laufduell gegen Hans-Peter Briegel durch und traf zum 3:2. Deutschland hatte zum zweiten Mal hintereinander ein WM-Finale verloren.

Doch dann kam die WM 1990. Diesmal startete das deutsche Team besser in das Turnier. Nach einer soliden Vorrunde, in der auch Littbarski getroffen hatte – der Kölner hatte Deutschland beim 1:1 gegen Kolumbien in Führung gebracht – konnten die Niederlande, die Tschechoslowakei und England bezwungen werden, bevor es im Finale dann zur Revanche für die Niederlage vier Jahre zuvor kommen sollte.

„Litti“ war auch in dieser Mannschaft eine der tragenden Säulen, stand bei der WM-Endrunde sechs Mal auf dem Platz, u.a. im Finale gegen Argentinien. Gemeinsam mit Thomas Hässler und Bodo Illgner hat er den 1. FC Köln, der zuvor nur knapp die Meisterschaft verpasst hatte, mehr als würdig vertreten.