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Kölner Haie: „Der Titel ist unser Ziel“

Trainer Cory Clouston will mit seinen Haien hoch hinaus und in dieser Saison den Titel holen Foto: imago/Eibner

Trainer Cory Clouston will mit seinen Haien hoch hinaus und in dieser Saison den Titel holen
Foto: imago/Eibner

Als „Reanimator“ der Kölner Haie machte sich Cory Clouston in der letzten Saison einen Namen. Vor der neuen Spielzeit bat Köln.Sport den kanadischen Coach zum Gespräch. 

Herr Clouston, der Saisonstart rückt immer näher. Sind die Haie bereit für die neue Spielzeit?
Aus meiner Sicht kann es losgehen. Das Team hat im Sommer hart gearbeitet, damit wir unsere Ziele erreichen können. Wir fühlen uns gut – und wir freuen uns darauf, dass es bald losgehen kann!

Wie wichtig ist ein guter Start ­angesichts der langen Vorrunde?
Natürlich willst du direkt zu Beginn die Spiele gewinnen. Aber wir müssen den Start in Relation setzen: Die Saison ist wirklich lang, es wird ­Höhen und Tiefen geben. Ich will aber nicht zu weit nach vorne blicken, es geht für uns darum, möglichst schnell den Rhythmus zu finden.

Die Vorbereitung war lang und ­intensiv. Hat Ihnen gefallen, was ihre Spielern Ihnen geboten haben?
Auf jeden Fall. Die Jungs sind schon in einer sehr guten Verfassung ins Training eingestiegen. Es standen harte Wochen an, aber sie haben voll mitgezogen. Wir konnten so an ­einigen Dingen feilen.

Sie mussten während der Vorbereitung auf wichtige Spieler verzichten. Moritz Müller und Patrick Hager waren bei der Nationalmannschaft, Johannes Salmonsson und Alexander Sulzer sind verletzt. War die Vorbereitung holpriger, als Sie es erwartet haben?
Schon, aber das hat uns die Möglichkeit gegeben, verschiedene Varianten auszuprobieren. So hatte es auch etwas Gutes für sich. Und die Jungs, die sich für Olympia qualifiziert haben, waren schnell wieder da. Bei den verletzten Spielern sind wir froh, dass sie uns nicht langfristig fehlen werden.

Haben Sie einen anderen Ansatz gewählt als noch in der vergangenen Spielzeit?
Nicht wirklich, nein. Wir schauen immer, ob wir bei den Einheiten noch Übungen hinzufügen oder weglassen. Man kann sein Training immer verbessern, muss den Jungs auch ab und zu Neues bieten. Aber im Großen und Ganzen hat sich nicht viel verändert. Wir hatten letzte Saison das Gefühl, dass sich die Mannschaft in die richtige Richtung bewegt. Nun ist der Kader etwas tiefer besetzt, wir haben etwas mehr „Grit“ in unserem Team und sind dadurch hoffentlich ein noch schwierigerer Gegner.

Also haben die Spieler den „Drill Sergeant“ Cory Clouston immer noch nicht kennengelernt?
Das müssen Sie die Spieler fragen (lacht). Ich versuche, das Team optimal vorzubereiten, da sind wir auf einem guten Weg.

Sie sagten, die Mannschaft hat sich in den Playoffs in die richtige Richtung entwickelt. Haben wir da bereits gesehen, wie die Haie unter Cory Clouston spielen sollen?
Zu großen Teilen. Du musst in dieser Liga flexibel sein, auf Stärken und Schwächen des Gegners reagieren können. Natürlich liegt der Fokus auf dem eigenen Spiel, die Basis bleibt stets dieselbe, aber mitunter muss man sich bei kleineren Sachen auch auf den Gegner einstellen. Ich glaube, dass wir das bislang in der Vorbereitung sehr gut hinbekommen haben.

Welche Vision steckt dahinter, wie soll Ihr Team auf dem Eis agieren?
Ich denke, da sage ich kaum etwas anderes als jeder andere Coach auch: Wir wollen den Gegner früh unter Druck setzen, wollen hinten sicher stehen und vier ausgeglichene Reihen auf das Eis bringen. Wir wollen ein diszipliniertes Team mit einer guten Ordnung sein, dass es den anderen schwer macht.

Welche Schlüsse über die Liga und über Ihr Team konnten Sie dafür aus den Playoffs ziehen?
Das ist eine schwere Frage (überlegt). Für mich bleibt Hockey einfach ­Hockey. Ich habe aber unsere Stärken und Schwächen besser kennengelernt. Wir hoffen nun, unseren Kader mit guten Jungs mit Qualität und Charakter verstärkt zu haben. Dafür haben wir uns früh auf die Spielertypen, die wir suchen, festgelegt. Sie sollten flexibel sein, verschiedene Positionen und Rollen ausfüllen können und vom Charakter in die Mannschaft passen.

Alter: 46 Geburtsort: Viking (Kanada) Funktion: Trainer der Kölner Haie Beim KEC seit: 22. Januar 2016 Bisherige Vereine: Prince Albert Raiders, Brandon Wheat Kings (beide WHL), Ottawa Senators (NHL), Binghamton Senators (AHL), Kootenay Ice (WHL) Twitteraccount: twitter.com/coryclouston Foto: imago/Eibner

Alter: 46
Geburtsort: Viking (Kanada)
Funktion: Trainer der Kölner Haie
Beim KEC seit: 22. Januar 2016
Bisherige Vereine: Prince Albert Raiders, Brandon Wheat Kings (beide WHL), Ottawa Senators (NHL), Binghamton Senators (AHL), Kootenay Ice (WHL)
Twitteraccount: twitter.com/coryclouston
Foto: imago/Eibner

Sie haben die Spieler stets gegen Kritik an ihrem Charakter verteidigt. Denken Sie, die Beurteilung war mitunter unfair?
Wir schauen nach vorne, ich kann nichts dazu sagen, wie es vor meiner Zeit war. Seit ich hier bin, hat die Mannschaft Charakter, Leidenschaft und Siegeswillen bewiesen. Wir sind trotz Verletzungsproblemen bis ins Halbfinale gekommen, wo wir mit München an einem sehr starken Gegner gescheitert sind. Diesen Rückstand aufzuholen, ist nun unsere Aufgabe.

Die Erwartungen in Köln sind stets sehr hoch. Mit welchen Zielen gehen Sie in die neue Saison?
Dasselbe wie eigentlich überall: Ich will den Titel holen. Wir wissen aber auch, dass wir auf viele gute Gegner treffen werden, so dass noch viel ­Arbeit vor uns liegt. Es wird ein steiniger Weg, um an unser Ziel zu gelangen. Aber wie schon gesagt: Wir fühlen uns gut – und wir freuen uns darauf, dass es bald losgehen kann!

Wen zählen Sie zu den Konkurrenten im Meisterschaftsrennen?
Da werde ich sicherlich keine nennen (schmunzelt). In der Liga sind einige starke Mannschaften mit guten Trainern und tollen Spielern. Die DEL ist enorm ausgeglichen, wir müssen uns auf alles gefasst machen.

Sie sprachen nach der Saison ­da­rüber, dass München Sie durch die Spielweise sehr beeindruckt hat. Inwieweit hat das Einfluss auf ihre Planungen für diese Saison genommen?
Für mich hat München so gespielt, wie du spielen musst, wenn du in der DEL erfolgreich sein willst. Ich hatte das Gefühl, dass wir im direkten Duell dem sehr nahe gekommen sind, auch wenn es am Ende nicht ganz gereicht hat. Dass wir weiter so auftreten wie in den Playoffs, das ist mir sehr wichtig. Wir brauchen die Tiefe im Kader, wir müssen physisch präsent auftreten und ein unangenehmer Gegner sein.

Bei den Neuzugängen fällt auf, dass viele in ihren früheren Vereinen Führungsspieler waren. Ist das eine Qualität, die dem Team noch fehlte?
Jede Mannschaft braucht Führungs­figuren. Du brauchst aber nicht nur die drei Spieler, die das „C“ oder das „A“ auf der Brust haben – du brauchst Führungsspieler in allen Reihen. Das soll aber nicht heißen, dass das letzte Saison nicht der Fall war. Wir hatten jede Menge Führungsspieler in der Mannschaft, sonst hätten wir sicherlich nicht das erreicht, was wir letztlich erreicht haben.

Einen Spieler wie Max Reinhart, der mit 24 noch am Anfang seiner Karriere steht, in die DEL zu lotsen – ist das ein großer Fang für die Haie?
(überlegt) Ich betrachte das nicht auf diese Art und Weise. Wir haben sieben Neuzugänge, die alle ihre Qualitäten einbringen werden. Wir haben Erfahrung hinzugeholt, aber uns auch auf ­gewissen Positionen verjüngt. Ich kenne Max sehr gut, er spielte bei ­Kootenay Ice nach meiner Zeit dort, und nach Gesprächen mit ihm und seinem Agenten war schnell klar: Er ist der Richtige für uns, und Köln ist das Richtige für ihn. Max aber derart unter Druck zu setzen, dass er der Star der Liga wird – das wäre ungerecht. Die DEL ist eine sehr gute Liga, das weiß er. Er will das Team besser machen, aber auch sich selbst verbessern. Das ist eine Herangehensweise, die sehr gut zu uns passt!

Sehr viel Lob von Ihrer Seite gibt es stets für die Haie-Fans. Beflügelt das die Spieler, oder kann der Druck sogar zum Hemmschuh werden?
Ich glaube nicht, dass uns die Erwartungen der Fans hemmen werden. Wir machen uns selbst sicherlich den größten Druck. Wir wollen jedes Spiel gewinnen, unser Ziel ist die Meisterschaft. Solange wir hart arbeiten, ­unsere Ordnung beibehalten und das Spiel so angehen, wie es sein muss, werden uns die Fans dabei unterstützen. Sie verstehen, dass wir nicht jedes Spiel gewinnen können, sie erwarten Einsatz, Hingabe und Leidenschaft. Wenn wir das hinbekommen, kriegen wir eine unglaubliche Unterstützung. Und dann werden wir auf jeden Fall einige Spiele für uns entscheiden können.

Haben Sie eine solche Atmo­sphäre wie in der Lanxess-Arena schon einmal in der NHL erlebt?
Ganz ehrlich: So eine Stimmung, wie wir sie hier vor ausverkauftem Haus erlebt haben, habe ich noch in keiner NHL-Arena erlebt. Das war einfach nur fantastisch. Das ist die Verbindung, die du zu deinen Fans brauchst.

Sie haben seit einigen Monaten einen Twitteraccount. Was würden Sie gerne am Ende der Saison twittern?
Nach der Saison? Da würde ich gerne schreiben, dass wir die Meisterschaft geholt haben (lacht). Aber meine Einstellung ist es, einen Schritt nach dem anderen zu machen. So weit in die Zukunft zu schauen, ist für mich nicht allzu produktiv. Wir wissen, wofür wir hier sind. Unser Ziel ist der Titel. Aber wir müssen darauf achten, uns nicht zu sehr auf das Endresultat zu versteifen, sondern uns auf den Weg dorthin zu konzentrieren.

Interview Thomas Reinscheid