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Köln.Sport

Köln im Herzen, Profifußball im Kopf

Quelle: IMAGO

Für Fortuna Köln ist Silvio Pagano einer der Erfolgsgaranten.

Kaum ein Spieler wird so sehr mit dem Erfolg des SC Fortuna Köln in Verbindung gebracht wie Außenbahnspieler Silvio Pagano. Grund genug für Köln.Sport, den 27-Jährigen zu treffen und für die Januar-Ausgabe seine Geschichte zu erzählen.

Die erste Saisonhälfte verlief für die Fortuna nach Wunsch. Nicht nur, dass der rechtsrheinische Lokalrivale Viktoria am 24. November in seinem eigenen Stadion mit 3:1 besiegt wurde – der Klub aus der Südstadt eilte in der Regionalliga wochenlang von einem Erfolgserlebnis zum nächsten. Großen Anteil an dem Höhenflug hat der Spieler mit der Rückennnummer 30: Silvio Pagano.

 

In Wuppertal geboren, die Wurzeln in Sizilien – doch für Pagano gibt es keinen größeren Verein als den 1. FC Köln. „Seitdem ich als Kind zum ersten Mal für den FC auflief, trage ich den Geißbock im Herzen“, verrät er, als wir ihn nach dem Mannschaftstraining zum Gespräch im Fortuna-Vereinsheim bitten. Insgesamt acht Jahre verbrachte der heute 27-Jährige in Müngersdorf, spielte dort von der C-Jugend bis zu den Amateuren. Nur zu verständlich, dass sich ein junger Spieler mit solch großem Potenzial ernste Hoffnungen auf Einsätze bei den Profis machte und von einem Durchbruch träumte, wie ihn damals gerade der aufstrebende Lukas Podolski hinlegte. Die A-Jugendlichen durften unter dem Schweizer Cheftrainer Marcel Koller zum Teil auch mit den Profis trainieren und hatten so den direkten Vergleich. Doch dann folgte der Abstieg in der Saison 2003/04. Der Trainer musste seinen Stuhl räumen – und Pagano sah seine Träume platzen: „Ein Verbleib von Marcel Koller wäre für mich wohl besser gewesen. Leider wurde es im Jahr nach dem Abstieg für junge Spieler sehr schwer.“ Grund: Der FC musste so schnell wie möglich zurück in die erste Liga, und für den jungen Fußballer war in dieser Situation kein Platz in der ersten Mannschaft.

Welcher Verein ist der Richtige?

Da kam ihm Leihanfrage des FC Carl Zeiss Jena gerade richtig. Endlich war sie da – die Chance auf Einsatzminuten in der zweiten Liga. Doch trotz großer Hoffnungen reichte es am Ende nur für sechs Einsätze und null Tore. „Ich hatte es mir anders vorgestellt. Natürlich war es schön, endlich auf eigenen Beinen zu stehen. Aber im Großen und Ganzen war die Zeit sehr hart für mich. Zumal ich auch nicht das nötige Vertrauen erhielt“, erklärt Pagano die Gründe für sein Scheitern in der zweithöchsten Spielklasse. Nach nur einem Jahr in Jena musste er sich nach einem neuen Arbeitgeber umsehen – eine Situation, die er fortan noch mehrmals erleben sollte. „Es war nie meine Absicht, so oft die Vereine zu wechseln. Doch manchmal laufen die Dinge nicht so, wie man es sich erhofft hat.“ Nach einer regelrechten Odyssee, die ihn unter anderem zu Rot-Weiss Essen und zurück nach Wuppertal führte, erreichte ihn vor eineinhalb Jahren schließlich das Angebot von Fortuna Köln. Pagano entschied sich gegen das Angebot eines Drittligisten und für eine Rückkehr in die Domstadt. Auch wegen der Bemühungen von Fortuna-Trainer Uwe Koschinat: „Er hat mich angerufen und mir klargemacht, dass er mich unbedingt haben will.“

Gleich im ersten Jahr beim Südstadt-Klub schlug der Italiener voll ein, wurde zum absoluten Leistungsträger. 16 Tore in der Saison 2011/12 brachten ihm die interne Torjägerkrone ein. Köln und Pagano – eine Kombination, die einfach passt: „Nach acht Jahren beim FC und fast zwei Jahren bei der Fortuna kann ich sagen: Ich fühle mich hier pudelwohl. Wahrscheinlich kenne ich mich in Köln sogar besser aus als in Wuppertal.“ In dieser Saison läuft es sogar noch besser: Der Deutsch-Italiener hat bereits elf Treffer auf dem Konto und steht mit der Fortuna an der Tabellenspitze.

Wohlfühlfaktor

„Das Umfeld ist mir sehr wichtig“, hebt Pagano hervor, der es privat lieber ruhig angeht und gerne viel Zeit mit seiner Familie verbringt. Die Teamkollegen Sebastian Zinke, Michael Lejan und Massimo Cannizzaro – den zweiten Fortuna-Spieler mit italienischen Wurzeln – kennt er noch aus seiner Zeit beim FC; mit allen Dreien ist er heute eng befreundet. Als Pagano noch in der C-Jugend der „Geißböcke“ kickte, war der damalige A-Jugendspieler Cannizzaro sogar so etwas wie ein Vorbild für ihn.

Ein besonders vertrauensvolles Verhältnis verbindet ihn inzwischen mit Fortuna-Mannschaftsarzt Dr. Christoph Bruhns. „Dank ihm habe ich es geschafft, die letzten Monate völlig verletzungsfrei zu bleiben“, erklärt der Flügelflitzer. Keine Selbstverständlichkeit. Immerhin wird er von den Gegenspielern inzwischen besonders hart attackiert. Kurzum: Bei Fortuna passt es derzeit auf allen Ebenen. Und trotzdem stellt sich die Frage nach seiner Zukunft. Paganos Vertrag läuft im Sommer aus, und viele Experten sind der Meinung, dass er problemlos in einer höheren Liga mithalten könnte. „Zutrauen würde ich mir die zweite Liga auf jeden Fall“, sagt er selbstbewusst. Und fügt an: „Ich befinde mich im besten Fußballeralter und weiß inzwischen, wie man im Profi-Fußball zurechtkommt.“ Zwei lose Anfragen von anderen Vereinen gibt es bereits. „Bislang habe ich mit keinem Verein gesprochen. Natürlich ist die Fortuna mein erster Ansprechpartner. Aber ehrlich gesagt, weiß ich nicht, was die Zukunft bringt. Bitte nicht falsch verstehen: Am liebsten würde ich mit der Fortuna frühzeitig verlängern und in die Dritte Liga aufsteigen. Klar ist aber auch: Beim nächsten Vertrag muss das Gesamtpaket passen.“

Im Fokus der Gegenspieler

Dass es bei der Fortuna noch genügend zu tun gibt, steht außer Frage. Immerhin gilt es, am Ende vor dem Lokalrivalen zu stehen. „Natürlich wird bei Viktoria viel in die Mannschaft investiert. Aber wir können uns auch nicht hinstellen und sagen: ‚Die hauen auf den Putz und wir sind die Kleinen‘ – so ist es ja nicht. Darum finde ich es schön, dass wir uns aktuell auf Augenhöhe begegnen.“ Der Flügelflitzer ist sich bewusst, dass nach den vergangenen eineinhalb Jahren immenser Druck auf ihm lastet. „Man erwartet von mir in jedem Spiel ein Tor. Aber mit der Zeit habe ich gelernt, damit umzugehen. Ich nehme den Druck gerne auf meine Schultern, um der Mannschaft zu helfen!“

Marcus Holzer