„Karneval gehört zu Köln wie der FC“
- Updated: Februar 7, 2013
Für unsere aktuelle Ausgabe haben wir FC-Vizepräsident Markus Ritterbach zum exklusiven Interview über Karneval, den FC und das Leben in Köln gebeten. Teil 1 des Gesprächs mit dem Marketing-Experten lesen Sie hier. Herr Ritterbach, welches Amt hat Sie zuletzt mehr gefordert: das als Vizepräsident beim 1. FC Köln oder das Präsidentenamt im Festkomitee Kölner Karneval?
In der Tat ist es so, dass sich der 1. FC Köln in einer starken Strukturveränderung befindet, was momentan viel Arbeit mit sich bringt. Wir versuchen, im Verein eine schlanke Struktur zu entwickeln, die Ehrenamt und professionelles Arbeiten unter einen Hut bringt. Beim Kölner Karneval dagegen haben wir bereits bestehende Strukturen, und er kann sich auf dieser Basis weiterentwickeln. Das war früher anders, auch da mussten wir die Strukturen ändern. Es war ein ähnliches Bild wie heute beim FC.
Wie viele FCler haben Sie seit Amtsantritt schon für den Karneval gewinnen können?
Fangen wir einmal in der Präsidiumsspitze an: Werner Spinner und Toni Schumacher sind begeistert, sie sind kölsche Jungs und finden den Karneval klasse. Auch bei den Spielern -gab es einige, die gern einmal bei der Prinzen-Proklamation dabei sein wollten. Karneval gehört genauso zu Köln wie der FC. Ich halte die Vermischung der Kulturen für sehr wichtig, denn die FC-Spieler sollen sich mit Köln identifizieren. Das funktioniert am besten, wenn sie die Menschen und deren Mentalität kennenlernen – wofür der Karneval ideal ist.
Wie steht Ihre Familie zu Ihrem Engagement im Kölner Karneval?
Meine Frau Barbara hat mich nie anders kennengelernt. Ich war zwar damals nur Roter Funk, aber stets im Karneval aktiv. Sie war immer große -Anhängerin der Stunksitzung und ist es bis heute. Deshalb machen wir beides, Stunksitzung und Prunksitzung. Und meine Jungs – der jüngste ist 14, die beiden großen 18 Jahre alt – sind mit dem Karneval praktisch aufgewachsen. Das ist ähnlich wie beim FC: Sie hatten nie die Chance, Fan eines anderen Vereins zu werden. (schmunzelt) Das ist übrigens ein ganz interessanter -Aspekt zum Thema Markenbindung, der auch den Fußball betrifft: In der Gesellschaft gehen diese Bindungen immer mehr verloren. Früher ist man immer nur eine bestimmte Automarke -gefahren, hat immer dieselbe Partei gewählt oder ist zur Stunk- oder Prunksitzung gegangen. Heute sind die Menschen viel flexibler, fahren verschiedene Automarken und sind auch mal Wechselwähler. Einzige Ausnahme: der Fußballverein. Wer leidenschaftlicher FC-Fan ist, würde morgen nicht sagen: Ach, jetzt passt mir mal Bayer Leverkusen besser. Von dieser gesellschaftlichen Entwicklung profitiert der Fußball extrem.
Viele sagen, Sie haben den Karneval modernisiert. Mit welchen Maßnahmen?
Der Karneval ist das Spiegelbild der Gesellschaft, und diese entwickelt sich weiter. Also muss sich der Karneval auch weiterentwickeln, darf dabei aber nie seine Wurzeln verlieren, weil er altes Brauchtum ist. Als Festkomitee setzen wir Schwerpunkte: Zunächst mal nutzen wir die große Integrationskraft des Karnevals. Jeder ist eingeladen, Karneval mitzufeiern. Wir haben eine Akademie, an der wir Künstler ausbilden, damit wir immer genug Nachwuchs haben. Und wir fördern die Jugend sowie das Liedgut, weil wir es für extrem wichtig für die Bindung an den Karneval halten. So sind fast alle Lieder, die im Stadion gesungen werden, bereits im Karneval erprobt.
Jetzt wollen Sie mithelfen, den 1. FC Köln zu modernisieren. Wie kam es dazu?
Ich habe mich vorher schlaugemacht: Wie viel Arbeit ist das, ist das für mich überhaupt zu leisten, und macht es Sinn für den FC? Als mir dann Werner Spinner und Toni Schumacher mitsamt dem Konzept vorgestellt wurden, habe ich gesagt: Das passt – und seitdem arbeiten wir Hand in Hand. Außerdem hatte ich auch mal wieder Bock, so etwas zu machen. Eine Aufräumarbeit. Ich mache das ja auch beruflich, bin operativ als Unternehmensberater tätig. Die Aufgabe, neue Strukturen einzubringen und den FC nach vorne zu führen, fand ich hochinteressant.
Was sind Ihre Geschäftsfelder als Unternehmensberater?
Ich komme ursprünglich aus dem Direktmarketing-Bereich und habe ein ganz einfaches Konzept entwickelt: Wir ent-wickeln Ideen und -bringen Unternehmen zusammen, die für die Durchsetzung der Ideen nötig sind. Häufig schaffen wir Vertriebskooperationen zwischen Unternehmen mit gleicher Zielgruppe. Dieses Konzept ist ziemlich einmalig.
Beim FC verantworten Sie als Vizepräsident die Bereiche Sponsoring und Marketing. Was sind dabei Ihre Stärken?
Grundsätzlich ist es so, dass ich Ahnung von Marketing habe, das mache ich ja den ganzen Tag. Wichtig ist aber im Fall des 1. FC Köln, gute Leute aus dem Marketing einzusetzen, eine Vision mit dem Vorstand zu entwickeln und die Mitarbeiter zu motivieren. Ich kann Menschen ganz gut -begeistern. Aber darüber will ich gar nicht groß reden, das soll man lieber irgendwann spüren.
Wie schwer ist es, in der 2. Liga die Sponsoren bei der Stange zu halten?
Der FC befand sich nach dem Abstieg praktisch an einem historischen Tiefstand, dazu die schlimmen Bilder des in Rauchbomben gehüllten Stadions, die durch ganz Deutschland gingen. Dann zu einem Sponsor zu gehen und ihn womöglich noch um den Ausbau seines Sponsorings zu bitten, das ist schon sehr schwierig. Es gab tatsächlich einige Unternehmen, die aufgrund dieser Vorfälle nicht mehr wollten. Aber am Ende haben wir sie wieder einfangen können. Und zwar alle. Es war sehr viel Arbeit.
Teil 2 des Interviews lesen Sie hier.