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Köln.Sport

Investitionen in die Golf-Zukunft

Ein kleines Kind steht auf einem Golfplatz

Langfristige Talentförderung ist das Ziel des DGV-Qualitätsmanagements
Foto: imago/ZUMA Press

Der Deutsche Golf-Verband beschreitet mit der Einführung eines Qualitätsmanagements für Nachwuchsförderung neue Wege. Die Clubs im Rheinland schneiden gut ab. 

Friedhelm Janssen ist zufrieden. Genau genommen hat der PGA Golf Professional sogar gleich doppelt Grund zur Freude. Die Arbeit des ­Experten für das Training mit ­Kindern und Jugendlichen wurde vom Deutschen Golf-Verband (DGV) nämlich gleich zwei Mal ausgezeichnet: Sowohl für den Golf- und Land-Club Köln, für den Janssen bis Ende letzten Jahres als Jugendkoordinator arbeitete, als auch für den Golf Club Ford Köln erstellte der DOSB-Diplomtrainer nämlich das Nachwuchskonzept.

Und für dieses wurden beide Vereine vom DGV mit dem Zertifikat in Silber ausgezeichnet. Damit zählen die Clubs in Sachen Nachwuchsförderung zu den Top 50 im deutschlandweiten Vergleich. „Ich freue mich über die positive Bewertung, gerade weil ich sehr kritisch in Bezug auf meine eigene Arbeit bin“, sagt ­Janssen, der in dem neu eingeführten DGV-Programm „Qualitätsmanagement für die Nachwuchsförderung“ einen großen Ge­winn für die nachhaltige Entwicklung des Golfsports in Deutschland sieht: „Es erfolgt eine Betrachtung des Gesamtprogramms der Clubs. Das ist auf jeden Fall ein Schritt in die richtige Richtung.“

Vorbildliche Resonanz
Im April 2015 startete der Verband die Anmeldung für sein neues Club-Förderprogramm und stieß damit auf erfreulich viel Resonanz. „Mit 207 teilnehmenden Golfanlagen im ersten Jahr sind die Erwartungen weit übertroffen worden. Dies bestätigt, dass die Jugendarbeit in vielen Golfclubs einen großen Stellenwert einnimmt“, erklärt Susanne Leimeister, Leiterin der Bereiche Jugend-, Breiten-, Senioren- und Behindertensport im DGV.

Der Verband, der die Hinführung von Kindern und Jugendlichen zum Golfsport als eines seiner wichtigsten Ziele formuliert hat, bildete 2012 eine Arbeitsgruppe, die die Nachwuchsförderung und das Qualitätsmanagement im deutschen Fuß- und Handball als Vergleiche heranzog, die Stärken und Schwächen der eigenen und der externen Arbeit definierte und auf der Basis dieser Erkenntnisse einen Fragebogen als Instrument zur Bewertung des Qualitätsmanagements für die Nachwuchsförderung im deutschen Golf erstellte.

Effektive Talentförderung
Mithilfe des Fragebogens konnten die teilnehmenden Clubs Angaben zu neun verschiedenen Handlungsfeldern machen, anhand derer die Bewertung vorgenommen wurde. Hierbei handelt es sich um die Punkte Personal, Strategie und Finanzen, Organisation und Entscheidungsprozesse, Talentsuche und Talentförderung, Training und Wettkampf, Kommunikation und Kooperation, Rahmenbedingungen und Ausstattung, Produktivität und Effektivität sowie soziale Erfolgsfaktoren.

Um die Fragebögen mit den Clubs zu besprechen und eine Ist-Analyse der Nachwuchsförderung durchzuführen wurden in einem nächsten Schritt erfahrene Anhörer, sogenannte Auditoren, ausgewählt, die die Clubs besuchten und gemeinsamen mit ihnen Ziele und Maßnahmen besprachen. „Die Bewertung ist dabei natürlich immer vom Audi­toren abhängig und nicht standardisiert. Eine einheitlichere Schulung wäre sinnvoll. Da gibt es ­sicherlich noch Nachholbedarf“, merkt Janssen an. Es überwiegt dennoch ganz klar die Zufriedenheit mit dem neuen Programm, das die Vorgänger „Golf­4Youth“ und „Zukunft Jugend“ ersetzt. „Wir haben durch das Audit in jedem Fall viele Anregungen zur Verbesserung unserer Jugendarbeit bekommen“, sagt Janssen, der insbesondere im Bereich Produktivität und Effektivität deutschlandweit Luft nach oben sieht: „Man sollte über­legen, ob langfristig die Einführung von Leistungszentren wie im Fußball sinnvoll wäre, damit sich die inten­sive ­Talentförderung auszahlt.“

Kurzfristig freuen sich auch die Verantwortlichen des Marienburger Golf-Clubs, der ebenfalls mit dem Zertifikat in Silber ausgezeichnet wurde, über neue Anregungen. „Wir stecken viel Freude und viel Arbeit in die Nachwuchsförderung. Eine solche Auszeichnung freut uns daher sehr. Wir erfüllen viele Vorgaben, wollen uns aber insbesondere im Bereich Trainingsplanung weiter verbessern“, sagt Clubmanager Jürgen Strätz.

Klar ist: Auch 2016 wollen alle drei Anlagen erneut am Förderprogramm teilnehmen, auch wenn dies nach der kostenfreien Einführung im zweiten Jahr mit Kosten verbunden sein dürfte. Dafür erhalten die ausgezeichneten Clubs aber auch Fördermittel. Insgesamt schüttet der DGV 600.000 Euro an die Golfclubs aus, aufgeteilt nach Platzierungen. „Diese Anschubfinanzierung soll dazu dienen, neue Jugendmaßnahmen zu installieren und die Rahmenbedingungen für den Leistungssport weiter auszubauen“, erklärt Leimeister die Investitionen in die Zukunft.

Stefan Kühlborn