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Köln.Sport

“Ich weiß, was ich an Fortuna habe“

Uwe Koschinat (l.) und Fortuna-Präsident Klaus Ulonska bejubeln den Auswärtssieg in Osnabrück. Foto: IMAGO/Jan Huebner

Uwe Koschinat (l.) und Fortuna-Präsident Klaus Ulonska bejubeln den Auswärtssieg in Osnabrück.
Foto: IMAGO/Jan Huebner

Als die Fortuna 2011 einen neuen Trainer gesucht hat, hat Ausbilder Frank Wormuth Sie als Kandidaten vorgeschlagen. Hat er Ihnen erklärt, warum?
Am Ende war es wohl ein Zusammenspiel der Tatsachen, dass ich aus dem Raum Köln komme und ein junger Trainer bin, der im Lehrgang gezeigt hat, dass er nach langen Jahren in der zweiten Reihe Verantwortung tragen will.

Haben Sie sofort gemerkt: Uwe Koschinat und Fortuna Köln könnte passen?
Ich war froh, dass sich eine Tür bei einem Traditionsverein wie Fortuna öffnet. Mir war natürlich bewusst, dass es ein anderes Niveau ist, als in Koblenz. Priorität war aber, zunächst einmal überhaupt einen Job zu haben. Das waren ganz naive Gründe. Ich habe gleich gespürt, dass der Verein klare Erwartungen an mich hat und der Fußball hier verstärkt aus einem betriebswirtschaftlichen Blickpunkt betrachtet wird. Das hat mich sehr gereizt.

Ist die Fortuna für Sie der perfekte Verein, um sich zu verwirklichen?
Dass das so ist, habe ich sehr schnell gemerkt. Es gab von Beginn an die klare Erwartungshaltung, dass ich als Trainer der Mannschaft ein Gesicht geben soll. Es ging in allen Gesprächen um meine Vorstellung von Fußball und wie kompatibel diese mit meiner Personalauswahl ist. Es ist ein Unterschied, ob man mit einem bestehenden Team arbeitet oder Einfluss auf die Zusammenstellung des Kaders hat.

„Wir haben viele Highlights gesetzt, die alle eine enorme Strahlkraft hatten“

„Wir haben viele Highlights gesetzt, die alle eine enorme Strahlkraft hatten“

Wie viel Ihrer Idealvorstellung von Fußball steckt aktuell im Team?
Ich glaube, dass Fortuna Köln einen Wiedererkennungswert hat. Dieser hat viel mit meinen Erwartungen und grundsätzlichen Vorgaben an die Mannschaft zu tun. Wir arbeiten auf einem sehr hohen physisch Niveau, haben viele athletische und großgewachsene Spieler und sind eine Mannschaft mit enormem Zug zum Tor, die sehr wenig Wert auf lange Ballzirkulation legt. Es steht immer eine Truppe auf dem Platz, die alles für den Verein gibt und sich voll mit Fortuna Köln identifiziert. Für mich ist das selbstverständlich. Andere Vereine zeigen aber immer wieder, dass es das heutzutage nicht mehr ist. Für mich gehört Demut unbedingt dazu, um sich eine Akzeptanz beim Publikum zu erarbeiten und eine Grundlage für eine positive Stimmung zu schaffen.

Wenn man ihre Mannschaft fragen würde, wofür Trainer Uwe Koschinat steht, was glauben Sie, wäre die Antwort?
Stichworte wie Leidenschaft, Emotionalität im positiven Sinne, klare taktische Vorstellung und das Achten auf ein sauberes Miteinander würden sicherlich fallen.

Sie sind jetzt im vierten Jahr Trainer bei Fortuna Köln. Unter Ihrer Führung hat sich Fortuna zu einem Aufstiegskandidaten in der Regionalliga entwickelt, den Aufstieg geschafft und spielt aktuell ein mehr als ordentliches erstes Jahr in der dritten Liga. Was war Ihr persönliches Highlight Ihrer bisherigen Fortuna-Laufbahn?
Ich hatte das große Glück, dass wir sehr viele Highlights gesetzt haben, die als Einzelereignis alle eine enorme Strahlkraft hatten. Aber natürlich ist der Aufstieg, ausgehend vom Anschlusstor in München das wichtigste Erlebnis meines bisherigen Wirkens bei der Fortuna. Ich habe den Jungs vom ersten Tag an gesagt: Unsterblich wirst du in einem Verein nur, wenn du etwas wirklich großes leistet. Im Regelfall sind das Titel oder Aufstiege. Wenn man bedenkt, wie viele Mannschaft in den Regionalligen an den Start gehen, dann ist es eine herausragende Leistung, die bleibt. Ich kann aber nicht verhehlen, dass auch der Sieg gegen Unterhaching – nach fünf Niederlagen in Folge – ein großes Glücksgefühl und eine enorme Befreiung war.

Haben Sie schon mit Herrn Schwetje über die Fortführung des finanziellen Engagements gesprochen?
Wir haben bei Fortuna Köln den großen Vorteil, dass wir in klaren Kompetenzbereichen arbeiten und uns in diesen Bereich regelmäßig austauschen. Der wichtigste Faktor ist, dass wir in der Öffentlichkeit nicht über Teilbereiche sprechen, die nicht in unseren Kompetenzbereich fallen. Ich weiß sehr genau, was im nächsten Jahr zur Verfügung steht. Daraus leitet sich logischerweise ein Saisonziel ab. Sollten wir dieses Jahr die Klasse halten, werden wir nächste Saison keine exorbitant hohen Sprünge machen können. Wir bemühen uns, im Rahmen unserer Möglichkeiten wieder intelligente Personalentscheidungen zu treffen. Das war zuletzt unser wichtigstes Gut und ist nach dem Erfolg der letzten zweieinhalb Jahre auch in Zukunft der Schlüssel. Es gibt viele Mannschaften mit denen wir in Sachen Budget nicht konkurrieren können, und trotzdem haben wir gezeigt, dass wir besser sind.

Zuletzt mussten Sie in Sachen Saisonplanung stets dreigleisig fahren und verschiedene mögliche Szenarien berücksichtigen.
Wir sind immer darum bemüht, unsere Ertragssituation zu verbessern. Das ist in Köln als Nummer zwei nicht so ganz einfach, aber sehr wohl möglich. Dafür brauchen wir eine klare Identität. Sportlich kann man nicht viel mehr liefern, als wir in den letzten Jahren. Auch in Bezug auf die Außendarstellung geht es nicht besser. Die Personen, die den Verein repräsentieren sind in dieser Stadt wahnsinnig positiv behaftet. Allen voran natürlich unser Präsident Klaus Ulonska. Da haben wir eine gute Basis. Am Ende ist es wie in einem Unternehmen: Wer sich weiterentwickeln will, hat zwei Möglichkeiten. Entweder spart man Kosten ein, was bei uns vollkommen unmöglich ist, da wir eh schon am unteren Limit arbeiten. Oder man versucht Einnahmen zu erhöhen. Das ist allerdings nicht meine Kernkompetenz. In der täglichen Arbeit ist das primäre Ziel, die Mannschaft zum Klassenerhalt zu führen. In den Planungen geht es darüber hinaus darum, ein Team zusammenzustellen, dass dieses Ziel auch im zweiten Jahr erreichen kann.

Seite 3: Koschinats Traum von Mailand