fbpx
Köln.Sport

“Ich weiß, was ich an Fortuna habe“

Zurück1 von 3Weiter
Fortuna-Trainer Uwe Koschinat spricht im Köln.Sport-Interview über den Trainerjob, Ausbildung und natürlich den SC Fortuna Köln. Fotos: Ben Horn

Im Schatten des RheinEnergieStadions absolvierte Uwe Koschinat den DFB-Trainerlehrgang.
Fotos: Ben Horn

Als Trainer trägt Uwe Koschinat im vierten Jahr die sportliche Verantwortung in der Südstadt. Mit Köln.Sport sprach der 43-Jährige über seinen persönlichen Werdegang, die Trainerausbildung in Deutschland und sportliche Ziele mit Fortuna Köln.

An der Deutschen Sporthochschule in Köln kennt sich Uwe Koschinat noch immer bestens aus. 2011 absolvierte der Koblenzer hier den DFB-Lehrgang zum Fußball-Lehrer, schloss die Ausbildung an der Hennes-Weisweiler-Akademie als drittbester Absolvent mit der Gesamtnote 1,7 ab. Besonders stolz ist Koschinat auf die Bestnote von 15 Punkten in seiner Lehrprobe: „Es ist ein tolles Gefühl, dass meine Arbeit auf dem Platz so gut bewertet wurde.“

Herr Koschinat, was verbinden Sie mit den Bundesligisten Bayer 04 Leverkusen, TSG Hoffenheim, FC Augsburg und Hannover 96?
Das sind alles Vereine, die aktuell von Kollegen – man kann fast schon sagen von Kumpels –trainiert werden, die gemeinsam mit mir den Fußball-Lehrer-Lehrgang absolviert haben.

Haben Sie noch Kontakt zu Roger Schmidt (Leverkusen), Marcus Gisdol (Hoffenheim), Markus Weinzierl (Augsburg) oder Tayfun Korkut (Hannover)?
Ja, sogar recht viel. Es ist sehr angenehm, dass jemand wie ich, der den Sprung in den oberen Profibereich nicht direkt geschafft hat, von diesen Kollegen trotzdem noch zurückgerufen wird. Tayfun Korkut hat sich Anfang des Jahres von sich aus gemeldet, um ein bisschen zu plaudern. Das fand ich sehr angenehm und zeigt, dass unsere Lehrgangsgruppe etwas verbindet, was über den Fußball hinaus geht. Unser Lehrgang stand vom ersten Tag an kaum im Blickpunkt, weil bis auf Thomas Schneider und Michael Wiesinger niemand dabei war, der als Profi national wirklich im Fokus stand. Wir waren vornehmlich Jungs, die in kurzen Hosen nicht die ganz große Karriere vorweisen konnten. In Relation dazu ist die Quote der erfolgreichen Erst- und Zweitligatrainer mehr als beachtlich.

Beneiden Sie die vier Kollegen, die es geschafft haben, einen Job in der Bundesliga auszuüben?
Es ist kein Neid, sondern Bewunderung und ein enormer Antrieb, wenn man sieht, was man mit Leistung erreichen kann. Ich gönne es den Jungs. In einer solchen Position muss man liefern und das gelingt ihnen in beeindruckender Manier. Wenn man beispielsweise Markus Weinzierl sieht, dann ist es unfassbar, welchen Werdegang er genommen hat.

Was war Ihr Lieblingsfach im Rahmen der Ausbildung?
Besonderes Interesse hatte ich im Bereich Trainingssteuerung und Trainingswissenschaften, weil ich gerade hier die wenigste Erfahrung vorweisen konnte und diese Defizite aufarbeiten wollte. Zu wissen, wie ein Körper auf Belastungen reagiert, ist für einen Trainer enorm wichtig.

Welchen Bereich der Ausbildung haben Sie dagegen eher widerwillig absolviert?
Ganz klar den rein medizinischen Bereich, in dem es darum ging, wie der Körper aufgebaut ist. Aus dem einfachen Grund, weil der Lernaufwand am intensivsten war. Tayfun Korkut hat mal gesagt, in der Türkei wäre er nach dieser Ausbildung anerkannter Arzt.

„Ich habe den Lehrgang immer als Chance verstanden“ – Uwe Koschinat bestand die Fußball-Lehrer-Lizenz als drittbester Absolvent seines Jahrgangs

„Ich habe den Lehrgang immer als Chance verstanden“ – Uwe Koschinat bestand die Fußball-Lehrer-Lizenz als drittbester Absolvent seines Jahrgangs

Die Ausbildung nutzen viele Kollegen, um bei Bundesligisten oder internationalen Spitzenklubs zu hospitieren. Sie waren 2011 Co-Trainer in Koblenz und haben ihre Hospitanz bei ihrem damaligen Chef-Trainer Petrik Sander absolviert. War es im Nachhinein ein Fehler, dass sie damals nicht über den Tellerrand hinaus geblickt haben?
Einige Kollegen waren bei Ihren Hospitanzen bestenfalls stille Beobachter. Ich habe in Koblenz täglich auf dem Platz gearbeitet. In der schriftlichen Ausarbeitung konnte ich reflektieren, was gut funktioniert hat und welche Maßnahmen eher weniger. Das hat mir viel gebracht, zumal wir nach dem Abstieg aus der 2. Liga eine komplett neue Mannschaft aufbauen mussten und ich die Überlegungen und Erkenntnisse in den Praktikumsbericht einfließen lassen konnte.

Haben Sie sich durch den Fußball-Lehrer-Lehrgang gut auf die Herausforderungen im Traineralltag vorbereitet gefühlt?
Absolut. Ich bin sehr gerne hierhin gekommen und habe den Lehrgang immer als Chance verstanden, mein persönliches Bild abzurunden und neben der Lizenz viele positive Eindrücke zu gewinnen. Dafür war der Erfahrungsaustausch mit den Kollegen wahnsinnig wichtig. Der wichtigste Faktor ist aber sicher das Netzwerk, das man sich im Laufe der Ausbildung aufbaut.

Wobei Sie ihre ersten Gehversuche als Trainer gar nicht im Fußball, sondern im Basketball unternommen haben. Wie ist es dazu gekommen?
Ich habe jedes Spiel meiner Frau gesehen und bin dann durch Zufall in die Trainerrolle gerutscht, weil die Mädels zur neuen Saison keinen Trainer hatten. Ich hatte zwar nicht viel Ahnung vom Sport, aber eine klare Idee, wie ein Team zu führen ist und was athletisch zu tun ist. Wir sind dann direkt aufgestiegen und haben auch den Klassenerhalt geschafft. Mir hat es Spaß gemacht, Einfluss auf die Gruppe zu nehmen. Da habe ich zum ersten Mal gespürt, das könnte etwas sein, was ich gerne weiter verfolgen möchte. Wenn ich mit den Mädels zurecht komme, müsste das mit einer Männer-Fußballmannschaft auch funktionieren.

Gibt es einen Bereich, der im Rahmen der Ausbildung zum Fußball-Lehrer zu kurz kommt?
Der kaufmännische Bereich muss über kurz oder lang in die Ausbildung mit einfließen. Viele Trainer sind auch für die Zusammenstellung des Kaders zuständig. Da wäre es absolut sinnvoll, eine Bilanz lesen und eine Budgetierung eines Vereins mit allen Kosten überblicken zu können.

Seite 2: Koschinat und Fortuna – das passt!

Zurück1 von 3Weiter